Flic-Flac an der Radrennbahn: Bielefelder Motorsportler als Zirkusartisten
Trial-Polizisten jagen Spiderman
Bielefeld (WB/jm). Keine Clowns, keine Löwen und Pferde nur in Form von Pferdestärken: Der Circus Flic-Flac hat sich für seine actionreiche Wild X-Mas an der Radrennbahn ein besonderes Bonbon überlegt und erstmalig – eine Verbeugung vor Bielefeld – Motorradtrial ins Programm genommen.
Jan Junklewitz (DMSC Bielefeld), Mirco Kammel und Michel Schulte (beide MSC Brake) rocken beim wilden Weihnachtszirkus mit und bekommen vom 17. Dezember bis 4. Januar ihre eigene Festtagshow. Als Polizisten verkleidet, jagen sie Spiderman Alex Michael aus Sao Paulo/Brasilien. Das wird eine draufgängerische und riskante Verfolgungsjagd auf engstem Raum und in einigen Metern Höhe; ohne Netz und doppelten Boden.
Elektrotechnikstudent Junklewitz ist erfreut, dass er bei der Premiere unter Europas größtem Zirkuszelt dabei sein darf. »Die ziehen das total professionell auf. Das wird eine coole Sache«, schwärmt der 26-Jährige, der in diesem Jahr gemeinsam mit dem Kollegen Kammel mit Deutschland Nationen-Weltmeister in der Trophy-Wertung geworden ist.
Kürzlich besuchten die drei Trialsportler den Abstellplatz des Circus Flic-Flac auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei in Borken-Rhedebrügge, um sich das eigens angefertigte Stahlgerüst anzuschauen, das täglich (außer Heiligabend) zweimal für ein paar Minuten ihre Bühne sein wird. Am Freitag beginnen die Proben und dauern bis Dienstag, 16. Dezember. Junklewitz: »Dann muss alles sitzen. Patzer dürfen wir uns nicht erlauben. Schließlich wollen wir die Zuschauer nicht enttäuschen.«
Jan Junklewitz ist nicht nervös. Sagt das DMSC-Ass jedenfalls. Showauftritte hatte der zweimalige Deutsche Meister (2012/2013) schon zuhauf, auch tollkühne. »Insofern bin ich relativ routiniert.« Bloß in einem Zirkus hat er seinen Sport noch nie vorgeführt, vor 1500 Zuschauern. Und das lässt die Sache dann doch ein bisschen kribbelig werden. Russland, China, Südamerika: Die Trialer des MSC Brake befinden sich in rassiger internationaler Artisten-Gesellschaft. Motocross-Fahrer, die knapp unterhalb der Zeltdecke ihre Tricks vorführen, Stuntmen, Hochseilartisten, Laser-Jonglage, Tanz – und natürlich das berüchtigte Todesrad. Hier kam es 2014 während einer Vorstellung zu einem tragischen Unfall, bei dem ein Artist abstürzte und starb.
Dass die drei heimischen Motorradartisten mit eigener Choreographie ins Programm integriert worden sind, hat eine Geschichte. Bielefeld hat den Zirkusbetrieb vor vielen Jahren gerettet. Rückblende: Im Jahr 1990 wollte niemand die Show besuchen. Und dann wies die Stadt Bielefeld dem Zirkus auch noch einen Platz auf dem Johannisberg zu. Doch jede Sorge sollte sich als überflüssig erweisen – täglich ausverkauft. Für diese Rettung bedankt sich Direktor Lothar Kastein, der schon im Frühjahr den MSC-Vorsitzenden Diedrich Weber per Mail kontaktiert hatte, bei den Bielefeldern nun mit der Trialshow. Flic-Flacs Weihnachtstournee findet auch in Kassel, Dortmund, Nürnberg und Aachen statt. Trial wird nur der Kulisse in Bielefeld geboten. »Die Kastein-Brüder haben sich in jungen Jahren wohl auch mal im Trial versucht«, verrät Diedrich Weber, »eine super Sache, dass wir unseren tollen Sport auf diese Weise einem breiten Publikum zeigen können.« Eingerahmt von einer spannenden Handlung. Weber: »Dafür ist Flic-Flac berühmt. Das sind Geschichtenerzähler, die die Fähigkeiten der Akteure nutzen.«
Auch MSC Brake-Pressesprecher Daniel Beimfohr schwärmt: »Mit dem Act im Zirkus hatten wir nicht gerechnet. Wir freuen uns für unsere Topsportler und hoffen, dass die Zuschauer Geschmack am Trialsport finden und uns am 22. Februar 2015 auch in der Seidensticker Halle zum 27. ADAC-Hallentrial besuchen.«
Apropos: Am dem Tag feiert mit MSC Brake-Sportleiter Tobias »Peppi« Stranghöner einer der besten Sektionsbauer auf diesem Globus seinen 40. Geburtstag. Er hat vorab für seinen Hindernisparcours »neues Spielzeug bekommen«, grinst Weber: »120 Tonnen Findlinge.«
www.flicflac.de
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