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Polizei und Ordnungsamt gehen erneut gegen Drogenszene in Bielefeld vor

Razzia diesmal an der Tüte

Bielefeld

Eine Woche nach der Razzia auf dem Kesselbrink haben Polizei und Ordnungsamt am Dienstag die Alkohol- und Drogenszene vor der Stadthalle - an der Tüte - eingekreist und kontrolliert. Die Polizei sendet damit Signale in zwei Richtungen aus: An die Szene, dass sie nicht ohne Widerstand Straftaten begehen kann, und an die Bürger, die sich auch an diesen Hotspots sicher fühlen sollen.

Kräfte der Polizei und des Ordnungsamtes haben rund 50 Angehörige der Trinker- und Drogenszene an der „Tüte“ zunächst festgesetzt und später kontrolliert. Foto: Bernhard Pierel

Die Razzia an der Tüte unter der Leitung von Torsten Lampe, Erste Polizeihauptkommissar und Leiter der Polizeiwache Ost am Kesselbrink, findet denn auch gut sichtbar für die Passanten und unter Begleitung der Medien am Dienstagnachmittag statt. Sie ist Teil des Polizeischwerpunkts „Sicherheit in der Bielefelder Innenstadt“. „Wir wollen sehen, wer zur Szene dazugehört, wer sich hier aufhält“, sagt Polizeisprecher Fabian Rickel. Und vielleicht klären sich bei den Kontrollen auch gleich ein paar Drogendelikte, Gewalt- und Eigentumsdelikte auf.

Aus allen Richtungen kommen die Beamten an den Aufgang zur Stadtbahn, wo sich rund 40 Männer und Frauen aufhalten, viele mit Bierflaschen oder -dosen in der Hand. Etwa zehn weitere drängen die Polizisten aus der Grünanlage vor der Stadthalle an die Tüte. Dort werden sie erst einmal eingekreist und beobachtet. Die Angehörigen der Szene nehmen es fast gleichmütig hin: kaum Protest, wenig Diskussionen mit den Beamten.

Die Beamten haben die Verdächtigen auf Drogen und gefährliche Gegenstände kontrolliert und die Personalien aufgenommen. Foto: Bernhard Pierel

Im Hintergrund wartet Drogenspürhund Tessa, bereit, um nach Rauschgiftdepots in der Umgebung zu suchen, „falls es Hinweise darauf gibt“, erklärt Polizeidirektor Andreas Schramm, Leiter der Polizeiinspektion, die den Einsatz vorbereitet hat. Er lobt das Zusammenspiel mit Kräften des Ordnungsamtes, die bei der Razzia mitwirken und in der Innenstadt ohnehin gemeinsam mit Kollegen der Polizei zur Ordnungspartnerschaft gehören.

Verbotenes Messer gefunden

Ein Polizist findet ein abgelegtes Springmesser, nimmt es mit, „bevor noch jemand auf dumme Gedanken kommt“.  „Eine verbotene Waffe“, wie die Polizei anmerkt, und die der Besitzer wohl schnell noch loswerden wollte, bevor die Kontrollen beginnen. Für sie stellt die Einsatzhundertschaft acht Transportfahrzeuge zu einer Wagenburg auf, um diesen Teil des Einsatzes vor den Blicken anderer abzuschirmen. Personalien werden aufgenommen, Taschen und Kleidung auf Drogen und andere verbotene Gegenstände durchsucht, gegebenenfalls Platzverweise ausgesprochen oder andere Maßnahmen wie Verhaftungen angeordnet, kündigt Polizeisprecherin Sarah Siedschlag an. 

Dieses verbotene Springmesser wurde vor den Durchsuchungen schnell noch abgelegt. Foto: Bernhard Pierel

Nach einer halben Stunde im Polizeikessel kommt dann doch Unruhe auf. „Nicht vordrängeln“, ruft einer aus der Szene an der vordersten Reihe des inzwischen gespannten Flatterbandes. Weil deren Akteure der Kontrolle jetzt eh nicht mehr entgehen können, soll es wenigstens schnell gehen.

