Sonderpreis „Ehrenamt in der Corona-Pandemie
Mit Herzblut gegen den Stillstand
Paderborn
Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) hat in jedem seiner 29 Kreise Corona-Helden gekürt. Engagierte Menschen, die in diesen schwierigen Zeiten Talente hervorkramen und mit großartigen Ideen Hoffnung schüren.
Aus dem Fußballkreis Paderborn darf sich jetzt Ulrike Hibbeln-Sicken über den Gewinn des Sonderpreises „Ehrenamt in der Corona-Pandemie“ freuen. Der FLVW will seinen Mitgliedern damit zeigen, dass ihr Einsatz gesehen und wertgeschätzt wird. Josef Höwelkröger, Ehrenamtsbeauftragter des FLVW-Kreises Paderborn, hatte vorab in der Region einen Aufruf gestartet und insgesamt fünf Preis-Kandidaten nach Kaiserau gemeldet. Alle haben sich in ihrem Verein besonders hervorgetan und den Corona-Stillstand genutzt, ihren Verein zukunftsfähig zu machen.
Ulrike Hibbeln-Sicken, 1. Vorsitzende des SV DJK Kleinenberg, hatte als rege Ideengeberin wesentlichen Anteil daran, dass „ihr“ Verein auch in Zeiten der Pandemie über die Grenzen des Ortes hinaus mit diversen Aktionen und Angeboten positiv wahrgenommen worden istr. Sie setzte mit einer besonderen Aktion ein buntes Zeichen. Als Frühlingsgruß bekam jeder Haushalt in Kleinenberg ein Anschreiben und einige Sonnenblumenkerne für den nahenden Frühling überbracht. „Die heranwachsenden Blumen symbolisierten im ganzen Ort den Zusammenhalt“, merkt Jugendobmann Florian Dickgreber an.
Auf ihre Initiative wurde ein Arbeitskreis „Vereinsentwicklung“ ins Leben gerufen. Dieser soll in Zusammenarbeit mit Hans-Peter Esch, Fachberater für Vereinsentwicklung im DJK-Sportverband Paderborn, die Stärken und Schwächen des Vereins durchleuchten, um ihn zukunftsfähig zu machen. Als mit dem Schützenfest das nächste Großereignis im Ort ausfiel, initiierte Ulrike Hibbeln-Sicken gemeinsam mit dem Jugendvorstand eine Schnitzeljagd. Zur Sportwerbewoche steuerte sie die Idee zu einem Kooperationsprojekt bei: Der Spielmannszug Kleinenberg wurde zu einem Platzkonzert aufs vereinseigene Sportgelände eingeladen.
Die Weihnachtszeit läutete Ulrike Hibbeln-Sicken mit einem gemeinschaftlichen Basteln ein und stiftete einen Teil des Erlöses. Mit einer weiteren Idee schuf sie die Grundlage für einen „bewegten“ Advent im Verein und in Kleinenberg. Abgeschlossen wurde das besondere Jahr auf ihre Initiative hin mit einem Jahresrückblick-Heft.
Borchens Peter Rüsing, 2. Vorsitzender der Fußball-Senioren, hat Uwe Jaensch als „gute Seele im Verein“ vorgeschlagen. Ob als Verantwortlicher bei den Altherren oder als Sportheim-Manager – auf ihn ist immer Verlass. Die fußballlose Zeit füllte Jaensch, um mit drei weiteren SCB-Ehrenamtlern sieben Monate lang das in die Jahre gekommene Sportgelände am Hessenberg inklusive Sportheim auf Vordermann zu bringen. Die Zugabe: Das Sportheim wurde komplett weiß gestrichen. Das Wappen ist nun von einem Blau-Weiß-Schwarzen Streifen umgeben. Darunter findet sich der originale gusseiserne Schriftzug „Kampfbahn Hessenberg“, der noch bis vor 30 Jahren das Eingangstor an der Kapelle zierte. Eine kleine Foto-Ecke zeigt die ganze Breite der Abteilung. Ein dreimal vier Meter großes Schwarzweißfoto, eine Spielszene auf dem Hessenberg aus dem Jahre 1956, ziert eine Nostalgie-Wand.
Torben Enriquez-Vega, SuS Boke: Neben seiner intensiv ausgeübten Rolle als Schiedsrichter und Schiedsrichter-Obmann tat sich Torben Enriquez-Vega „auch in anderen Bereichen des Vereins mit außergewöhnlichem Einsatz hervor“, lobt SuS-Geschäftsführer Frank Remmert. Für die Unterstützung der 19 Referees im Verein, die aus sieben unterschiedlichen Nationen stammen, bewarb sich Enriquez-Vega erfolgreich bei der Aktion „Gabfaf“. Der SuS Boke erhielt eine finanzielle Förderung von 3800 Euro, die Bochums Profi Simon Zoller gemeinsam mit der Amateurfußball-Initiative Gabfaf und dem FC Playfair, Verein für Integrität im Profifußball, spendete. Den Boker Unparteiischen konnten somit Prämien für entgangene Spielleitungen vergütet werden.
