Recherche deckt Tierquälerei auf - Rhein-Erft-Kreis schließt Schlachthof
Video zeigt brutale Schächtung von Tieren
Hürth
Schon wieder haben Tierschützer mit versteckten Kameras schwere Verstöße auf einem Schlachthof in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen. Diesmal stammen die Aufnahmen nach Angaben des Deutschen Tierschutzbüros e. V. aus einem Betrieb in Hürth bei Köln.
Ein Sprecher des Rhein-Erft-Kreises sagte, man habe die Videos am 9. Januar morgens von Tierschützern bekommen. Noch während der Auswertung habe man am Vormittag einen Veterinär in den Betrieb geschickt und den Schlachthof noch am selben Tag stillgelegt.
„Die Rohheit, mit der dort Schafe und Rinder behandelt wurden, ist unfassbar“, sagt Denise Weber, Sprecherin des Deutschen Tierschutzbüros in Sankt Augustin. Sie habe das gesamte Videomaterial gesichtet, das zwischen dem 25. Dezember und dem 4. Januar entstanden und dem Verein zugespielt worden sei.
„Schafe werden an Schwänzen oder Beinen in den Schlachtraum geschleift, und Rinder, die nicht schnell genug laufen, werden getreten, geschlagen und mit Mistgabeln getrieben.“ Dabei seien auch Tiere mit der Mistgabel ins Auge getroffen worden.
Contentwarnung! Das Video zeigt Tierquälerei und Blut:
Besonders schlimm sei, dass in dem Betrieb Tiere geschächtet worden seien, also ohne Betäubung mit einem Schnitt durch die Kehle getötet wurden. Das Fleisch geschächteter Tiere wird in der Regel von Juden und Muslimen verlangt, wobei das Schächten einem Schlachter nur mit Sondergenehmigung erlaubt ist – und die wird in Nordrhein-Westfalen nicht erteilt.
Betäubungsloses Schlachten nur mit Ausnahmegenehmigung
„Die Schafe wurden brutal auf den Boden gedrückt, und dann wurde ihnen die Kehle aufgeschnitten“, sagt Denise Weber. Man sehe deutlich, wie die Tiere versuchten, sich zu wehren. „Die spüren, was ihnen droht, und sie wollen nicht sterben.“
Die Tiere, die nicht geschächtet worden seien, seinen vor dem Schlachten „zum Teil stümperhaft“ mit einer Elektrozange oder einem Bolzenschussgerät betäubt worden. „Es gibt deutliche Anzeichen, dass manche Tiere noch bei Bewusstsein waren, als ihnen die Kehle durchschnitten wurde.“ Solche Fehlbetäubungen kämen in allen Schlachthöfen vor – millionenfach, sagt die Sprecherin.
„Die Bundesregierung hat 2012 auf eine Kleine Anfrage der Grünen erklärt, dass zwischen 3,3 und 12,5 Prozent der Schweine und vier bis neun Prozent der Rinder nicht richtig betäubt würden.“ Zu Geflügel machte die Regierung damals keine Angaben.
„Bei 750 Millionen geschlachteter Landtiere pro Jahr in Deutschland sprechen wir also von Millionen Tieren, die bei Bewusstsein geschlachtet werden.“
Daran könne auch eine Videoüberwachung von Schlachthöfen, wie NRW sie anstrebe, nichts ändern, sagt Denise Weber. „Der einzige, der dagegen etwas tun kann, ist der Verbraucher. Nur wer kein Fleisch kauft, reduziert die Tierquälerei.“
Betrieb geschlossen und versiegelt
Ein Sprecher des Rhein-Erft-Kreises sagte, man habe bei der Staatsanwaltschaft Anzeige gegen die Mitarbeiter und den Inhaber des Schlachthofs erstattet. Außerdem würden vom Land NRW weitere Maßnahmen geprüft. „Unsere Veterinäre haben den Betrieb regelmäßig kontrolliert, aber keine Hinweise auf Schächtungen festgestellt.“
Denise Weber sagt, dieses sei der 21. Schlachthof, in dem Tierschützer verschiedener Organisationen in den vergangenen Jahren Tierquälereien dokumentiert hätten. „Im Einzelfall ändert das zwar etwas, aber leider nicht am System.“
Ein weiterer Fall
Ein Sprecher des Rhein-Erft-Kreises sagte, man habe die Videos am 9. Januar morgens von Tierschützern bekommen. Noch während der Auswertung habe man am Vormittag einen Veterinär in den Betrieb geschickt und den Schlachthof noch am selben Tag stillgelegt.