Geburtstagskind Norbert Eilenfeldt war beim einzigen Auswärtssieg von Arminia gegen Bayern München der Matchwinner
Zwei Tore für die Ewigkeit
Steinhagen
Viel hat nicht gefehlt - und der krasse Außenseiter Arminia Bielefeld hätte im Bundesliga-Spiel am Montag bei Bayern München gewonnen (Endstand 3:3). So bleibt es beim einzigen Auswärtssieg des DSC gegen die Bayern am 10. März 1979. Norbert Eilenfeldt war bei diesem vereinshistorischen 4:0 im Olympia-Stadion mit seinem Doppelpack der Matchwinner. „Eile“, wie er von den Fans gerufen wurde, ist nach seiner Profizeit in Ostwestfalen heimisch geworden und lebt in Steinhagen.
Im WB-Gespräch erinnert sich der Torjäger von einst nicht nur an die großen Spiele mit Arminia in München und auf der Alm gegen 1860, sondern auch an Europapokal-Sternstunden mit Kaiserslautern gegen Real Madrid. Sein Herz schlägt allerdings zuallererst für den DSC, für den er 232 Mal in Liga eins und zwei auflief. 2005 wurde Norbert Eilenfeldt, der am 17. Februar seinen 65. Geburtstag feiert (e), in Arminias Jahrhundert-Elf gewählt. Er ist mit dem Verein noch immer eng verbunden und steht den Fans zum Beispiel bei Stadionführungen und im Arminia-Museum gerne Rede und Antwort. Insgesamt hat der Ex-Profi 212 Erstliga-Spiele für Arminia, Kaiserslautern und Schalke (48 Tore) bestritten.
Haben Sie am Montagabend auch wie viele Arminia-Fans vor dem Fernseher mitgezittert?
Norbert Eilenfeldt: Ich habe das Spiel tatsächlich gar nicht live gesehen. Wenn ich jetzt auch noch DAZN abonniere und noch mehr Fußball gucke, dann bekomme ich Ärger mit meiner Frau. Aber ich habe schon vor dem Spiel zu meinem Nachbarn gesagt, dass es nach mehr als 40 Jahren mal an der Zeit wäre, wieder in München zu gewinnen. Das hat zwar nicht ganz gereicht, doch auch der eine Punkt ist sehr wertvoll. Wenn man gegen Bayern fast gewinnt, dann gibt das für die nächsten Spiele sehr viel Selbstvertrauen.
Sie selbst waren am letzten und einzigen Arminia-Sieg in München maßgeblich beteiligt?
Eilenfeldt: Dieses Spiel werde ich niemals vergessen, ein Highlight meiner Karriere. Es ist eine Ehre für mich, in der Vereinschronik mit zwei Toren bei einem 4: 0 in München verewigt zu sein. Ich finde es auch schön, dass die Menschen dieses Spiel nicht vergessen haben und mich auch heute noch darauf ansprechen.
Welche Erinnerungen haben Sie an dieses 4:0 im Olympiastadion?
Eilenfeldt: Die Bayern wollten damals ihren Trainer Pal Csernai los werden, und so haben sie auch gespielt. Wir haben die Situation ausgenutzt. Alles lief optimal und wir haben auch verdient 4: 0 gewonnen. Am Ende der Saison sind wir leider trotzdem abgestiegen. Dieses Auf und Ab ist ja typisch für Arminia.
Sie hatten die ersten zwei Tore erzielt und eine Einladung für das Aktuelle Sportstudio bekommen...
Eilenfeldt: Ich war damals Anfang 20, Medienrummel überhaupt nicht gewohnt und sollte nun vor einem Millionen-Publikum im ZDF auftreten. Ich war so nervös, dass ich am liebsten gar nicht hingefahren wäre. Ich habe dann zur Beruhigung einen Cocnac getrunken, besser wären wohl zwei oder drei davon gewesen. Doch Moderator Dieter Kürten war ein Profi. Der hat meine Nervosität natürlich bemerkt, mir Mut zugesprochen und gesagt, dass wir das hinbekommen.
Was waren weitere Höhepunkte Ihrer Karriere?
Eilenfeldt: Auf jeden Fall das 3: 2 gegen 1860 München 1981 auf der Alm. Da lagen wir 1:2 zurück, ehe Helmut Schröder in der 88. Minute und ich in der 90. Minute das Spiel noch gedreht haben. Das war ein Meilenstein auf dem Weg zum Klassenerhalt. Ich bin kurz danach zum 1. FC Kaiserslautern gewechselt und war so froh, dass mir zum Abschied dieses wichtige Tor gelungen ist.
