Leichtathletik-Kreisrekorde: Bad Driburger Martin Haupt ist 1978 2,06 Meter gesprungen
Die Faszination des Fliegens
Bad Driburg
Spätestens als Weltrekordler Dwight Stones sein Autogramm auf die Spikes des jungen Bad Driburgers Martin Haupt schreibt, ist das Feuer entfacht. Hochsprung wird seine große Leidenschaft. Und obwohl Haupt schon mehr als vier Jahrzehnte gar nicht mehr im Kreis Höxter lebt, sind seine 2,06 Meter immer noch bestehender Rekord.
Es ist Ende Juli 1978. Im Göttinger Jahnstadion werden die Deutschen Jugendmeister der Leichtathleten ermittelt. Martin Haupt kommt als Vize-Westfalenmeister mit einer Bestleistung von zwei Metern nach Niedersachsen und verbessert sich noch einmal um sechs Zentimeter. Lohn ist Platz sieben in einem ausgeglichenen Feld, aus dem allerdings der neue Deutsche Meister deutlich herausragt: „Dietmar Mögenburg war damals schon eine Klasse für sich“, erinnert sich Martin Haupt an den Wettkampf mit dem späteren Olympiasieger von Los Angeles.
Mit zwölf Jahren entdeckte Haupt in der Schule die Leichtathletik für sich, kam in die Trainingsgruppe von Michael Gaentzsch beim TV Jahn Bad Driburg. „Wir hatten viel Spaß im Training und haben zu Beginn nur wenige Wettkämpfe bestritten“, beschreibt er die freundschaftliche Atmosphäre in der Gruppe. Die habe später auch einen Teil des Erfolgs ausgemacht. „Wir haben uns durchweg gut verstanden und auch außerhalb des Trainings viel zusammen unternommen. Es gab zwar eine natürliche Konkurrenz, aber immer auch eine hohe Akzeptanz für die Leistung der anderen.“
Auch mehr als 40 Jahre später ist der Kontakt zu den meisten Teamkollegen und zu Trainer Michael Gaentzsch geblieben. „Erst vor einem Jahr hat Michael einen Film digitalisiert, den er damals bei den Deutschen Meisterschaften aufgenommen hatte“, berichtet Martin Haupt.
Wenn er seine Sprünge aus dem Jahnstadion noch einmal anschaut, werden Erinnerungen an eine Zeit wach, „die ich nicht missen möchte.“ Als ehemaliger Turner fielen ihm die technischen Abläufe beim Hochsprung leicht. „Mit steigender Höhe kam die Faszinations des Fliegens dazu“, sagt der promovierte Elektronik-Ingenieur.
Ihn faszinierte am Hochsprung auch der Stellenwert der mentalen Einstellung: „Wenn ich an der Ablaufmarke stehe und nicht felsenfest davon überzeugt bin, die Höhe zu nehmen, brauche ich gar nicht erst loszulaufen.“ Diese damals erlernten Fähigkeiten haben ihm auch im Studium und in der weiteren beruflichen Laufbahn geholfen, betont der Bad Driburger.
Nach dem Abitur führte ihn sein Weg zum Studium nach Aachen. „Ich habe versucht, in Aachen und auch in Köln zu trainieren. Aber die Doppelbelastung wurde zu groß“, blickt Martin Haupt zurück – und erinnert sich an eine Anekdote in der Kölner Trainingshalle: „Die Latte lag auf 1,90 Meter, also etwas unterhalb meines damaligen Leistungsvermögens. Carlo Thränhardt betrat die Halle und fragte, ob er bei der Höhe mit einsteigen dürfe. Klar doch! Er hat dann mit kurzem Anlauf und Trainingshose ein paar Schersprünge über die Latte gemacht. Da wurde mir schnell klar, wo ich mich in der Männerklasse einordnen durfte...“
Inzwischen lebt Martin Haupt seit 30 Jahren in Sachsen, in Augustusburg im Speckgürtel von Chemnitz. Aus dem einstigen Hochspringer ist ein Wassersportler geworden, der sich einen ganz besonderen Traum erfüllt hat. Zusammen mit Ehefrau Claudia und den beiden Kindern Helena (12) und Adrian (8) segelte Martin Haupt zwei Jahre von Kroatien durch das Mittelmeer, über den Atlantik und durch die Karibik bis in die USA. In Aachen hatte er über einen Studienkollegen ersten Kontakt mit dem Segelsport. Schnell machte Martin Haupt den Segelschein, verbrachte seinen Sommerurlaub oft auf dem Boot. „Meine Frau hat auch den Segelschein gemacht. Wir sind zusammen ein paar Regatten gefahren, es wurde mit den Jahren immer mehr und daraus entwickelte sich der Traum eines Sabbaticals“, erzählt der 60-Jährige. Vor der Einschulung der ältesten Tochter machte sich die Familie auf ihre ganz besondere Reise. „Man lernt dabei, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt. Unterwegs muss man viel regeln und organisieren. Es hat aber alles sehr gut geklappt und war einfach traumhaft“, berichtet Martin Haupt von einer besonderen Erfahrung.
Wieder zu Hause in Augustusburg wollte er eigentlich gemeinsam mit den beiden Kindern wieder mit der Leichtathletik starten. „Einfach so ein bisschen für mich trainieren“, hatte er sich vorgenommen und auch schon damit begonnen, doch dann kam Corona und die Hallenschließung. „Wenn wieder geöffnet ist, machen wir weiter“, blickt Martin Haupt nach vorne – und hat dabei die schönen Erfahrungen seiner eigenen Leichtathletik-Zeit in den 1970er Jahren ganz bestimmt im Hinterkopf.
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