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Fußball trotz Corona: Nachwuchstorhüter der Spvg Brakel machen samstags Online-Training zu Hause.

Sie freuen sich die ganze Woche darauf

Brakel

Sie hüpfen, dass der Fußboden in ihrem Elternhaus schwingt. Sie hechten im Kinderzimmer oder im Wohnzimmer nach dem Ball: Die Torhüter der Nachwuchsteams der Spvg Brakel trainieren auch in Corona-Zeiten. Samstags um 14 Uhr bittet Jugendobmann und Jugendtrainer Thorsten Kraut zu den Online-Einheiten. Und das Training zu Hause kommt gut an. Sechzehn bis 18 Jungen im Alter von neun bis 17 Jahren sind dabei.

Günter Sarrazin

Bei dieser Übung sind Konzentration und Sprungkraft gefragt: Mit Ball in den Händen springt Luis Albrecht (Jahrgang 2011) in seinem Zimmer über eine Stange. „Bei dem einstündigen Training kommt man schon ganz schön ins Schwitzen“, sagt der E-Jugendliche stellvertretend für seine Torhüterkollegen. „Das Training macht viel Spaß“, sind sie sich einig. Foto: privat

Wenn andere Hausputz machen, Fernsehen gucken, spazieren gehen oder am Computer spielen, halten sich die Torwarte der F- bis A-Jugend gemeinsam fit. „Das Torwarttraining ist richtig klasse. Ich freue mich schon die ganze Woche darauf“, sagt der jüngste Teilnehmer, Linus Wetzel (neun), der in der F-Jugend spielt. „Auch wenn man lieber im richtigen Tor stehen würde, macht es Spaß“, pflichtet ihm B-Jugend-Schlussmann Maximilian Thalmaier bei. „Es spornt einen an, wieder Sport zu machen“, unterstreicht sein Teamkamerad Nico Kiupel. Mit ihren anderen Keeper-Kollegen sind sie seit Anfang Dezember begeistert dabei, wenn Thorsten Kraut zu den Paraden daheim bittet.

Im Vorfeld teilt der Warburger den Kickern mit, welche Dinge sie neben Fußbällen brauchen. Diesmal sind es zwei Stühle, eine Matte oder ein Teppich, zwei Balancehandtücher sowie ein Kasten oder ein Mülleimer. Er selbst ist in einer Kabine des Sportheims der Spvg Brakel, in dem er eine Handykamera und ein I-Pad fest positioniert hat. Von dort aus gibt er die Übungen vor. Die Jungs sehen sie am Laptop oder am Handy und machen sie zu Hause mit.

„Es sind Ausdauer-, Konzentrations-, Stabilitäts- und Dehnübungen dabei“, berichtet der C-Jugendliche Fynn Neumann. Los geht es jeweils mit Ballübungen zum Aufwärmen. „Dann trainieren wir unsere Sprungkraft und meistens machen wir auch Übungen zum Abwehrtraining im Strafraum“, beschreibt der E-Jugendliche Luis Albrecht.

Eine Sprungübung ist besonders anspruchsvoll. Zwei Stühle werden dabei gegenüber aufgestellt, auf die Sitzflächen wird ein Stock, Stab oder Regenschirm gelegt. Mit Ball in den Händen springen die Jungen beidbeinig darüber und wieder zurück. Je nach Alter machen die Kinder und Jugendlichen dabei innerhalb von drei Minuten mit Pausen dazwischen mehrere Sprünge. „Der Vorteil ist, dass es jeder in seinem Tempo machen kann“, erklärt Kraut.

Seine Schützlinge müssen voll konzentriert sein und kommen ins Schwitzen. Zum Abschluss des Trainings heißt es, Muskeln wieder lockern und entspannen. Oder „Cooldown“, wie die Jungs und ihr Coach sagen.

Trainiert wird 60 bis 75 Minuten. Die abwechslungsreichen und intensiven Übungen fordern die jungen Fußballer vielleicht sogar mehr als das Training mit ihrer Mannschaft. „Es ist meistens anstrengender als auf dem Platz, wo man sich sonst abwechselt“, sagt denn auch Maximilian Thalmaier. „Nach der Stunde bin ich k. o.“, bekennt“, Luis Albrecht.

K. o. und zufrieden kann man sagen. Dieses Training bringe einem Torhüter immer mehr Spaß als die normalen Trainingseinheiten, weshalb man auch mit einem Stück mehr Motivation hineingehe. „Es ist eine sehr gute Abwechselung“, sind sich die Brakeler einig, die auch schon Gastteilnehmer hatten. „Gerade neben dem Homeschooling“, merkt Thalmaier an. Und es sei eine Möglichkeit, sich in der schweren Corona-Zeit weiterzuentwickeln, ergänzt der 13-jährige C-Jugend-Keeper Fynn Neumann. Zusätzliches Engagement entwickeln die Jungs, weil jahrgangsübergreifend trainiert wird und keiner für sich alleine ist.

„Ab und zu wird es auch mal ein bisschen laut im Haus, wenn man den Ball wogegen schießt oder sich auf den Boden schmeißt. Es hat sich aber noch niemand beschwert“, berichtet Thalmaier. Auch sind noch keine Vase und kein Familienfoto kaputt gegangen. Den einen oder anderen Flecken auf dem Fußboden hat es jedoch schon gegeben. „Das ist passiert, als wir bei einer Koordinations- und Konzentrationsübung mit Eiern trainiert haben“, berichtet Thorsten Kraut von der etwas anderen Übung. Diese sorgte bei der Ankündigung für Erstaunen und hat dann sichtlich Spaß gemacht.

Die Eltern der Nachwuchsspieler nehmen die Übungseinheiten positiv auf. Auch die Freunde der Brakeler Torhüter finden das Online-Training gut. Vor allem jene, die selbst Fußball spielen, seien überrascht, dass die Rot-Schwarzen nun schon so lange und regelmäßig Torwarttraining daheim machen. Mit einem Schmunzeln weist Maximilian Thalmaier auf einen positiven Nebeneffekt hin: „Das Zimmer wird für das Training stets aufgeräumt. Das freut auch die Eltern.“

Am kommenden Samstag ist es wieder so weit. Dann fliegen die Brakeler Jugendtorhüter wieder durch ihre Zimmer. „Corona wird uns noch lange begleiten“, sagt Thorsten Kraut, der auch Online-Mannschaftstraining anbietet.

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