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Zu kurzer Lebensweg eines 1944 in Auschwitz ermordeten Mädchens wird nachgezeichnet

Bewegende Sonderausstellung „Inge“ im Kreismuseum Wewelsburg eröffnet

Büren-Wewelsburg

Nur neun Jahre alt durfte Inge Ransenberg werden. Im Oktober 1944 wurde das jüdische Mädchen im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Doch vergessen ist sie nicht. Eine Sonderausstellung im Kreismuseum Wewelsburg zeichnet noch bis Ende Juli ihren viel zu kurzen Lebensweg nach. Konzipiert hat die bewegende Ausstellung im Untergeschoss des Wachgebäudes Sarah Manegold, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr im Kreismuseum absolviert.

Von Hanne Hagelgans

Bei der Eröffnung der Sonderausstellung (von links): Kurator Reinhard Fromme, Sarah Manegold, Museumsleiterin Kirsten John-Stucke und Kreis-Dezernent Ingo Tiemann. Foto: Hanne Hagelgans

Inge Ransenberg wurde am 12. März 1935 in Wennemen im Sauerland geboren – als jüngstes Kind und einziges Mädchen mit fünf älteren Brüdern. „Sie war ein bisschen die Prinzessin“, schmunzelt Sarah Manegold. Im Zuge ihrer Recherche, die Museumsleiterin Kirsten John-Stucke und Kurator Reinhard Fromme begleiteten, stieß sie auf umfangreiche Briefwechsel zwischen den Eltern und Geschwistern und Rolf Ransenberg. Dem ältesten Sohn gelang im Jahr 1938 als einzigem Familienmitglied die Flucht in die USA. Die Briefe zeigen das herzliche und innige Verhältnis der Familienmitglieder und die wachsende Verzweiflung der Zurückgebliebenen, die sich ebenfalls um eine Ausreise in die USA bemühen – allerdings vergeblich.

Inge wird schon früh von der Familie getrennt

Inge war noch ein kleines Mädchen, als die Ausgrenzung der Nazis ihre Kindheit zu überschatten begann. Weil jüdische Kinder keine öffentliche Schule mehr besuchen durften, wurde sie im jüdischen Waisenhaus Paderborn eingeschult und damit von ihrer Familie getrennt. Als diese Einrichtung geschlossen wurde, kam sie zurück nach Wennemen. Von dort wurde sie 1942 gemeinsam mit weiteren Familienmitgliedern nach Theresienstadt deportiert. 1944 ging es für sie nach Auschwitz, wo sie ebenso wie einer ihrer Brüder ermordet wurde.

Grüne Fußspuren in Kindergröße führen die Besucher auf dem Boden des Ausstellungsraums an den Lebensstationen Inge Ransenbergs entlang. Zu Beginn sind sie noch tiefgrün und springen und tänzeln wild herum, nach und nach werden sie blasser, die Schritte kürzer. Sarah Manegold sieht sie als ein Symbol: „Inge war ein wildes, lustiges Kind, das jede Menge Quatsch gemacht hat. Doch ihre lebensfröhliche Art wird bei allem, was sie erlebt hat, verblasst sein.“

Die Ausstellung ist bei freiem Eintritt während der Öffnungszeiten des Museum zu sehen. Am Internationalen Museumstag, Sonntag, 15. Mai, steht Sarah Manegold von 11 bis 15 Uhr vor Ort zum Gespräch zur Verfügung.

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