Verkehr
«Cable Car World»: Messe für urbane Seilbahnen eröffnet
Essen (dpa/lnw)
In einigen Städten Südamerikas helfen urbane Seilbahnen bereits dabei den öffentlichen Nahverkehr in stark bevölkerten Regionen und Städten zu bewältigen. Eine Messe in Essen möchte nun Wege zeigen, wie dies in Deutschland und Europa gelingen kann.
Sie gelten als umweltfreundlich, flexibel und günstig: Seilbahnen. In Zukunft könnten sie auch in deutschen Städten häufiger zu finden sein. In Essen eröffnete am Dienstag mit der «Cable Car World» eine Messe, die sich dem Thema Seilbahnen im urbanen Raum widmet.
«Die Seilbahn bereichert den Mobilitätsmix, der gerade angeboten wird», sagt Fachmagazinherausgeber und Messe-Initiator Gerald Pichlmeier. Es gehe darum, Lücken in bestehenden Verkehrssystemen zu schließen und neue Verbindungen zu schaffen. Urbane Seilbahnen könnten da eine kostengünstige und schnelle Lösung darstellen, betonte Pichlmeier. Nach Angaben der Hersteller und Veranstalter benötigten Seilbahnen oft nur rund anderthalb Jahre Bauzeit und kosteten nur ein Zehntel im Vergleich mit U-Bahnen.
Auch für Touristen seien die urbanen Seilbahnen attraktiv. «Zum aus der U-Bahn Schauen kommt niemand nach Essen», scherzte Pichlmeier. Er führte das Beispiel London an. Die «London Cable Car» wurde im Vorfeld der Olympischen Spiele in der Stadt 2012 eröffnet. Sie werde von der städtischen Transportgesellschaft betrieben und erfülle sowohl einen Transportnutzen für Bürgerinnen und Bürger als auch einen touristischen Zweck.
Ein «Allheilmittel» seien Seilbahnen allerdings nicht, meint Gotthard Schöpf vom italienischen Seilbahnhersteller Leitner. «Wir versuchen sie als Ergänzung zu sehen, aber auch nur dort, wo sie Sinn machen». Leitner ist nach eigenen Angaben einer der größten Seilbahnhersteller weltweit. Urbane Seilbahnen bedeuten für Firmen wie Leitner eine Möglichkeit abseits des alpinen Tourismus Seilbahnen zu bauen.
Busse, U- und Straßenbahnen seien seit Jahrzehnten Bestandteil innerstädtischer Verkehrssysteme. Die Seilbahn sei da ein relativ junges Konzept. In Deutschland und Europa gebe es noch zu viele Hürden für die Integration von Seilbahnen in den ÖPNV. Da sei nun die Politik gefordert, waren sich Pichlmeier und Schöpf einig.
Die größte urbane Seilbahn operiert zurzeit in Boliviens Regierungssitz La Paz. Die Anlage hat eine Länge von rund 30 Kilometern. Nach Angaben des Herstellers nutzen etwa 300 000 Menschen täglich die Bahn, um bis zu 1000 Meter Höhenunterschied zu überwinden. Auch in Mexiko-Stadt oder Bogotá gibt es Seilbahnen im Nahverkehr.
Der Bund will Städten in Deutschland erleichtern, Seilbahnen als Ergänzung von Bussen und Bahnen zu bauen und diese somit in den öffentlichen Personennahverkehr einzugliedern. 2020 wurde eine Beraterfirma beauftragt, einen bundesweiten Leitfaden für urbane Seilbahnen aufzustellen. Die Ergebnisse sollen Ende 2022 vorgestellt werden.
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