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Espelkamper Stadionrekord im Diskuswurf liegt jetzt bei 62,65 Metern

Harting-Erlebnis hautnah

Espelkamp (WB). Robert Harting schaute sich um. Er wollte nur noch ausspannen, wollte ins Wasser. »Hier ist doch ein Pool, oder?« Gemeint war das nahegelegene Waldfreibad. »Die Substanz ist nach den vielen Starts der letzten Wochen einfach nicht mehr da. Der Körper braucht jetzt seine Ruhe«, begründete der Olympiasieger, Welt- und Europameister seinen Wunsch nach einer Erfrischung, zugleich aber auch seinen »nur« 62,65 Metern im Albert-Pürsten-Stadion.

Volker Krusche

Topathleten vor dem Wettkampf: (von links) Robert Harting, Sebastian Dietz, Julia Harting, Kristin Pudenz und Shanice Kraft. Foto: Volker Krusche

Gemeinsam mit der nationalen Frauen-Elite im Diskuswerfen setzte der dreimalige »Sportler des Jahres« in Deutschland dem Schüler- und Jugendsportfest des ATSV Espelkamp und der LG Kreis Lübbecke die sportliche Krone auf. Klar bedeuteten all seine drei gültigen Versuche neuen Stadionrekord – sicherlich auch einen, der wohl noch eine Ewigkeit Bestand haben dürfte -, der erhoffte große Coup, mit dem sich Robert Harting würde mit Blick auf die Nominierung für die Europameisterschaften in seinem Wohnzimmer in Berlin noch auf Rang zwei oder drei vorschieben, gelang ihm aber nicht. Alle drei Weiten (62,52m, 62,45m und 62,65m) waren mehr als drei Meter zu wenig.

Hartings letzter Wurf?

An den vorgefundenen Gegebenheiten lag es allerdings nicht. »Der Diskusring war sehr gut. Das passte alles. Ich war einfach platt. Und der Wind spielte uns allen auch nicht in die Karten. Der hat die Frauen bestimmt einen Meter, mich einen halben gekostet.«

Natürlich war Harting bei seinem Start in Espelkamp, der eigentlich schon bei der Einweihung 2014 erfolgen sollte, damals aufgrund eines Kreuzbandrisses des Zwei-Meter-Mannes aber nicht umgesetzt werden konnte, konkurrenzlos. »Der eine ungültiger Versuch war der beste.« Allerdings landete auch der nicht annähernd bei besagten 65 Metern.

Gut möglich, dass sein Auftritt, der durch die Verbindung mit dem Espelkamper Technologie-Unternehmen Harting möglich wurde, sein letzter sportlicher war. Sein letzter Wurf? »Eigentlich habe ich aber die Deutschen Meisterschaften noch im Visier.« Sonst aber nichts mehr.

Harting erfüllt viele Wünsche

In Espelkamp wurde er vor und nach dem Wettkampf natürlich umlagert wie kein Zweiter. Die zahlreichen jungen Fans nutzten alles, was sie in die Finger bekamen, um neben einem Selfie auch ein Autogramm zu erhaschen: Robert Harting schrieb auf Startnummern, Trikots – und sogar Schuhe. Und er erfüllte mit einer Seelenruhe die Wünsche der möglichen Stars von Morgen.

Mit ihm war nicht nur seine Frau Julia, sondern noch die eine oder andere Topathletin ins Pürsten-Stadion gekommen. Und die Damen – immerhin die aktuelle Nummer zwei, drei, fünf, sechs und sieben – lieferten sich ein interessantes Duell. In dem aber schnell deutlich wurde, dass Anna Rüh, mit 62,66m die EM-Fahrkarte hinter Claudine Vita fast sicher in der Tasche, den Wettkampf dominieren würde. Nur ein einziger ihrer Würfe landete nicht über der 60 Meter-Marke. Mit 61,50m siegte sie letztlich klar, wobei es eine Augenweide war, der 25-Jährigen vom SC Magdeburg zuzuschauen. »Ich bin sehr zufrieden. Das war eine gute Serie. Mit diesen Weiten sollte man es durchaus ins Finale der EM schaffen. Für mehr sollte dann aber noch was kommen.«

Anna Rüh gewinnt Frauen-Wettbewerb

Zweite wurde mit ihrem letzten Wurf die äußerst sympathische Shanice Craft, die den Diskus auf 60,81m schleuderte. Damit verdrängte sie die aus Löhne stammende Kristin Pudenz (60,05m) noch auf Rang drei. Nicht so recht klar kam indes Julia Harting, die nach fünf ungültigen Versuchen die 60 Meter mit 59,77m nur knapp verfehlte. »Der Ring war prima, das Wetter auch nicht schuld. Aber ich habe mich heute nicht so richtig wohl gefühlt.«

Während Robert Harting in Aussicht stellte, dass er aufgrund der Beziehung zur Familie Harting auch nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn durchaus wieder mal in Espelkamp vorbeischauen würde (»Sie haben immer zu mir gestanden, da kann ich auch mal was zurückgeben«), schürte er zugleich auch sportliche Hoffnungen: »Den Mädels hat es hier so gut gefallen, dass sie im nächsten Jahr vielleicht wiederkommen.«

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