VoR-Zuspielerin Sophia Schefner (15) steht vor einem Wechsel in die Hauptstadt
Der VC Olympia Berlin lockt
Paderborn (WB). Sophia Schefner vom Volleyball-Regionalkader (VoR) Paderborn, Zuspielerin der U16-Mannschaft in der NRW-Liga, blickt auf bewegte Tage zurück. Auch dank ihres kräftigen Zutuns schaffte es der VoR bei der U20-DM vor eigenem Publikum in der Maspernhalle auf den fünften Rang (wir berichteten ausführlich). Obwohl sie dort nicht auf ihrer angestammten Position eingesetzt, sondern anstelle der verletzten Maja Pollkläsener auf die Diagonale gestellt wurde.
Die wuchtige Aufschlagserie des »Nesthäkchens« im finalen Duell schockte den so im Tiebreak geschlagenen Gegner VC Bitterfeld-Wolfen nachhaltig. »Ich weiß auch nicht, was mit mir los war. Plötzlich war ich regelrecht in einem Flow«, erzählt das von Susanna Turner nachnominierte Talent zufrieden. Die Cheftrainerin war begeistert: »Sophia ist total abgezockt aufgetreten. Sie ist einfach ein Typ. Eine Wettkämpferin, die führen kann. Diese Qualitäten sind für ihr Alter schon sehr ausgeprägt.«
Sophia Schefner
Klar, dass das VoR-Sternchen mit seiner DM-Performance absolut einverstanden war. »Es war toll, bei den Großen mitzuspielen, gegen Spielerinnen aus der 1. und 2. Liga.« Zum Feiern blieb hinterher gar nicht richtig Zeit. »Das haben wir nebenbei beim Aufräumen gemacht.« Denn alle im VoR-Dress mussten dafür Hand anlegen. Rang fünf im DM-Klassement sei absolut okay gewesen, obgleich ihrer Meinung nach mehr drin war. Schefner: »Ich denke, das Viertelfinale gegen Emlichheim, das wir mit 0:2 verloren haben, hätte zumindest enger verlaufen können, wenn wir uns besser an den Matchplan gehalten hätten.«
Vor dem Heim-Höhepunkt war die 15-jährige Neuntklässlerin der NRW-Sportschule Reismanngymnasium von Bundestrainer Jens Tietböhl für die zweite Qualifikationsrunde zur U16-Europameisterschaft in Twardogora (Polen) nachnominiert worden. Dort bestritt die Paderbornerin gegen Spanien, Schweden und Polen ihre ersten offiziellen Länderspiele. Mit überragendem Erfolg: Der deutsche Nachwuchs löste nach drei klaren Siegen das Ticket für die Europameisterschaft. Bei der Nationalmannschaftssichtung in der Sportschule Kienbaum zuvor war Sophia Schefner sportlich nicht sonderlich aufgefallen, wusste ihre Nachrückerchance in Polen aber zu nutzen. Turner: »Sie ist vielleicht nicht das übliche Talent, hat aber andere Qualitäten, die für eine Mannschaft ganz wertvoll sind.«
Siege gegen Spanien, Schweden und Polen bescheren das EM-Ticket
Zwölf Teams spielen vom 13. bis 21. Juli in Italien und Kroatien ihren Europameister aus. »Das war echt überraschend. Eigentlich sind wir klarer Außenseiter gewesen«, berichtet Sophia Schefner, die in ihrem Klub von den 1. Damen, die den Aufstieg in die Regionalliga geschafft haben, bis zur »Vierten« eingesetzt wurde. An diesem Wochenende hilft sie in der Relegation bei der »Zwoten« mit.
Gut möglich, dass sich ihre Paderborner Zeit bald dem Ende nähert. Wenn es schulisch hinhaut, erwägt sie vielleicht schon im nächsten Halbjahr einen Wechsel in die Hauptstadt. Der VC Olympia Berlin lockt mit einem Platz im angegliederten Internat, das angeschlossen ist an das Bundesstützpunktsystem des Deutschen Volleyballverbandes. Auch Bundestrainer Jens Tietböhl arbeitet am größten der sechs Bundesstützpunkte. Es wäre ein Abschied ohne böses Blut – ganz im Gegenteil! »Der Wechsel ist von mir initiiert worden«, stellt Susanna Turner klar. »Wenn man Profi werden will, hat man an den Bundesstützpunkten die bestmögliche Versorgung. Da geht die Verzahnung von Schule und Sport am besten. Die Nähe zum Leistungssport und zur Nationalmannschaft ist auch nicht verkehrt.«
Susanna Turner
Sophia Schefner will im Volleyball ganz hoch hinaus. Die 1. Liga soll es mal sein. Und die A-Nationalmannschaft. Plus die Kristallisation des langfristigen Traums, der ja im Berliner Vereinsnamen festgezurrt ist: Olympia.
Von der Pader ins professionelle Umfeld an die Spree: Sophia Schefner ist bereit für den nächsten Entwicklungsschritt. Und ihre erfahrene Trainerin traut ihr noch allerhand zu. »Es gibt immer wieder Spielerinnen, die mit besonderer Persönlichkeit, Willen und Spielintelligenz eine große Karriere gemacht haben. Wenn sie gesund bleibt und an ihrem Körper arbeitet, ist mit Sicherheit viel möglich«, orakelt Susanna Turner.
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