Kommentar: Poggenpohl-Insolvenzverwalter muss gut aufpassen

Sorgen ums Flaggschiff

Herford (WB). In der Corona-Krise droht Herford eines seiner Flaggschiffe einzubüßen. Seit 123 Jahren beziehen Haushalte in aller Welt die Küche ihres Lebens von Poggenpohl – so lautete ein Werbespruch aus den fünfziger Jahren, der noch heute die Kraft des Markennamens anklingen lässt.

Von Stephan Rechlin

Samstag, 02.05.2020, 07:00 Uhr aktualisiert: 02.05.2020, 16:22 Uhr

Ob der insolvente Küchenhersteller Poggenpohl weiter in Herford produzieren wird, hängt unter anderem von der Wachsamkeit des Insolvenzverwalters ab. Foto: Moritz Winde

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So wie das Coronavirus für ältere, vorerkrankte Menschen besonders gefährlich ist, so sehr bedroht die dadurch ausgelöste Wirtschaftskrise bereits angeschlagene Unternehmen besonders stark. Kurzarbeit, Produktionsstraffung und Liquiditätsengpässe haben Poggenpohl in den vergangenen Wochen sicher noch einmal zugesetzt. Doch am Ende ist es der Münchener Finanzinvestor Adcuram, seit 2017 Inhaber des Küchenbaukonzerns, der offenbar nicht mehr bereit ist, weiter in den Ausbau eines Premium-Produktes zu investieren und den Stecker zieht.

So stark das Coronavirus die Handlungsmöglichkeiten auch begrenzt, so verlockend sind die Chancen der Nachcoronazeit, wann immer die auch beginnen mag. Der chinesische Aktienmarkt etwa ist bisher so gut wie unbeschädigt aus der Krise gekommen. Poggenpohl ist keine börsennotierte Aktie, aber ein hochinteressanter Titel, mit dem nach der Krise noch viel Geld zu verdienen sein wird. Im Interesse der 270 verbliebenen Mitarbeiter ist zu hoffen, dass Insolvenzverwalter Manuel Sack in den kommenden Wochen gut über Markenrechte, Kundendateien und Konstruktionspatente wacht. Sogar Nobia hat schon einmal versucht, die guten Poggenpohlküchen anderswo auf der Welt billiger herstellen zu lassen.