Politologin: Laschet will Nachfolge wie in NRW selbst regeln
Bonn (dpa)
Mit der Ankündigung von Armin Laschet zu einer Neuaufstellung der CDU will der Parteichef und Unionskanzlerkandidat seine Nachfolge nach Ansicht einer Politikwissenschaftlerin selbst regeln. Laschets überraschende Äußerung vom Donnerstag sei als «Rücktrittsankündigung» zu werten, sagte die Bonner Politologin Julia Reuschenbach am Freitag im «Morgenmagazin» auf WDR 5. Er versuche «gesichtswahrend» das Heft des Handels noch in den kommenden Wochen in der Hand zu behalten. «Er unternimmt auch den Versuch, seine Nachfolge selbst zu regeln» - so ähnlich, wie er es gerade in Nordrhein-Westfalen eingeleitet habe.
Laschet hatte angekündigt, er werde den CDU-Spitzengremien einen Parteitag zur personellen Neuaufstellung vorschlagen. Er wolle diesen Prozess moderieren. Nach dem Unions-Desaster bei der Bundestagswahl war Laschet massiv unter Druck geraten. Schon vor der Bundestagswahl hatte der NRW-Ministerpräsident und Landesparteichef seinen Rückzug in Nordrhein-Westfalen angekündigt und am Dienstag Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) als seinen Nachfolger vorgeschlagen.
Reuschenbach meinte, man könne Laschet bei seinem Wunsch, unterschiedliche Aspiranten «irgendwie zusammenzubinden» zwar durchaus etwas zutrauen. Es sei aber etwas anderes, ob es um Ämter in NRW gehe oder um den CDU-Bundesvorsitz und eine mögliche «Oppositionsführerschaft» im Bund. Die Bundespartei habe viel Arbeit vor sich und müsse zügig «den Sack zumachen». Sie mache seit Jahren einen zerstrittenen Eindruck, ihr angestrebtes Grundsatzprogramm sei «versandet.» Zudem sei es versäumt worden, unterschiedliche Richtungen wie Konservatismus und Wirtschaftsliberalismus zu verbinden.
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