Ich war damals zwölf Jahre alt und kann mich noch genau erinnern, dass meine Eltern mit mir nach dem 1:2 nach Hause gefahren sind...
Eilenfeldt: Ich weiß sogar, dass einige Fans kurz vor Schluss enttäuscht ihre Dauerkarte zerrissen haben, weil sie nicht mehr an uns geglaubt haben.
Was war außer dem 4:0 in München und dem 3:2 gegen 1860 Ihr persönlicher Karriere-Höhepunkt?
Eilenfeldt: Ganz klar die Europapokalspiele mit Kaiserslautern gegen Real Madrid 1982. Das Hinspiel im Bernabeu haben wir 1: 3 verloren. Auf dem Betzenberg haben wir dann 5:0 gewonnen. Ich habe in beiden Spielen getroffen. Wahnsinn, was da los war. Dieser internationale Erfolg war noch einmal eine andere Hausnummer.
Haben Sie heute noch Kontakte zum DSC?
Eilenfeldt: Ja, und der Kontakt ist sehr gut. Ich bin bei vielen Spielen und auch bei Stadionführungen mit Besuchen im DSC-Museum dabei. Zuletzt habe ich die Führungen mit Wolfgang Kneib und Roland Peitsch angeboten. Das macht sehr viel Spaß und ist eine gute Möglichkeit, Kontakt zum Verein und den Fans zu halten. Wenn ich in Bielefeld bin, werde ich auf dem Alten Markt oder in der Bahnhofstraße auch noch heute angesprochen. Ich freue mich, dass sich die Leute noch immer an mich erinnern.
Packt Arminia den Klassenerhalt?
Eilenfeldt: Ich bin fest davon überzeugt, dass es Arminia schaffen kann. Wenn ich mir Schalke, Mainz, Köln, Augsburg oder Bremen anschaue - die sind in dieser Saison auch nicht stärker.
Sie haben außer für Kaiserslautern und Arminia auch für Schalke in der Bundesliga gespielt, sind sogar in Gelsenkirchen geboren. Für wen schlägt Ihr Herz und hat S04 noch Chancen auf den Klassenerhalt?
Eilenfeldt: Mein Herz schlägt zuerst für Arminia, dann für Kaiserslautern. Für Schalke habe ich ja nur kurz gespielt. Ich war ausgeliehen und wäre gerne länger geblieben. Doch in Kaiserslautern wurde Hannes Bongartz Trainer und der wollte, dass ich zurückkomme. Was mit Lautern derzeit passiert, tut mir in der Seele weh. Und Schalke wird absteigen. Die müssten einen ganz dicken Brocken aus dem Weg räumen, um es noch zu schaffen. Und das traue ich ihnen nicht zu.
Fabian Klos hat Sie als Rekord-Zweitligatorschützen des DSC abgelöst. Wie nehmen Sie die Diskussionen über die Vertragsverlängerung von Klos wahr?
Eilenfeldt: Fabi hat so viel für den Verein geleistet und bringt noch immer Leistung. Meine persönliche Meinung ist, dass der Vertrag verlängert werden und er im Anschluss die Möglichkeit erhalten soll, in anderer Funktion für den DSC zu arbeiten.
Nach Ihrer Karriere waren Sie auch Trainer, unter anderem in Steinhagen....
Eilenfeldt: Ich habe in Steinhagen zwei Jahre lang die A-Jugend und eine Saison die zweite Mannschaft sowie in Senne die Jugend trainiert. Aber als Trainer war irgendwann das Feuer nicht mehr da. Es muss auch als Coach Spaß machen. Bevor man sich zum Training zwingen muss, sollte man lieber aufhören.
Haben Sie noch Kontakt zur Spvg. Steinhagen.
Eilenfeldt: Ich schaue mir in Steinhagen die Spiele an, der Platz ist ja quasi vor meiner Haustür. Doch jetzt kommt es zu Interessen-Konflikten, nachdem Basti Herrmann nach Quelle gewechselt ist und dort auch einige meiner ehemaligen Schützlinge spielen. Außerdem habe ich auch noch viele Freunde in Senne, wo ich wie gesagt auch Jugendtrainer war und gerne zuschaue.
Wie feiern Sie Ihren 65. Geburtstag?
Eilenfeldt: Da ist nichts geplant. Und mir ist es in diesen Zeiten auch lieber, den Tag zu zweit mit meiner Frau zu verbringen und mit meiner Tochter und Enkeltochter zu telefonieren. Meine Enkeltochter ist zwölf Jahre alt und reitet. Außer beim Fußball schauen meine Frau und ich auch ihr regelmäßig und gerne zu.
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