SC Grün-Weiß Paderborn verlegt 5. Martinslauf in den Januar 2021
„Das ist uns zu heikel“
Paderborn (WB/jm). Noch bis Dienstag herrschte beim SC Grün-Weiß 1920 Paderborn große Einigkeit, die fünfte Auflage des Martinslaufes durchführen zu wollen – allerdings in neuer Umgebung.
Statt der Läufergilde eine illuminierte Runde durchs Pader-Quellgebiet und die Altstadt anzubieten, wollten die Ausrichter das Geschehen am Freitag, 13. November, in eine andere stilvolle Kulisse verlegen: in die Parkanlagen rund um das Neuhäuser Renaissance-Wasserschloss. Der zwei Kilometer lange Rundkurs sollte an dem Abend für Zuschauer abgesperrt werden.
Am Mittwoch dann die Kehrtwende angesichts der aktuellen Entwicklung der Covid 19-Zahlen. „Wir verschieben“, teilte Christian Stork vom Veranstalterteam des SC Grün-Weiß die „verantwortungsbewusste Entscheidung“ mit. „Das ist uns zu heikel. Wir wollen auch unserer Fürsorgepflicht gegenüber den Helfern nachkommen. Außerdem ist das Risiko zu groß, dass wir kurzfristig doch absagen müssen und auf Kosten sitzen bleiben.“ So steigt der Lauf – inklusive der Neuauflage des LED-Kostümwettbewerbs – nun nicht am 13. November, sondern wird verlegt auf Ende Januar 2021. Bis dahin gebe es neue Erfahrungswerte mit dem Corona-Verlauf. „Dann können wir klarer blicken.“
Nur 6-km-Strecke
Mit dem längeren Vorlauf ließen sich zudem „weitere kreative Ideen im Schlosspark umsetzen, die in der Kürze der Zeit bis Mitte November so nicht realisierbar gewesen wären“, berichten Christian Stork und GW-Vorsitzender Wolfgang Krenz unisono. Aus Sicherheitsgründen wird nur mit der 6-km-Strecke geplant. Fünf getrennte Läufe, zeitlich über den gesamten Abend verteilt, sowie eine zusätzliche Unterteilung in Startgruppen mit Wellenstarts sollen für ausreichend Abstand zwischen den Teilnehmern und mithin für die Sicherheit aller Läufer und Helfer sorgen. Derzeit laufen entsprechende vorbereitende Gespräche mit den Behörden.
„Abgespeckter“ Osterlauf in Planung
Bei Grün-Weiß sind die Planungen für einen „abgespeckten“ Osterlauf 2021 angelaufen. Demnach werde es im nächsten Jahr am Karsamstag keine Messehalle geben, keinen Osterpark. Und es soll auch nur eine Strecke im Angebot sein. Stork: „Ob 15 Kilometer oder Halbmarathon, ist noch nicht klar.“ Fest steht auch: Der Osterlauf soll nicht nach hinten verschoben werden. Wenn die Corona-Lage es nicht zulässt, wird er halt ein zweites Mal ausfallen.
„Wir fahren parallel“, erläutert Sascha Wiczynski, Organisationsleiter des Salzkotten-Marathons, die perspektivischen Planungen an der Saline. Entweder soll’s einen ebenfalls „abgespeckten“ Marathon mit halbierten Teilnehmerzahlen geben oder aber „ein professionalisiertes virtuelles Event, das sich über mehrere Tage erstreckt.“
Dürftige Resonanz auf Online-Petition
Wiczynski ist auch Vorstandsmitglied von German Road Races. Die Interessensgemeinschaft der Lauf-Veranstalter in Deutschland wirbt seit Juli per Online-Petition (www.openpetition.de/petition/online/save-the-events-o-rettet-unsere-laeufe) um die Solidarität der Läufer. Von einem großen öffentlichen Interesse, Läufe zu retten, ist bislang wenig spürbar. Von den erhofften 50.000 Unterstützern ist GRR weit entfernt. Ein Zusammenschluss, ein Miteinander der Szene: Fehlanzeige! Keine 9.000 haben bislang unterzeichnet, für Christian Stork eine erschreckend schwache Zahl. Sascha Wiczynski interpretiert das verhaltene Echo auf den Hilferuf so, dass „das Thema bei den Läufern nicht ankommt. Sie haben ihre Solidarität ja schon mal bewiesen, indem sie zum überwiegenden Teil auf Startgelder verzichtet haben.“
Wiczynski fordert Hilfsfond
Im Gefolge der Pandemie bangen Veranstalter um ihre Existenz. „Die Verunsicherung und der Frust sind groß. Viele Vereine, die vom Ehrenamt leben, werden die Grätsche machen“, prophezeit Sascha Wiczynski, der mit Verweis auf eine „fehlende parlamentarische Lobby“ am Montag an einer Videokonferenz mit Vertretern aus Politik und Laufszene teilnahm. Die Sensibilisierung für die Krise empfand er als einen „konstruktiven Austausch“. Und wirbt vehement fürs Unterzeichnen der Petition. Die läuft noch sieben Monate. „Es geht nicht nur um uns Laufveranstalter, sondern um die gesamte Event-Branche. Wie der Mannschaftssport brauchen wir einen Hilfsfond als finanzielle Unterstützung, Ausfallgelder. Unsere Teilnehmer sind unsere Zuschauer.“
Grün-Weiß hatte Ostern aus der Not eine Tugend gemacht und nach der Absage des traditionellen Osterlaufes den Oster-Solo-Lauf aus dem Boden gestampft. „Wir waren gefühlt die Ersten, die sowas gemacht haben. Das war super, funktioniert aber so kein zweites Mal“, orakelt Christian Stork. „Keiner wird sich für einen Lauf anmelden, wenn er nicht weiß, dass er auch wirklich stattfindet.“ Virtuelle Läufe stellen weder für Sascha Wiczynski noch für Christian Stork („Wir müssen es schaffen, wieder eine neue Lust aufs Wettkampflaufen zu wecken“) einen Königsweg dar.
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