Ex-Arminia-Trainer spricht über Verhältnis zu Samir Arabi - DSC zeigt sich „deutlich irritiert“
Uli Forte: „Es gab wenig Miteinander“
Bielefeld
Zum ersten Mal seit seiner Freistellung im August dieses Jahres äußert sich Ex-Trainer Uli Forte im „Kicker“ öffentlich über sein kurzes Engagement beim Fußball-Zweitligisten Arminia Bielefeld. Dabei kommt unter anderem Sport-Geschäftsführer Samir Arabi gar nicht gut weg.
„Ehrlicherweise habe ich nicht die Unterstützung gespürt, die ich mir gewünscht hätte. Ich habe mich oft allein gefühlt. Es gab schnell sehr viel Kritik und wenig Miteinander“, antwortet Forte in dem Interview auf die Frage zu seinem Austausch mit der Vereinsführung.
Sein Verhältnis zu Arabi bezeichnet Forte, dessen Vertrag beim DSC noch bis Juni 2024 gültig ist, als „von Beginn an bis zum Ende unterkühlt“. Der Ex-Coach: „Anfangs dachte ich, es seien die Nachwirkungen der unglücklichen Vorsaison und ein paar positive Resultate nach und nach würden schon helfen. Aber da kam nichts. Ich habe von Samir Arabi seit dem Trennungsgespräch in seinem Büro nichts mehr gehört, gelesen oder gesehen.“
„Nicht abgestimmt": Arminia ist überrascht
„Ich bin überrascht, dass ein Angestellter unseres Klubs diesen Weg in die Öffentlichkeit wählt", teilt derweil Arminias Pressesprecher Alex Jacob auf Nachfrage mit und ergänzt: „Über seine Wortwahl bin ich deutlich irritiert. Uli Forte hat dieses Interview mit dem Klub nicht abgestimmt, was er als nach wir vor DSC-Angestellter selbstverständlich müsste."
Mit Verweis auf das Dienstagabendspiel beim SC Paderborn (18.30 Uhr/Sky) seien weitere Äußerungen eines Klub-Offiziellen zunächst nicht zu erwarten, heißt es von Seiten des DSC.
Uli Forte
Der 48 Jahre alte, in der Schweiz lebende italienische Trainer war bei den Ostwestfalen nur gut zwei Monate im Amt. Am 1. Juni 2023 war beim DSC Trainingsauftakt, am 17. August musste Forte bereits wieder gehen. Arminia hatte die ersten vier Saisonspiele unter seiner Regie allesamt verloren. Sein Nachfolger wurde Daniel Scherning (39). Indirekt macht Forte für den kapitalen Fehlstart auch Arabi verantwortlich, indem er sagt: „Arminia hat eine große Zahl guter, ja, überdurchschnittlicher Fußballer. Aber für diese Mission in der 2. Liga war der Kader anfangs der Saison nicht optimal zusammengestellt.“
Uli Forte
Forte gibt an, dass er sich die Wende zugetraut hätte. „Absolut, ja: Ich bin überzeugt davon. Aber ich hätte es nicht alleine geschafft. Auch mein Nachfolger Daniel Scherning kann es nicht alleine schaffen. Alle müssen zusammen am selben Strick ziehen, in dieselbe Richtung“, rät er den Ostwestfalen, die den letzten Tabellenplatz in der 2. Liga belegen.
Forte erklärt, dass er Arminias Spiel vermehrt auf Zweikämpfe und Luftduelle habe ausrichten wollen - ganz so, wie es in der 2. Liga erforderlich sei. Doch offenbar muss hinsichtlich der Ausrichtung im Klub Uneinigkeit geherrscht haben, da Forte sagt: „Leider wollte man das nicht wahrhaben." Harmonie hat es im Staff offenbar keine gegeben. Der 48-Jährige, der vom Schweizer Zweitligisten Yverdon Sport zum DSC gekommen war, beklagt: „Statt Dinge mitzutragen, wurde ich sofort hinterfragt, am Ende fast bei jeder Übung im Training."
„Null Probleme" mit den Spielern
Alles in allem sei es „eine harte Zeit“ in Bielefeld gewesen, „die mir einiges aufgezeigt hat“. Es habe nach seiner Freistellung bei Arminia Kontakt zu zwei Vereinen in der Schweiz gegeben, wie er im „Kicker" verrät. Es bleibe aber weiterhin ein Ziel, wieder in Deutschland zu trainieren. „Dann mit einem längeren Engagement“, sagt Forte, der sich vorwirft, im Staff nicht rigoroser durchgegriffen und seine Interessen durchgesetzt zu haben. Zudem würde er im zweitem Anlauf einen eigenen Co-Trainer mitbringen.
Mit Arminia fühle er weiterhin mit, spricht von einem guten, klaren, offenen, harten, aber ehrlichen Verhältnis zu den Spielern. Von vielen habe er nach seiner Freistellung Nachrichten erhalten. Forte betont: „Es gab null Probleme.“