Handball-Landesliga: Verfolger Werther fordert ohne Druck, aber mit viel Ehrgeiz Spitzenreiter Verl heraus
Die vier großen T des TVW
Werther (WB). 25:3 Punkte und Platz eins nach 14 Spielen – die Zwischenbilanz von Spitzenreiter TV Verl kommt für Kenner der Handball-Landesliga nicht überraschend. Aber dass der TV Werther (22:6) mit nur drei Punkten dahinter den Primus am kommenden Sonntag als ernsthafter Herausforderer empfängt, hat viele verblüfft. Ein kleines Handball-Wunder? Nein, vielmehr das Zusammenspiel von Talent, Teamgeist und Taktikgespür des Trainers.
Talent
Nur haarscharf ist die A-Jugend der JSG Werther/Borgholzhausen im Sommer 2017 an der Bundesliga-Qualifikation vorbeigeschrammt, in der Oberliga hat die JSG mehrfach eine tragende Rolle gespielt. Das zahlt sich jetzt aus. Silas Bartling, Fynn Huxohl, Moritz Topp, Erik Sommer, Nick Borgstedt, Julian Hoffmann und Jacob Schröder und der vor einigen Jahren aus Versmold gekommene Maurice Dingwerth haben schon im Nachwuchs auf hohem Niveau gespielt. Was ebenfalls für die Ex-Hörster Colin Hoffmann und Leon Reiß, Hannes Köhne (Jöllenbeck) und Finn Karklis (Harsewinkel) gilt.
„Wir haben in der Jugend-Oberliga und den Quali-Turnieren zur Bundesliga viele enge Spiele gehabt. Dadurch sind wir auch in schwierigen Spielsituationen gut aufeinander abgestimmt“, sagt Fynn Huxohl und findet damit eine Erklärung für die beeindruckende Siegquote in den vielen knappen Partien. Trainer Carsten Gahlmann lobt nicht nur die technisch gute Ausbildung, sondern hebt hervor: „Wir haben viele spielintelligente Jungs im Kader, die in der Lage sind, die richtigen Entscheidungen zu treffen.“
Teamgeist
Der TVW baut auf eine gewachsene Mannschaft. Torwart Hannes Köhne (kam im Sommer 2019 aus Steinhagen) ist die erhoffte Verstärkung und war dank des guten Drahts zu seinen Kumpeln Colin Hoffmann und Leon Reiß vom ersten Tag an voll integriert. Gestützt durch die Erfahrung der beiden Routiniers Marius Kruse und „Henne“ Janson konnte sich die junge Truppe unbekümmert ins Geschehen stürzen. „Wir wollten einfach besser abschneiden als letzte Saison und uns mannschaftlich weiterentwickeln. Nur von Spiel zu Spiel zu gucken, hat sich echt ausgezahlt, weil jeder immer versucht sein Bestes zu geben“, beschreibt Fynn Huxohl die gemeinsame Motivation. So soll es auch in der kommenden Saison weitergehen. Denn bis auf zwei Wackelkandidaten haben bereits alle Spieler wieder zugesagt. Und auch der Trainer bleibt am Wertherberg, hat bereits „verlängert“.
Trainer und Taktik
Carsten Gahlmanns Beförderung vom A-Jugend-Coach zum Trainer der Landesliga-Männer hat sich als Glücksgriff erwiesen. Der Handball-Fachmann, der als junger Linksaußen bei SuS Oberaden schon in der 2. Liga spielte und auch in Dortmund und Schalksmühle höherklassig unterwegs war, wohnt seit einigen Jahren am Rand des Meller Stadtgebiets und hat sich im Altkreis schnell einen guten Namen gemacht. Den TVW-Kader stattete er mit einem Repertoire aus, das die meisten Gegner bisher nicht knacken konnten. „Wir haben uns im Sommer vor der Saison mehrere Deckungsvarianten erarbeitet. Wichtig ist aber auch, dass wir in der Vorbereitung auf die einzelnen Spiele Absprachen treffen, mit denen wir die herausragenden Spieler des Gegners in Schach halten können“, sagt Fynn Huxohl.
In vielen Spielbeobachtungen hat Gahlmann die für ihn neue Klasse offenbar treffend analysiert, sodass sein Team viele Gegner überrascht: „Wir spielen grundsätzlich ein anderes Deckungssystem und im Angriff konzeptionell etwas anders als vergangene Saison. Wichtig ist auch, dass wir durch unsere unterschiedlichen Spielertypen während der Partien auf Veränderungen beim Gegner reagieren können.“
Die Spieler sind auch von der Atmosphäre zwischen Mannschaft und Trainer begeistert. Fynn Huxohl: „Carsten ist ein lockerer Typ, wir haben viel Spaß im Training. Und er stellt uns auf die Spiele sehr gut ein.“
Ein „Gipfel“ mit vielen reizvollen Aspekten
Nach zwei Auftakt-Niederlagen (26:32 gegen Münster 08 und 23:26 beim TV Verl hat der TV Werther von den folgenden zwölf Partien elf gewonnen. Nur beim 22:27 in Telgte gab es Ende November eine Niederlage.
In den „engen“ Spielen hat sich der TVW - speziell auswärts - immer durchgesetzt: in Kinderhaus, Kattenvenne, Hörste und Münster mit einem oder zwei Toren Differenz, daheim gegen Gronau (31:29) und Ladbergen (28:27).
Am Sonntag treffen in Werther die beiden Teams mit den niedrigsten Gegentorquoten aufeinander: Verl hat in 14 Spielen nur 325 Treffer kassiert, der TVW 330. Allein Spvg. Hesselteich (337) kann da einigermaßen mithalten.
Die Wertheraner haben keinen Druck, das Wort Aufstieg trägt keiner auf der Zunge. Aber angesichts der verlockenden Tabellenkonstellation will die Mannschaft alles rausholen. Carsten Gahlmann: „Zunächst mal hoffe ich, dass wir alles dafür getan haben, damit die Tribüne Sonntag voll besetzt ist und wir einen echten Heimvorteil haben. Nach der erfolgreichen Revanche gegen Münster ist es ein zusätzlicher Anreiz, auch Verl im zweiten Anlauf zu besiegen. Und es soll ganz vorne ja auch spannend bleiben.“
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