Fuchswallach Bohemian aus der Zucht von Heinrich Langewellpott ist in der Weltklasse angekommen
Dressurpferd aus Frotheim glänzt bei Olympia
Espelkamp
Gebannt hat Heinrich Langewellpott in der vergangenen Woche vor dem heimischen Bildschirm die Dressur-Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen verfolgt. Der Grund: Mit Fuchswallach „Bohemian“ lag ein Pferd im Medaillenrennen, das der Frotheimer gezogen hat.
Als Vierte schrammte Bohemian mit der Dänin Cathrine Dufour (29) im Sattel sowohl im Einzel als auch mit dem Team nur knapp an Bronze vorbei. Die Zukunft dürfte aber dem neuen Traumpaar der Dressurszene gehören.
„Vierter Platz, was will man machen. Da geht es um Kleinigkeiten“, sagt Langewellpott, der Bohemian eine Medaille zugetraut hatte. Nicht umsonst wird der junge Fuchswallach zu den besten Dressurpferden der Welt gezählt. „Es ist einfach eine Augenweide, ihm zuzusehen“, so der 75-jährige begeistert.
Dass aus Bohemian einmal ein Weltklasse-Pferd wird, konnte Langewellpott vor elf Jahren nur ahnen. Auf dem Hof in Frotheim verbrachte der waschechte Westfale seine ersten beiden Lebensjahre. Dann verkaufte der Züchter das Pferd nach Dänemark an die heutige Besitzerin. „Mit drei Jahren beginnt die Ausbildung“, erklärt Langewellpott, der den Werdegang „seines“ Bohemian seitdem mit großem Interesse verfolgt.
2019 feierte das Pferd mit der Dänin Cathrine Dufour den Durchbruch auf der internationalen Bühne: Mit Platz zwei und drei als damals jüngstes Pferd beim CHIO Aachen machte der Wallach nachhaltig auf sich aufmerksam. In Japan zeigte der Westfale nun, dass er auch dem olympischen Druck gewachsen ist. Im Equestrian Park lieferte Bohemian Glanzleistungen in einer Tour ab.
Keine Medaille in Tokio, aber die Zukunft gehört Bohemian
Die erhofften Medaillen verpasste das deutsch-dänische Paar trotz hoher Punktzahlen zwar knapp. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Denn dem Bordeaux-Sohn aus der Frotheimer Zucht gehört die Zukunft. Langewellpott ist jedenfalls zuversichtlich, dass Bohemian noch viele Schlagzeilen produzieren wird. „Die Beiden haben sich gesucht und gefunden“, sagt er über die Symbiose zwischen Reiterin und Pferd. „Das passt einfach“, lobt er.
Cathrine Dufour hat die Qualitäten des Ausnahmepferds ebenfalls schnell erkannt: „Bohemian kann alles. In Bezug auf die Zukunft denke ich, er ist eines der besten Pferde der Welt“, sagte die 29-Jährige unlängst und zählte auf: „Er hat keine Schwächen, sein Schritt ist super, auch der versammelte. Er nimmt den Job an. Er hat überall noch viel Potenzial, es geht jetzt um Vertrauen.“
August-Wilhelm Schmale, langjähriger Vorsitzender des Pferdezuchtvereins Minden-Lübbecke, zieht vor dem Zuchterfolg von Heinrich Langewellpott den Hut: „Das ist einmalig. Davon träumt jeder Züchter, dass sein Pferd mal in der Weltspitze landet, aber nur die allerwenigsten erreichen das“, unterstreicht der Fabbenstedter. Ein Grund: Bei einem jungen Pferd sind die Anlagen zwar zu erkennen, so Schmale, die weitere Entwicklung sei aber „von vielen Faktoren und auch Zufällen abhängig“. Im Fall von Bohemian hat es funktioniert: Der Wallach reifte durch optimale Betreuung zu einem Weltklasse-Pferd heran.
Auch bei „So perfect“ hat der Züchter ein gutes Gefühl
Heinrich Langewellpott ruht sich auf seinem Erfolg aber nicht aus. Der Verkauf ist lange her und Züchterprämien gibt es nur bei Platzierungen auf Turnieren in Deutschland. Die Arbeit auf dem Hof geht unterdessen munter weiter. Mit Vivaldi-Sohn „So perfect“ steht die nächste Nachwuchshoffnung bereits im Stall. Allerdings nicht mehr lange. „Das Hengstfohlen ist gerade in die USA verkauft worden", verrät der Frotheimer.
Den Hof hat Langewellpott einst von seinem Vater übernommen. 2020 wurde der Züchter für seine langjährige Arbeit mit der Goldenen Medaille des Westfälischen Pferde-Stammbuchs ausgezeichnet. Zurecht, wie der Erfolg mit Bohemian beweist, dem Olympia-Star aus Frotheim.
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