Vermisster Junge im Schrank: Richter wollen Urteil sprechen
Bochum (dpa/lnw)
Ein Mann aus Recklinghausen soll einen anfangs 13-jährigen Jungen zweieinhalb Jahre lang bei sich versteckt und hundertfach missbraucht haben. Am Donnerstag wollen die Richter das Urteil sprechen.
Dieser Fall hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt: Im Dezember 2019 hatte die Polizei im Schrank eines Mannes aus Recklinghausen zufällig einen zweieinhalb Jahre lang vermissten Jungen entdeckt. Laut Staatsanwaltschaft ist der anfangs 13-Jährige über 400 Mal sexuell missbraucht worden. Am Donnerstag (12.00 Uhr) wollen die Richter am Bochumer Landgericht das Urteil sprechen. Die Staatsanwaltschaft hat insgesamt elf Jahre Haft und die Anordnung der anschließenden Sicherungsverwahrung beantragt - zum Schutz der Allgemeinheit.
Der angeklagte Deutsche hatte im Prozess monatelang geschwiegen, dann sexuelle Handlungen zugegeben, dabei aber alle Schuld auf den Jungen geschoben.
Der 46-Jährige will den Jungen über eine WhatsApp-Gruppe kennengelernt und sich sofort mit ihm getroffen haben. Nur wenige Tage später sei der 13-Jährige mit in seine Wohnung gekommen. Nach seinen Angaben habe er fünf Jahre bleiben wollen - bis zur Volljährigkeit.
Der heute 17-Jährige hatte im Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgesagt. Er war im Juni 2018 aus einer Wohngruppe im nordrhein-westfälischen Oer-Erkenschwick verschwunden und nicht mehr aufgetaucht. Über den Vermisstenfall war ein Jahr später auch in der ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY...ungelöst» berichtet worden.
Die Entdeckung war schließlich im Rahmen einer Kinderporno-Razzia in der Wohnung des Angeklagten erfolgt. Der Junge soll die Wohnung des Angeklagten rund zweieinhalb Jahre lang nicht verlassen haben. Nach Angaben einer Polizistin hatte er bei seiner Entdeckung weder passende Schuhe noch passende Kleidung.
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