68 Kontrollen

Insgesamt kontrollieren die Einsatzkräfte 68 Personen. Bei einem 29-jährigen Mann ohne festen Wohnsitz finden die Beamten eine Substanz, bei der es sich mutmaßlich um Kokain handelt, sowie verschreibungspflichtige Medikamente. Sie nehmen den Mann vorläufig fest und erstatten Anzeige, da er im Verdacht steht, mit Betäubungsmittel Handel zu treiben.

Es kommt zu elf Sicherstellungen, darunter Betäubungsmittel, Messer und Pfeffersprays. Die Beamten fertigen insgesamt zehn Strafanzeigen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz und das Waffengesetz.

Das Ordnungsamt stellt insgesamt 13 Ordnungswidrigkeiten fest, darunter elf Verstöße gegen die ordnungsbehördliche Verordnung der Stadt Bielefeld, ein Verstoß gegen die Hundesteuersatzung und ein weiterer gegen das Landeshundegesetz.

„Das machen wir jetzt häufiger“, ist von den Beamten zu hören. Ganz verdrängen will man die Drogenszene nicht, weil man sie im Blick behalten möchte. Dealer und Konsumenten sollen sich aber auch nicht allzu sicher fühlen.

Anwohner des Ostmannturmviertels in Sorge

Das weitere Umfeld dieses Szene-Standorts ließen die Beamten an diesem Tag allerdings aus: Parkhäuser, Hinterhöfe und Hauseingänge etwa an der Feilenstraße, in die sich die Abhängigen gerne zurückziehen, um Drogen zu kaufen, zu konsumieren oder zu übernachten.

Oder auch das Ostmannturmviertel. Dort mehren sich die Klagen der Anwohner über Missstände. Der Nachbarschaftsrat beschreibt in einer Bürgereingabe für die Bezirksvertretung Mitte an diesem Donnerstag Probleme durch Drogenkonsum, Alkoholmissbrauch, Kriminalität und Vermüllung. Das Viertel liege im Schnittpunkt bekannter Treffpunkte wie der Alkohol- und Drogenszene an der Tüte, dem Kesselbrink und dem Drogenhilfezentrum an der Borsigstraße.

Mit einer Eingabe an die politischen Gremien weisen Anwohner des Ostmannturmviertels auf Missstände wie Drogenhandel und -konsum sowie Prostitution in den ruhigen Ecken des Quartiers hin.  Foto: Bernhard Pierel

„Die Laufwege zwischen diesen Plätzen kreuzen das Quartier, und die Innenhöfe und ruhigen Ecken im Viertel werden zum Handel und Konsum von Drogen und Prostitution genutzt“, heißt es in der Eingabe. Der Nachbarschaftsrat beantragt eine Veränderungssperre, damit Missstände beseitigt werden, bevor es zu einer planerischen Gestaltung kommen könne, durch die die Probleme im Bahnhofsumfeld nachhaltig gelöst würden. Denn „alle bisherigen Gegenmaßnahmen hatten nur temporäre Effekte“, beklagen die Anwohner.

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Die Razzia an der Tüte unter der Leitung von Torsten Lampe, Erste Polizeihauptkommissar und Leiter der Polizeiwache Ost am Kesselbrink, findet denn auch gut sichtbar für die Passanten und unter Begleitung der Medien am Dienstagnachmittag statt. Sie ist Teil des Polizeischwerpunkts „Sicherheit in der Bielefelder Innenstadt“. „Wir wollen sehen, wer zur Szene dazugehört, wer sich hier aufhält“, sagt Polizeisprecher Fabian Rickel. Und vielleicht klären sich bei den Kontrollen auch gleich ein paar Drogendelikte, Gewalt- und Eigentumsdelikte auf.

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