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Bochums Reis warnt vor «Saison der Leiden»

Wuppertal (dpa/lnw)

Einem Elfmeterschießen oder gar dem Aus in der ersten Pokal-Runde beim Viertligisten Wuppertal ist Bundesliga-Aufsteiger VfL Bochum knapp entgangen. Eine Woche vor dem Liga-Start war das Nachbarschaftsduell dennoch eine klare Euphorie-Bremse.

Von Holger Schmidt, dpa

Bochums Robert Tesche (2.v.r.) jubelt nach dem Tor zum 1:2 mit seinen Teamgefährten. Foto: Revierfoto/dpa

Trotz des erlösenden Sieges in der 111. Minute war Thomas Reis sichtlich enttäuscht, ja fast ein bisschen ernüchtert. «War war heute nochmal eine Warnung», sagte der Trainer des VfL-Bochum.

Für die Vorfreude auf das erste Bundesligaspiel des Aufsteigers seit elfeinhalb Jahren war vor allem die katastrophale erste Halbzeit des Erstrunden-Spiels im DFB-Pokal bei Viertligist Wuppertaler SV eine echte Bremse. Dass die Bochumer das Nachbarschaftsduell doch noch mit 2:1 (1:1, 0:1) nach Verlängerung gewannen, sorgte deshalb nur für Erleichterung, nicht aber für echte Euphorie. «Wir sind froh, dass wir nächste Woche nach elf Jahren wieder das erste Bundesliga-Spiel haben», sagte Reis mit Blick auf den Auftakt beim Champions-League-Teilnehmer VfL Wolfsburg: «Aber ich habe schon vorher gesagt: Es wird eine Saison der Leiden werden. Wir werden leiden müssen, um die Klasse zu halten.»

Diese Bereitschaft zeigte seine Mannschaft in einem Spiel, in dem sie wohl für lange Zeit zum letzten Mal Favorit war, am Samstag zunächst nicht. Was den Trainer am meisten schockierte. «In der ersten Halbzeit hat mir die hundertprozentige Gier gefehlt», sagte der 47-Jährige. Da sei der Regionalligist seinem Team «in vielen Belangen überlegen» gewesen.

Der VfL und Reis selbst entgingen durch die Treffer von Simon Zoller (53.) und Robert Tesche, der schon im Aufstiegskampf viele wichtige Tore erzielt hatte, nicht nur einer normalen Blamage. Sondern einer mit pikanter Note. Denn bei Wuppertal ist seit Mai Peter Neururer Vorstandsmitglied. Der 66-Jährige war zweimal VfL-Coach, führte die Bochumer in der ersten Amtszeit in den UEFA-Cup und rettete sie in der zweiten Saison vor dem Zweitligaabstieg. Reis war zwischenzeitlich sein Kapitän und später sein Co-Trainer.

Trotz seines VfL-Herzes war Neururers Priorität am Samstag klar. Und er durfte sich mit dem WSV als moralischer Sieger fühlen. Was er in der ihm eigenen Sprechweise ausdrückte. «Wir konnten nur gewinnen. Das haben wir gemacht, indem wir ein Spiel verloren haben», sagte er. Und ergänzte schmunzelnd: «Hochphilosophischer Ansatz von mir.»

Für die neue Saison in der Regionalliga habe der frühere Bundesligist und Vorjahreszwölfte mit dem guten Auftritt «Parameter gesetzt», sagte Neururer. Vom Aufstiegskampf wollte Trainer Björn Mehnert aber nicht sprechen. «Wir nehmen das Ganze positiv mit, nicht als Druck», sagte der Ex-Spieler von Borussia Dortmund.

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