Der Paderborner Golfprofi Alexander Knappe hat nach dem verschobenen Saisonstart viel Zeit zur Vorbereitung
Große Vorfreude und eine haarige Idee
Paderborn
Normalerweise hätte die neue Challenge-Tour-Saison für Alexander Knappe in diesem Monat mit dem ersten von drei direkt aufeinanderfolgenden Turnieren in Südafrika beginnen sollen. Aber was ist derzeit schon normal?
Auch der South African Swing musste um zwei Monate verlegt werden. Los geht es nun am 22. April mit der Limpopo Championship, dem ersten von 25 Events in 15 Ländern, zu denen zum ersten Mal seit sechs Jahren auch wieder Deutschland zählt. Ein Heimspiel, auf das sich Knappe freut, aber nicht nur deshalb hat er keine Probleme damit, sich die Zeit bis zum ersten Abschlag zu vertreiben.
Der Blick zurück
Elf Turniere gespielt, neun Mal den Cut geschafft, Dritter bei der Euram Bank Open, Zweiter beim Tourfinale auf Mallorca, Neunter in der Gesamtwertung: So hauchdünn (ein einziger Schlag) der Paderborner beim Finale ein Stechen um den Sieg und eine eingeschränkte Spielberechtigung für die European Tour verpasst hat – der Rückblick auf die kurze Vorsaison fällt positiv aus: „Das war unter den schwierigen Umständen ein gutes Jahr. Ich habe mein Spiel verbessert, spüre die Schläge wieder und habe viel mehr Selbstvertrauen.“
Die lange Vorbereitung
Im Anschluss an das Tour-Finale ließ Knappe eine Nasen-OP über sich ergehen, um dann eine selbst auferlegte Sportpause zum Durchatmen zu nutzen. Erst nach Weihnachten griff der 31-Jährige wieder zum Schläger und absolvierte mit seinem Coach Neil Bryan eine zweiwöchige, harte Trainingsphase. Als klar war, dass der Saisonstart verschoben werden musste, „hatte ich einen kleinen Durchhänger“, doch jetzt begreift der BVB-Fan die verlängerte Vorbereitung als große Chance: „Ich habe gemerkt, dass ich noch nicht in der Lage bin, über vier Tage mein volles Potenzial abzurufen. Daher nutze ich die Zeit, um mich physisch und psychisch auf ein neues Niveau zu bringen.“ Das beinhaltet eine Ernährungsumstellung, bei der es derzeit auf Milchprodukte aller Art, aber beispielsweise auch auf Bananen oder Datteln zu verzichten gilt. Dazu gehört ebenfalls wieder die Arbeit mit einem Mentaltrainer. Abend für Abend hört sich der Profi ein sogenanntes Dialogramm an, mit Hilfe dessen das Unterbewusstsein programmiert und auf schwierige Momente vorbereitet werden soll. Über das, was er zu hören bekommt, sagt er nichts: „Wenn ich darüber mit jemandem spreche, hat derjenige vielleicht eine andere Meinung und lässt Zweifel in mir aufkommen. Daher soll und möchte ich den Inhalt keinesfalls zum Thema machen.“
Der Saisoneinstieg
Unternimmt Knappe nichts, vergehen vom letzten Turnier der vergangenen bis zum ersten der neuen Saison fünf Monate. So lang soll die Auszeit dann aber doch nicht sein und daher bemüht sich der 1,89-Meter-Mann, es schon vorher bei einem Event der European Tour ins Teilnehmerfeld zu schaffen. Ein Platz bei der Oman Open war ihm so gut wie sicher, bis das für Anfang März geplante Turnier vor einigen Tagen coronabedingt abgesagt wurde. Nun konzentrieren sich die Hoffnungen auf die Magical Kenya Open, die vom 18. bis 21. März in Nairobi ausgetragen werden sollen: „Da möchten in Zeiten der Pandemie offensichtlich nicht so viele Spieler hin, aber ich will unbedingt dabeisein und bin auch ganz optimistisch, dass das klappt.“
Das Heimspiel
Vom 9. bis 12. September wird die Challenge Tour in Deutschland Station machen. Das war zuletzt im Sommer 2015 der Fall, als Knappe im niederbayrischen Bad Griesbach geteilter 47. wurde. Wo die zweite Liga des europäischen Golfsports diesmal ihre Zelte aufschlägt, ist bislang nicht bekannt. Knappe hat auch schon selbst bei der PGA Germany angerufen, um mehr zu erfahren, wurde aber ebenfalls vertröstet. „Ich habe gehört, dass es zwei Optionen in Berlin, eine in Nordrhein-Westfalen und eine in Stuttgart geben soll und bin gespannt, welcher Platz es letztlich wird. Aber wer den Zuschlag auch erhält: Ich freue mich einfach drauf und möchte beim Heimspiel natürlich möglichst weit vorne landen.“
Die lockige Entwicklung
Seit geraumer Zeit lässt Alexander Knappe seine Haare wachsen. Mittlerweile sind sie so lang, dass selbst der in diesem inoffiziellen Ranking verlässlich führende Engländer Tommy Fleetwood um seinen ersten Platz fürchten muss. Und der Paderborner hat nicht vor, die lockige Entwicklung zu bremsen. Das hat weniger damit zu tun, dass Friseurbesuche derzeit ohnehin untersagt sind, sondern vielmehr mit einem anderen, mehr oder weniger modischen Plan: „Die Haare bleiben lang, aber da wird, sobald ich zum Friseur kann, wieder mehr Schnitt reinkommen. Bislang habe ich allerdings nur wenigen gesagt, was ich vorhabe.“ Knappes Mutter gehört zu den Eingeweihten und ihre Reaktion lässt ziemlich Ausgefallenes erahnen. „Meine Mutter meint, dass meine Idee eine Voll-Katastrophe ist und ich danach möglichst weit weg von zuhause spielen und trainieren sollte“, sagt Knappe und lacht wissend.
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