„Kulturbühne“ – Folge 10 – Heute: Improvisationstheater „SpekSpek“
„Improvisieren ist eine eigene Kunst“
Bad Oeynhausen (WB). Es ist die Lust am Augenblick, das Spontane, das Improvisierte. Hier können die Akteure des Theater-Ensembles „Spektakulär“ aus Porta Westfalica ihre Schauspielkunst ganz unmittelbar ausleben. Dabei ist ihre Freude am gelungenen Moment durch nichts zu erschüttern – auch nicht durch Corona.
Von Gabriela Peschke
Das kleine Improvisationstheater hat seinen Sitz in Kleinenbremen. In einem Gebäude, von dem Gründer Holger Pape bereits Anfang der 2000er Jahre, als er von seiner Schauspielausbildung in Dortmund zurückkehrte ins heimische Porta Westfalica, gewusst zu haben schien: Hier ist der rechte Platz für ein Zimmertheater, das vor allem eines möchte: den unmittelbaren Bezug zum Publikum. Und so gründete er das Ensemble Spektakulär, das, abgekürzt als SpekSpek, im Namen bereits den doppelten „Kick“ abbildet, der für die gut zehn freischaffenden Schauspieler das Besondere ausmacht. „Wir sind spektakulär in der Art der Darbietung“, erläutert Pape und meint damit: Ohne Kulissen und Kostüme, vor allem ohne erlernte Texte treten die Akteure vor ihr Publikum.
Einbindung der Zuschauer
Dieses wiederum findet die kurzweilige Unterhaltung von durchschnittlich drei bis fünf Minuten wegen der Spontaneität oft ebenso „spektakulär“, wie der künstlerische Leiter weiß. Daher also der sinnige Doppelname: „SpekSpek“.
„Wir binden die Zuschauer direkt ein in unsere szenischen Darbietungen. Sie dürfen das Thema bestimmen, die Beziehung der Akteure oder andere Stichworte liefern“, berichtet Pape. Diese Art von Interaktion zwischen sonst eher klar verteilten Rollen findet ihren Zuspruch: „Wir haben pro Saison in der Regel rund 30 Auftritte“, erläutert er. Und dafür kamen jeweils gut 80 Zuschauer in die kleine Location in Kleinenbremen, die seit vergangenem Jahr nicht mehr bespielt wurde, weil sie nicht für so viele Gäste ausgelegt ist. In größeren Räumlichkeiten, die das Ensemble als Tourentheater in der Region ansteuert, seien es oft weit mehr als 100 Besucher, sagt Pape. Dazu gehört auch die Druckerei in Bad Oeynhausen, wo das Ensemble mit seinen sogenannten „PlayShops“ Zutritt zu Live-Proben gewährt und zum Mitmachen einlädt. „5-4-3-2-1“, zählt das Publikum vor – und schon geht’s los. Mal gibt’s was zum Lachen, mal etwas Ernstes. Ganz so, wie es den Akteuren gerade in die Köpfe kommt.
Spaßkellner und B(l)auarbeiter
Zusätzlich schlüpfen sie auch mal in die Rolle von Comedy Cops und sorgen für Recht und Unsinn, verdingen sich als Spaßkellner oder B(l)auarbeiter. Gern auch auf Privatveranstaltungen wie dem Junggesellenabschied oder Firmen-Events. Oder sie verzaubern als Stelzengänger mit WalkActs. „Doch davon ist in dieser Saison leider nichts geworden“, bedauert Holger Pape. Denn bis auf drei Veranstaltungen, die bis zum Jahresende hoffentlich noch stattfinden dürfen, gibt es keine Buchungen für das Ensemble. Das bedeutet: spektakulärer Finanzausfall.
Rücklagen aufgebraucht
Denn in der Regel bilden gut fünfstellige Einnahmen die Rücklage für die folgende Spielzeit. „Dieses Jahr war das Geld vom Vorjahr bereits im Juli aufgebraucht“, bedauert Pape. Das liege natürlich auch daran, dass die Eintritts-Preise von „SpekSpek“ „nicht radikal gewinnorientiert“ seien. „Wir möchten, dass unsere Kunst für viele erschwinglich ist“, stellt er klar. Daher freut es ihn besonders, wenn vereinzelt jetzt wieder Anfragen kommen. Im August erst konnte das Ensemble beim zweiten Open Air auf dem Gelände der Freilichtbühne Porta große Erfolge feiern. Aber er versteht auch die Zurückhaltung von Veranstaltern und Besuchern. „Wir sollten nur vor lauter Angst und Sorge nicht vergessen, wie viel Schönes die Kultur uns erschließt“, sagt er. „Denn gerade in dieser unsicheren Zeit ist es wichtig, die Kunst zu nutzen, um ganz bei sich zu sein“. Also dann: „5-4-3-2-1“ – und los geht’s!
Rubrik: „ehrenamtliche Kunst auf Vereinsebene“
Im Rahmen der Reihe „Kulturbühne“ sind bislang diese Beiträge erschienen:
Vorhang auf für die Kulturbühne
Folge 1: Bildhauerin Astrid Mulch
Folge 2: Theatergruppe Newcomers
Folge 3: Quartettverein Bad Oeynhausen
Folge 4: Violinistin Veronika Bejnarowicz
Folge 5: Kleines Theater Rehme
Folge 6: Handstand-Artist Sven Böker
Folge 7: Flechtwerkgestalterin Kerstin Eikmeier
Folge 8: Kantorei an der Auferstehungskirche
Anrufen und GOP-Karten gewinnen
Sie möchten im Rahmen der „Kulturbühne“ dem Improvisationstheater „Spek Spek“ Ihre Stimme geben? Dann rufen sie bis Sonntag, 13. September 2020, über die Gewinn-Hotline 01379/883007 (0,50 €/ Anruf dt. Festnetz, ggf. andere Mobilfunkpreise) an. Unter allen Anrufern werden ein Mal zwei Karten für den Besuch einer Vorstellung im GOP-Varieté verlost. Es hat nach einer Corona-Zwangspause den Spielbetrieb am 24. Juli 2020 wieder aufgenommen.
Der Rechtsweg ist bei der Aktion ausgeschlossen.
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Preisgeld von insgesamt 6000 Euro in drei Kategorien– Leser wirken mit Vorhang auf für die „Kulturbühne“
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„Kulturbühne“ – Folge 1 mit Bildhauerin Astrid Mulch Kreativität als Lebenselixier: „Kunst ist existenziell“
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„Kulturbühne“ – Folge 2 mit den „Newcomers“ aus Bergkirchen Stillstand: keine Komödie gleich keine „Kohle“
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„Kulturbühne“ – Folge 3 – Heute: Quartettverein Bad Oeynhausen „Es tönen die Lieder” – derzeit leider nicht
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„Kulturbühne“ – Folge 4 – Heute: Violinistin Veronika Bejnarowicz Corona zieht ganz neue Saiten auf
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„Kulturbühne“ – Folge 5 – Heute: Kleines Theater Rehme Wie die Faust aufs Auge: Goethe in der Corona-Zeit
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„Kulturbühne“ – Folge 6 – Heute: Handstand-Artist Sven Böker „Die Frage ist nicht, ob es weitergeht, sondern nur wann“