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Verkehrsinfrastruktur in NRW zum Teil marode

Tausende Brücken zu sanieren

Düsseldorf

Tausende Brücken müssen in NRW neu gebaut und saniert werden. Viele von ihnen gehen schneller kaputt, als es ihre Planer in den 60er Jahren vermutet haben. „Viele Brücken sind in die Jahre gekommen und wurden lange vernachlässigt.“

Von Viktor Marinov

Die Talbrücke Rahmede bei Lüdenscheid: Die Autobahn 45 ist für mehrere Monate an dieser Stelle voll gesperrt. Foto: dpa

„Die Überfahrten lassen sprichwörtlich die Materialien ermüden“, sagt Heinrich Bökamp, Präsident der Ingenieurkammer-Bau NRW. Im Land gebe es seit einigen Jahren ein Umdenken und mehr Investitionen. „Aber die Altlasten werden uns noch einige Zeit begleiten.“

Das bestätigt auch die für Bundesfernstraßen zuständige Autobahn GmbH. Drei Viertel der Brücken im Autobahnnetz in NRW will die Niederlassung Westfalen in voraussichtlich 20 Jahren neu bauen. Allein an der A 45 gehe es um 60 große Talbrücken, sagt eine Sprecherin. Im ganzen Gebiet der Niederlassung gibt es 2330 Brücken, hinzu kommen 2260 im Gebiet Rheinland. „Die Brücken kommen alle an ihr Lebensende. Die einen schneller, die anderen weniger schnell, bedingt durch den erhöhten Verkehr“, sagt die Sprecherin. Man könne sie verstärken, aber letztendlich helfe nur ein Neubau. Der Bund ist seit Anfang 2021 für den Betrieb, den Erhalt und den Ausbau der Autobahnen zuständig, vorher waren es die Länder. Ziel: zügiger bauen und weniger Staus.

Neue Schäden durch Hochwasser

Für die weiteren 2557 Brücken in NRW ist nicht die Autobahn GmbH zuständig, sondern der Landesbetrieb Straßen NRW. Auch dort gibt es Sanierungsbedarf. Es seien 23 Brücken-Ersatzneubauten in Arbeit, heißt es aus dem NRW-Verkehrsministerium, 32 Brücken müssten verstärkt werden. Das Hochwasser hat 14 Bauwerke zerstört oder so stark beschädigt, dass sie komplett ersetzt werden müssen.

Der Fall Lüdenscheid zeigt allerdings eindrücklich, dass bei den immer älter werdenden Brücken nicht alles nach Plan läuft. Die dortige Rahmede-Brücke war Anfang Dezember bei einer Kontrolle aufgefallen, ein Stahlträger war verformt. Kurz darauf entdeckten Bauingenieure zahlreiche weitere Schäden, die Brücke musste komplett gesperrt werden. Sie wird es bleiben – erst im Frühjahr sollen nach einer Verstärkung wieder Autos darauf fahren können. Für Lkw ist die einzige Lösung eine neue Brücke, die erst in fünf Jahren fertig sein soll.

Das hat nicht nur auf den Lkw-Güterverkehr Auswirkungen, sondern auch für die Betriebe vor Ort. Einer Umfrage der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zufolge hat jedes zweite Unternehmen in der Region Umsatzrückgänge wegen der Sperrung.

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