Die beiden Rasensportplätze litten unter der langen Fußball-Abstinenz. Ein Wildgras, das im normalen Trainings- und Spielbetrieb keine Chance zum Wachsen hat, machte sich im Frühjahr breit. Torben Enriquez-Vega kümmerte sich anstelle des erkrankten Platzwartes um die Pflege der Spielflächen. Dazu gehörte regelmäßiges Mähen. Um die Felder mit einer umweltschonenden Farbe zu markieren, sorgte er für die Anschaffung eines neuen Markierwagens.
Zur Wiederaufnahme des Sportbetriebs mussten Hygienekonzepte erstellt und umgesetzt werden. Enriquez-Vega brachte in die Planungen seine Erfahrungen aus Beruf und Nebentätigkeit beim SC Paderborn 07 ein. Der SuS Boke erhielt die Erlaubnis, den Trainings- und später auch den Spielbetrieb wieder aufzunehmen. Aus den gewonnenen Erkenntnissen wusste Torben Enriquez-Vega weitere erforderliche Maßnahmen abzuleiten. So gelang es, den Cateringbereich im Lippestadion mit besonderen Hygienemaßnahmen wieder zu öffnen.
Jörg Greitemeyer hat beim VfL Thüle im Stillstand allerlei umgesetzt. So trug er den aktuellen Mitgliederbestand aller Abteilungen zusammen und recherchierte, welche Aktivitäten und Trainingsmöglichkeiten während der Corona-Zeit unter Einhaltung der Regeln zugelassen waren. „Dies alles stellte er als Info ins VfL-Web und aktualisierte fortan auch die sich stetig ändernden Corona-Regeln“, würdigt Thüles Vereinsvorsitzender Hans-Josef Kamp. Überlegt wurde, wie die Bewohner des Ortes effektiv über das VfL-Sportangebot informiert, Vereinsaustritte verhindert oder gar neue Mitglieder hinzugewonnen werden konnten. Greitemeyer erstellte in Absprache mit dem Vorstand ein werbewirksames Info-Heft samt Ankündigung eines „Schnuppertages“, das an alle Haushalte in Thüle verteilt wurde (etwa 800 Stück). Der Schnuppertag wurde von der Ortsbevölkerung gut angenommen. Am Ende standen sogar 25 neue Vereinsmitglieder! In dem Info-Heft waren alle Ansprechpartner der Abteilungen zu finden, zudem wurde die neue Sportart „Rennradfahren“ vorgestellt, so Kamp. Bei der Verstärkung der Corona-Regeln wurde entsprechend für die Hallensportarten ein Hygienekonzept erstellt und der Stadt Salzkotten zur Genehmigung vorgelegt. Die Tischtennisspieler und die Tanzgarde durften die Sporthalle wieder benutzen.
Max Ernst, Bad Wünnenberg-Leiberg: Wenn es richtig „brennt“, ist auf Max Ernst Verlass. „Es gibt keinen Fußballer aus den drei Seniorenmannschaften, der bei nahezu jeder Aktion in so großem Umfang tatkräftig und couragiert unterstützt“, sagt FSV-Mitarbeitermanager Adrian Dies. Ernst, der in der“Ersten“ kickt, sei einer, „der die richtigen Zeichen setzt, auch neben dem Sportplatz.“ Zeichen, die besonders in der Pandemie noch wichtiger erscheinen: Zusammenhalt, Einheit, Verständnis und Fairplay. So bemalte er eine Garagenwand an der neuen Sportanlage in Leiberg mit einer starken Botschaft: „Fußball verbindet - say no to racism.“ Die Wichtigkeit dieses Themas wurde schnell mehr als deutlich. Sein Graffiti wurde nur kurze Zeit später des Nachts beschmiert und unkenntlich gemacht.
„Wir sind froh, so viel Einsatz und Herzblut in unseren Vereinen erleben zu dürfen“, sagt FLVW-Präsident Gundolf Walaschewski. Als Lohn winkt den Corona-Helden eine Ehrungsveranstaltung und Präsentübergabe im Sport-Centrum Kaiserau. „Sobald es möglich ist, möchten wir in einem würdigen Rahmen die Ehrenamtler bei uns gebührend feiern“, versichert Marianne Finke-Holtz, die FLVW-Vizepräsidentin Vereins- und Verbandsentwicklung.
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