Baskets-Toptalent Peter Hemschemeier räumt die nächsten Ehrungen ab
Der Ausgezeichnete
Paderborn (WB). Diese Saison hat nicht das Ende genommen, das sich die Teams der Uni Baskets gewünscht haben, aber sie war allemal lang genug, um mächtig Eindruck zu hinterlassen. Im Kollektiv wie individuell. Vor allem die Experten des allseits anerkannten Internetportals eurobasket.com zeigen sich von den Paderborner Protagonisten 2019/2020 begeistert.
Zunächst heimste ProA-Pointguard Kendale McCullum zwei Titel ein (Player of the Year sowie Defensive Player of the Year), jetzt darf sich NBBL-Topscorer Peter Hemschemeier über persönliche Würdigungen im Doppelpack freuen. Der 16-Jährige wurde in seinem ersten U19-Jahr nicht nur zum Rookie of the Year, sondern auch zum Player of the Year gekürt.
Peter Hemschemeier
Bester Neuling und bester Spieler überhaupt – damit hat Hemschemeier, bei allen Ambitionen, nicht zu rechnen gewagt: „Rookie des Jahres wollte ich werden, das war mein Ziel. Dass ich auch Spieler des Jahres werde, hätte ich nicht gedacht, denn die Konkurrenz ist sehr stark. Ich kenne einige Spieler aus der Nationalmannschaft, die sehr gut und körperlich schon viel weiter sind als ich. Ich hätte wahrscheinlich jemand anderen gewählt, aber umso mehr bedeutet mir dieser Titel jetzt.“
Fast so regelmäßig, wie er sein Team mit Punkten versorgt, wird der Spielmacher mittlerweile mit Ehrungen bedacht. Für sensationelle 43,5 Punkte, 9,0 Rebounds, 5,5 Assists und 6,2 Steals folgte in der Vorsaison zwangsläufig die Trainerwahl zum MVP der JBBL, der U16-Bundesliga. Im Januar nahm der junge Mann, der wie einst sein Vater Dirk Happe mit der Nummer 8 aufläuft, im Verlauf des Sportlerballs den Paderborner Nachwuchspreis 2019 entgegen und nun das: Auch in seiner ersten NBBL-Spielzeit avancierte der Nationalspieler im Team von Trainer Werner Gorsky auf Anhieb zum herausragenden Scorer. Diesmal waren es 24,3 Zähler, die der leichtgewichtige Lockenkopf mit 4,9 Rebounds und 5,8 Assists anreicherte.
Dirk Happe
„Das ist eine tolle Entwicklung und war so vor der Saison nicht zu erwarten. Peter macht das bisher gut, wird aber weiter hart an sich arbeiten müssen. Er steht erst am Anfang des Weges“, sagt sein Vater. Sorgen, dass dem Sohnemann die vielen Ehrungen etwas zu Kopf steigen könnten, hegt Dirk Happe nicht. Im Gegenteil: „Wem tun solche Auszeichnungen nicht gut? Sie sind eine Bestätigung für das, was man geleistet hat. Für Peter ist es sehr gut zu sehen, dass seine Leistungen nicht nur hier in Paderborn, sondern sogar deutschlandweit wahrgenommen werden. Das ist ein wichtiges Signal für ihn.“
Wichtige Signale, die sind aber auch von Hemschemeier selbst gekommen. Vor allem im Kampf mit einem Gegner, den er eigentlich jederzeit locker in die Tasche stecken kann: seinem Smartphone. Das hat den Teenager doch häufig mehr abgelenkt, als es seiner Leistung und Konzentration auf dem Spielfeld zuträglich gewesen wäre und so gab es innerfamiliäre Maßnahmen zu ergreifen. Jetzt gibt es klare Handyregeln im Hause Hemschemeier-Happe. „Bevor ich hoch ins Bett gehe, muss ich das Handy abgeben und wenn ich etwas für die Schule tue, muss es auch ausgestellt sein“, berichtet der Reismann-Schüler über Vorgaben, die ihre Wirkung nicht verfehlen: „Ich habe das auch selbst als Schwachpunkt gesehen. Selbst während des Trainings ist man hin und wieder ans Handy gegangen. Seitdem es mir gelingt, das auszublenden, bin ich wesentlich fokussierter.“
Um ein schwerwiegendes Problem erleichtert, kann sich der Bruder von Fritz Hemschemeier (21/Baskets Akademie Weser-Ems/Oldenburger TB) wieder anderen Zielen widmen. Der Erfüllung seines wichtigsten Wunsches („Irgendwann möchte ich mit Basketball Geld verdienen und in der BBL spielen“) ist er in dieser Saison einen großen Schritt näher gekommen, indem er es erstmals in den Kader des Zweitliga-Teams geschafft hat. Ausgerechnet im Heimspiel gegen den Tabellenführer Niners Chemnitz, von dem zu jenem Zeitpunkt niemand zu ahnen vermochte, dass es das letzte dieser Saison sein würde, war dem Youngster sein Debüt vergönnt.
Dirk Happe
Mindestens so außergewöhnlich wie die Baskets-Leistung beim 92:91-Triumph über den zuvor 22 Mal in Folge unbesiegten ProA-Primus ist die Art und Weise, wie Hemschemeier an das Premierenticket gekommen ist: Nach durchweg guten Trainingsleistungen holte Headcoach Steven Esterkamp die Mannschaft zwei Tage vor dem Chemnitz-Spiel zu Beginn der Einheit zusammen und ließ seine Profis einzeln darüber abstimmen, ob es sich der Jüngste in ihrem Kreis verdient habe, gegen die Niners erstmals mit von der Partie zu sein. „Ich war natürlich super nervös. Wenn nur einer nein gesagt hätte, wäre das ja extrem blöd gewesen. Aber das hat keiner gemacht. Das war ein tolles Gefühl und mit der Sicherheit, dass mich alle mögen, habe ich dann noch etwas besser trainiert. Ich fand es super, dass Steve das nicht allein entschieden hat“, sagt Hemschemeier und wird in seiner Begeisterung von seinem Vater flankiert: „Aus meiner Zeit kannte ich das eigentlich nur so, dass die Trainer ja oder nein gesagt haben. Das ganze Team mit ins Boot zu holen, war ein geiler Move von Steve, pädagogisch ungemein wertvoll.“
Peter Hemschemeier
Die ersten Minuten auf dem ProA-Parkett waren Peter Hemschemeier ob des Saison-Abbruchs noch nicht vergönnt. Auch aus dem Duell mit Alba Berlin in der ersten Runde der NBBL-Play-offs ist nichts geworden. Für ihn persönlich war es trotzdem eine titelreife Spielzeit mit einem so abrupten wie ausgezeichneten Ausgang. Wobei: Die zwei eurobasket.com-Würdigungen müssen nicht die letzten gewesen sein. Entgegen erster Aussagen wollen die Verantwortlichen die Headcoaches nämlich doch einen NBBL-MVP wählen lassen. Dabei wird der Name Peter Hemschemeier unter Garantie eine bedeutende Rolle spielen. Sollte der JBBL-MVP 2019 zum NBBL-MVP 2020 werden, wäre das ein Novum in der Geschichte der Nachwuchs-Bundesligen. „Ich glaube nicht, dass das passiert, aber wenn doch, wäre ich überglücklich“, sagt das Toptalent.
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