Behörden beobachten gewalttätige Muslime schon länger
Top-Salafisten an Angriff beteiligt
Herford (WB). Zwei der sechs Männer, die am Mittwoch in Herford Jesiden angegriffen haben, werden von Sicherheitsbehörden als Top-Salafisten eingestuft.
Von Christian Althoff
Das erfuhr das WESTFALEN-BLATT am Freitag aus Sicherheitskreisen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln äußerte sich nicht dazu.
Verfassungsschutz: 6000 Salafisten in Deutschland
Salafisten sind ultrakonservative Muslime, die einen Gottesstaat errichten wollen, in dem die Scharia gilt. Ein Teil der Salafisten will dieses Ziel mit Gewalt erreichen. Der Verfassungsschutz gibt die Zahl der Salafisten in Deutschland mit 6000 an, in Nordrhein-Westfalen sollen es 1500 sein, darunter viele Deutsche.
Herforder Wirt angegriffen
Der jesidische Wirt aus Herford hatte zu einer Demonstration gegen die Terrortruppe »Islamischer Staat« (IS) aufgerufen, die in Syrien und im Irak einen Gottesstaat errichten will und Jesiden vertreibt oder tötet. An dem Angriff auf den Wirt waren am Mittwoch sechs Muslime beteiligt – vier Deutsche und zwei Russen. Nach Einschätzung von Sicherheitsbehörden sollen alle sechs den IS unterstützen. Fünf von ihnen stammen aus Tschetschenien, der sechste aus dem Osten Deutschlands. Letzterer ist Konvertit.
Top-Salafist ein hochgefährlich Kämpfer
Wie am Freitag bekanntwurde, haben der deutsche Inlandsgeheimdienst und der Staatsschutz der Polizei zwei der sechs Männer schon seit längerem unter Beobachtung, weil sie zu den Top-Salafisten in Deutschland gehören sollen. Zum einen soll es sich um den Konvertiten handeln, zum anderen um einen Tschetschenen. Ein hoher Beamter sagte dem WESTFALEN-BLATT: »Der Tschetschene ist ein ausgebildeter Kämpfer. Der war im Guerillakrieg gegen Putins Truppen. Der wird als hochgefährlich eingeschätzt.«
Raum Herford ist ein Anziehungspunkt für Salafisten
Der Raum Herford ist ein Anziehungspunkt für Salafisten. Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden wird in einer Herforder Moschee versucht, junge Menschen anzuwerben. »Auch der Betreiber eines Sportstudios steht im Verdacht, junge Deutsche unter dem Deckmantel des Sports für den Salafismus begeistern zu wollen«, sagte der Beamte. In der Jugendstrafanstalt Herford haben Salafisten ebenfalls schon versucht, junge Männer unter ihren Einfluss zu bekommen. Die Anwerbeversuche sollen auf Deutsch stattgefunden haben.
Tod in Syrien
Vor einiger Zeit soll ein Herforder, der zum Islam konvertiert war, von Salafisten rekrutiert und zum Kampf mit dem IS nach Syrien geschickt worden sein. Der Staatsschutz geht davon aus, dass der 22-Jährige in diesem Jahr ums Leben gekommen ist. Insgesamt soll sich etwa ein Dutzend junger Männer aus Ostwestfalen dem IS angeschlossen haben.
Demos in Ostwestfalen-Lippe
In Herford sind am Freitagabend wieder Jesiden gegen den IS auf die Straße gegangen. Die Polizei sprach von etwa 2000 Teilnehmern, die Demonstration blieb friedlich. An diesem Samstag werden in Bielefeld 10.000 Jesiden aus ganz Deutschland zu einer Kundgebung erwartet.
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