50 Bauern aus OWL protestieren in Bielefeld gegen den WDR
„Auf dem Land brodelt es“
Bielefeld (WB). Mit 50 Traktoren haben erboste Landwirte aus weiten Teilen Ostwestfalen-Lippes am Dienstagmittag zeitweise den Bielefelder Innenstadtverkehr blockiert. Vor dem Landesstudio des Westdeutschen Rundfunks (WDR) protestierten sie gegen die ihrer Meinung nach „einseitige und verunglimpfende Berichterstattung“ in mehreren TV- und Radiosendungen der WDR-Zentrale in Köln.
Manche von ihnen waren bereits bei den Bauerndemonstrationen in Berlin und Hamburg, um ihre Berufssparte dort gegen die Vorwürfe in Sachen Tierschutz und Düngeregeln zu verteidigen. In ihrem Gepäck nach Bielefeld hatten sie Plakate mit Aufschriften wie „Die Maus und der Elefant – ihr wart wohl schon lange nicht mehr auf dem Land“, „Biete Praktikumsstelle für Redakteure auf dem Bauernhof“ oder „Kennt Ihr den Unterschied zwischen Nachricht und Meinung?“ und eine große Portion Wut: „Auf dem Land brodelt es. Die Leute haben die Schnauze voll von dieser Stimmungsmache gegen uns!“, wetterte Landwirt Burkhard Berg aus Lichtenau.
So soll ein Beitrag in dem naturwissenschaftlich orientierten WDR-Format „Quarks und Co.“ die Landwirtschaft für den Untergang der Menschheit verantwortlich gemacht haben. Eine andere Sendung auf 1-Live soll unterstellt haben, dass „die Kühe in unserer Massentierhaltung Euter so groß wie Kleinwagen haben und aus ihnen nur Eiter und Antibiotika kämen“. Diese Darstellung habe nichts mit objektiver, wissenschaftlich basierter Berichterstattung zu tun, finden die heimischen Bauern.
„Das ist Stimmungsmache. Bitte unterlassen Sie das und bleiben sie bei der Wahrheit“, fordern sie von den WDR-Redakteuren. „Auch wir zahlen Rundfunkgebühren und erwarten dafür von diesem öffentlich-rechtlichen Sender, dass er seinen Verpflichtungen nachkommt.“ Unter dem Titel „Pressefreiheit ist die Verpflichtung zu Wahrheit und Neutralität“ übergab Bauernsprecher Marcus Blome aus Delbrück ein entsprechendes Schreiben an Jörg Brücher, den WDR-Studioleiter in Bielefeld. Der ist zwar nicht verantwortlich für die kritisierten Inhalte, versprach aber, seine Kollegen in Köln über die Bielefelder Aktion in Kenntnis zu setzen.
Außerdem, signalisierte Brücher, würde er gerne mit einigen der Landwirte im Gespräch bleiben, um sich „noch einmal in Ruhe bei einer Tasse Kaffee“ mit dem Thema und der Kritik auseinander zu setzen. „Ich verstehe, unter welchem Druck Sie stehen“, sagte der Studioleiter. „Aber in einem können Sie sicher sein: Es gibt keine Kampagne gegen die Landwirte. So etwas machen wir nicht.“
Wenn er eines der ihm hier angebotenen Praktika auf dem Bauernhof tatsächlich anträte, was er denn da genau machen müsste, wollte Brücher wissen. „Den ganzen Tag malochen“, bekam er unter schallendem Gelächter zu hören. „Und bringen Sie Ihre Gummistiefel mit“, empfahl einer der Demonstranten.
Generell zeigten die mental aufgeheizten Bauern aber Gesprächsbereitschaft: „Kommen Sie in unsere Betriebe. Machen Sie sich selbst ein Bild von der modernen Landwirtschaft“, hatte Marcus Blome stellvertretend für alle formuliert. „Wir bieten Ihnen alle Facetten, die der ländliche Raum und die Landwirtschaft zu bieten haben. Denn wir Landwirte sind es doch, die unser Volk satt machen!“
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