Leverkusen physisch noch nicht bundesligareif
Leipzig (dpa/lnw)
Einen frühen Pokal-K.o. hat Bayer Leverkusen in dieser Saison verhindert. Die Mannschaft des neuen Trainers Gerardo Seoane spielte clever und kraftschonend. Vor dem Bundesliga-Start gibt es aber einige Fragezeichen.
Im Mienenspiel von Gerardo Seoane war während und nach dem erfolgreichen Pokal-Auftakt von Bayer Leverkusen der wirkliche Gemütszustand nicht abzulesen. Auch seine Stimme verriet nichts. Das 3:0 (2:0) beim Viertligisten 1. FC Lok Leipzig analysierte er so ruhig und anscheinend emotionslos, wie er die 90 Minuten, zumeist an die Werbebande gelehnt, verfolgt hatte. Sein Coaching erstreckte sich auf kurze Anweisungen, zumeist Handzeichen, die es nach Blickkontaktaufnahme mit dem betreffenden Spieler gab.
Zufrieden, das machte der 42-Jährige später deutlich, war er aber nur mit dem Ergebnis und dem Weiterkommen. «Die Grundregel lautet: Du musst in der zweiten Runde stehen. Das hat die Mannschaft erfüllt», sagte der Schweizer und hob noch einmal die Gefahr hervor, die so ein Pokalspiel noch vor dem Bundesliga-Start mit sich bringt: «Der Gegner hat schon einige Spiele in den Beinen, wir haben Spieler auf dem Platz gehabt, die haben nur zehn Tage Training, einige nur vier, fünf Tage. Das sind schon erschwerte Bedingungen.»
Die sein Team die Pflichtaufgabe aber besser meisterte als im letztjährigen Achtelfinale, als man an Viertligist Rot-Weiss Essen scheiterte. Auch mit etwas Glück. Die ersten beiden Chancen durch den Foulelfmeter von Kerem Demirbay (6.) und Karim Bellarabi (14.) wurden verwertet und lenkten das Spiel in die Bayer-Richtung, nachdem man zuvor eine hundertprozentige Möglichkeit des im Rahmen seiner Möglichkeiten stark mithaltenden Gastgebers zugelassen hatte. Danach machte Bayer nur das, was nötig war, erzielte mit einem direkt verwandelten Freistoß von Demirbay (87.) auch noch ein drittes Tor.
«Wenn es drauf ankommt, müssen wir da sein. Das haben wir heute gezeigt, nachdem wir in den Vorbereitungsspielen einige Probleme hatten», sagte der doppelte Torschütze. Das Gezeigte reichte gegen einen Viertligisten, aber auch am nächsten Samstag zum Bundesliga-Auftakt bei Union Berlin? «Wenn man nur die Leistung bewertet, sind wir uns bewusst, dass es nicht reicht, um ein gutes Bundesligaspiel zu zeigen», sagte Seoane: «Wir wissen, dass es nötig sein wird, die ersten zwei, drei Wochen sehr solidarisch zu spielen. Im modernen Fußball ist die physische Vorbereitung so wichtig geworden. Die Spieler brauchen zwei, drei Wochen Vorbereitung.»
Welche Spieler in Berlin auflaufen können, ist zudem unklar. Fakt ist: Bellarabi wird nicht dabei sein und damit auf der rechten Offensivseite ein Loch reißen. Er verletzte sich vor der Pause am rechten Oberschenkel. Es sei eine muskuläre Verletzung, die noch genauer diagnostiziert werden muss. «Zwei, drei Wochen wird er uns aber fehlen», sagte der Trainer. Florian Wirtz habe eine Schwachstelle im Adduktorenbereich, die einen Einsatz in Leipzig unmöglich machte. Es werde auch noch etwas Zeit dauern, bis er wieder in den Spielbetrieb zurückkehrt. «Das werden wir genau abwägen, denn wir wollen nicht einen längerfristigen Ausfall», sagte Seoane.
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