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Meine Corona-Pause: Mittelfeldspieler Johannes Wagner fühlt sich wohl beim Fußball-A-Ligisten TIG Brakel

„Hier bin ich richtig“

Brakel

Johannes Wagner ist seit dem Sommer 2020 wieder zurück bei seinem Herzensklub TIG Brakel. Als einer von drei nicht türkisch stämmigen Spielern fühlt sich der gebürtige Kasache richtig wohl bei dem Fußball-Kreisligisten. An einen anderen Verein denkt der 28-Jährige nach seiner Rückkehr nicht mehr.

Rene Wenzel

Johannes Wagner leitet den nächsten Angriff ein. Mit TIG Brakel möchte er den guten Saisonstart fortsetzen. Foto: Rene Wenzel

„TIG Brakel ist mein Verein. Ich habe mich hier nie als Außenstehender gefühlt und wurde von den Verantwortlichen, den Spielern und Fans super aufgenommen“, sagt Wagner. Er verstehe sogar etwas Türkisch. „Zehn Wörter ungefähr“, schmunzelt der Mittelfeldspieler. Doch das sei auch nicht entscheidend. Bei der Türkisch Internationalen Gemeinschaft stehe die Integration im Vordergrund. Auf dem Platz sprechen die Spieler fast nur Deutsch. Wagner übernimmt dabei als zweiter Kapitän die Leader-Rolle neben Chef Sefa Sener. Und auch die Kommunikation in der Kabine oder nach den Einheiten laufe fast ausschließlich auf Deutsch.

Johannes Wagner ist neben Robert Machleidt und Luke Wittkowski einer von drei Spielern im Team, die keine türkische Vorfahren haben oder nicht in der Türkei geboren worden sind. Er war der erste Spieler dieses Trio, der den Weg zur TIG suchte. Erst kickte der Mittelfeldspieler bei der Spvg Brakel – mal in der zweiten, mal in der ersten Mannschaft. Dabei lief er sogar in der Landesliga und im Westfalenpokal auf. Im Winter 2013 wechselte der Bayern-Fan zum SV Bredenborn und stand bis zum Sommer 2014 im Kader der Germanen. „Danach bin ich für das Studium nach Bremen gegangen, habe eine Fußball-Pause eingelegt und dann ab 2015 mit Beginn der Rückrunde bei der Spielvereinigung Brakel in der zweiten Mannschaft ausgeholfen“, erklärt Wagner. Im Sommer 2015 setzte er sein Studium in Detmold fort und wechselte zur Türkischen Internationalen Gemeinschaft. Von 2015 bis 2018 erlebt der Brakeler erfolgreiche Zeiten mit dem Klub.

Im Sommer 2017 schaffte der Mittelfeldspieler mit den Grün-Weißen sogar fast den Sprung nach oben. Nur zwei Punkte mehr holte der damalige Meister und Bezirksliga-Aufsteiger VfR Borgentreich. „Das war richtig knapp und total ärgerlich“, blickt Johannes Wagner zurück.

Die Türkisch Internationale Gemeinschaft Brakel zählte in den vergangenen Jahren fast immer zu den Top-Teams der A-Liga. Doch Wagner zog es 2018 noch einmal für anderthalb Jahre zum SV Bredenborn. „Irgendwie brauchte ich ein Tapetenwechsel. Aber jetzt bin ich zurück und weiß, dass ich bei TIG richtig bin. Das läuft hier alles sehr familiär und herzlich ab“, stellt der 28-Jährige heraus.

Auch in der Corona-Zeit reißt der Kontakt zu den Mitspielern nicht ab. „Wir sehen uns zwar nicht, schreiben aber fast täglich in unserer Whatsapp-Gruppe“, so Wagner, der gerne mit TIG noch einmal um den Aufstieg mitspielen möchte. In dieser Spielzeit ist das Team von Spielertrainer Cihan Gündogan auf einem richtigen guten Weg. In fünf Spielen holte es insgesamt 13 Punkte. Und erzielte dabei beeindruckende 35 Tore. „Wir können super zufrieden sein. Wir verteidigen zusammen und greifen zusammen an – das macht uns so stark. Es wird aber sehr schwer, aufzusteigen. Die Konkurrenz ist groß, aber wir sehen uns da jetzt nicht als Außenseiter“, sagt Wagner, der auf eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs hofft.

Neben den sportlichen Zielen mit TIG Brakel stehen in nächster Zeit einige private Veränderungen an. Der Bauingenieur plant aktuell ein Haus, in das er zu dritt ziehen möchte – mit seiner Freundin Maria und dem Baby. „Der Geburtstermin unseres Kindes ist im Juli, ein Grundstück in Brakel haben wir schon erworben“, strahlt Wager.

Da fehlt nur noch die Rückkehr auf den Sportplatz. Denn Fußball ist für den 28-Jährigen „die schönste Nebensache der Welt“.

Kurz gefragt

Kraft- oder Lauftraining: Ich finde einen Mix aus beiden Möglichkeiten sehr gut. Wir haben es so auch schon mit TIG Brakel in der Vorbereitung gemacht. Im Moment zu Hause mache ich aber wenig – es könnte mehr sein.

Bringdienst oder selber kochen: Ich koche lieber selber zusammen mit meiner Freundin. Es gibt aber auch mal eine gelieferte Pizza, passend zu einem Filmabend. Ich mag natürlich auch türkisches Essen (schmunzelnd).

Playstation oder Netflix: Eher Netflix, da ich die Playstation nur noch selten anmache. Bei Netflix laufen Serien wie beispielsweise „Brooklyn Nine-Nine“ oder „Narcos“.

Podcast oder Buch: Wenn ich beruflich mal weitere Strecken fahre, höre ich mir gerne einen Podcast an. Ich habe ein paar Folgen „Phrasenmäher – der Fußball-Podcast von Bild“ gehört und fand den ganz gut. Aber ich ziehe mir das jetzt nicht jede Woche an.

Spotify oder Radio: Ich höre jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit Spotify. Bestimmte Lieder wähle ich dabei nicht aus. Es läuft alles durcheinander und nicht nur eine Musikrichtung.

Lieblingsseite im Internet: Bei Kicker.de schaue ich auf jeden Fall immer mal wieder rein. Ansonsten gucke ich in den Lokalteil der heimischen Zeitungen. Dabei lese ich mir nicht nur die Sportseiten durch. Mich interessieren auch Neuigkeiten aus Brakel.

Sportlerbiografie: Gelesen habe ich noch keine. Ich habe mir nur eine Dokumentation über Jürgen Klopp angesehen. Und das sage ich jetzt als Bayern-Fan: Klopp ist eine beeindruckende und außergewöhnliche Persönlichkeit.

Corona-Rituale: Eigentlich kann ich hier nichts nennen. Aber ich habe 2019 einen Angelschein gemacht und war im ersten Coronajahr fast jedes Wochenende mit der Angel unterwegs. Mal an den Teichen in Godelheim, an der Weser oder auch in Dringenberg beim Forellenteich. Ich habe schon mal einen 70 Zentimeter großen Hecht und einen fünf Kilogramm schweren Karpfen gefangen.

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