Steinmeier: 60 Jahre Anwerbeabkommen mit Türkei
Mülheim/Essen (dpa/lnw)
Das Ruhrgebiet ist stark von Zuwanderung geprägt. Am Dienstag macht der Bundespräsident dort Station. Anlass ist das deutsch-türkische Anwerbeabkommen, das bald 60 Jahre alt wird.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht am Dienstag das Ruhrgebiet und macht Station in Mülheim, Essen und Bochum. Anlass ist das deutsch-türkische Anwerbeabkommen von 1961, das Ende Oktober 60 Jahre alt wird. Seit den 1950er Jahren hatte die Bundesrepublik mit mehreren Ländern Anwerbeabkommen geschlossen. Die Arbeitskräfte reichten angesichts des großen Aufschwungs im «Wirtschaftswunderland» nicht aus. Viele sogenannte Gastarbeiter kamen ins Ruhrgebiet.
Steinmeier besucht am Morgen (9.45 Uhr) die Friedrich Wilhelms-Hütte Stahlguss in Mülheim an der Ruhr. Dort spricht er mit Firmenleitung, Betriebsrat und Beschäftigten. Das Unternehmen gehört heute zu den führenden Hersteller von Stahlgussprodukten. In Essen (11.30 Uhr) schaut er sich die Foto-Ausstellung «Wir sind von hier. Türkisch-deutsches Leben 1990» an. In Bochum trifft Steinmeier am Nachmittag (14.15 Uhr) auf den Deutsch-Türkischen Sportverein Türkiyemspor Bochum. Geplant sind Gespräche mit Vereinsleitung, Trainern und Spielern.
Die 120 Bilder, die sich Steinmeier in Essen ansehen wird, stammen vom renommierten türkischen Fotografen Ergun Çağatay (1937-2018) und sind im Ruhr Museum auf Zeche Zollverein zu sehen. Sie gilt als eine der umfangreichsten Bildreportagen zur türkeistämmigen Einwanderung der ersten und zweiten Generation von «Gastarbeitern» und «Gastarbeiterinnen». Çağatay hatte Hamburg, Köln, Werl, Berlin und Duisburg 1990 besucht und Tausende Aufnahmen aus Arbeitswelt und Privatleben gemacht.
Die Bundesrepublik hatte Anwerbeabkommen auch etwa mit Italien oder Griechenland geschlossen. 1961 folgte ein Vertrag mit Ankara, Ende 1973 dann ein Anwerbestopp. Zu diesem Zeitpunkt lebten von bundesweit etwa vier Millionen «Gastarbeitern» fast ein Drittel in Nordrhein-Westfalen.
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