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Antisemitismusbeauftragte verurteilen Kippa-Angriff in Köln

Köln (dpa/lnw)

In Köln wird am späten Freitagabend ein 18-Jähriger auf einer Grünfläche erst antisemitisch beleidigt und dann geschlagen. Zudem raubt ihm jemand seine Kippa. Die Antisemitismusbeauftragten von Bund und Land verurteilen die Tat scharf.

Von dpa

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Foto: Federico Gambarini/dpa/Archivbild

Nach einem brutalen Angriff auf einen Kippa-Träger in Köln haben die Antisemitismusbeauftragten des Landes und des Bundes die Tat scharf verurteilt. «Der feige Angriff auf einen jungen Mann in der Nacht zu Samstag in Köln hat offensichtlich wieder einmal die hässliche Fratze des Antisemitismus in Deutschland sichtbar gemacht», sagte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Antisemitismusbeauftragte in NRW, laut Mitteilung am Montag. «Angriffe auf Leib und Leben von Jüdinnen und Juden sind widerwärtige Attacken, die konsequent verfolgt und mit aller Härte des Gesetzes bestraft werden müssen.»

Der 18-jährige Kippa-Träger hatte am späten Freitagabend in Köln mit einem Bekannten auf einer Grünfläche gesessen. Als sie gerade gehen wollten, soll er antisemitisch beleidigt worden sein. Er habe sich nach dem Grund erkundigen wollen und sei schließlich geschlagen worden. Der junge Mann war offenbar wegen seiner jüdischen Kippa aus einer etwa zehnköpfigen Gruppe heraus attackiert worden. Einer aus der Gruppe soll ihm die Kippa vom Kopf geraubt haben. Er kam mit einem Nasen- und Jochbeinbruch ins Krankenhaus.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, zeigte sich am Montag bestürzt über den Vorfall. «Ich bin entsetzt über diesen schrecklichen und feigen Angriff auf einen jungen Mann, der offenbar aufgrund antisemitischer Motive aus einer Gruppe heraus heftig angegriffen und dabei schwer verletzt wurde», sagte Klein der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Auch der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, beschrieb den Angriff als «unerträglich». Jüdinnen und Juden müssen in Deutschland sicher leben können, teilte er mit. Die Zivilgesellschaft inklusive der Kirchen stehe in der Pflicht, «solchen antisemitischen Auswüchsen deutlich entgegenzutreten und das gesellschaftliche Klima entsprechend zu verändern». Bernhard Seiger, der Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, sprach seine Solidarität und Betroffenheit aus: «Angriffe auf Menschen aus antisemitischen oder anderen religiösen Motiven dürfen weder in unserer Stadt noch an einem anderen Ort geschehen.»

Am Montag gingen die Ermittlungen mit Blick auf die Gruppe weiter. «Wir werten das gesamte Videomaterial aus», sagte ein Polizeisprecher in Köln. Laut Angaben des Sprechers sei eine Ermittlungsgruppe im polizeilichen Staatsschutz eingerichtet worden. Teilweise wurde die Tat von einer installierten Polizeikamera aufgezeichnet. Beamte wollen nun weitere Personen anhand des Videomaterials identifizieren, die bei der Tat dabei waren.

Sie hatten zunächst zwei Heranwachsende im Alter von 18 und 19 Jahren wiedererkannt und festgenommen. Am Samstag seien sie wieder freigelassen worden, sie gelten aber noch immer als Tatverdächtige. Sie und der angegriffene 18-Jährige sollen sich laut Polizeiangaben vom Sonntag nicht gekannt haben.

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