Streit um Kandidatur: Landesvorsitzende distanziert sich - Selvet Kocabey nimmt Stellung
Bielefelder Grüne stellen Milli-Görüs-Funktionär auf
Bielefeld (WB/abe). Die Bielefelder Grünen wollen bei der Kommunalwahl einen Kandidaten ins Rennen schicken, der zugleich Funktionär bei einer Organisation ist, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird.
Das erste Mal hatte die Funke-Mediengruppe über den Fall berichtet. Milli Görüs wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Die islamistische Bewegung gilt als demokratriefeindlich. Die Landesspitze der Grünen in NRW ist irritiert. Die Landesvorsitzende Mona Neubaur hält offenbar nichts von der Kandidaturdes Kandidaten, der im Bielefelder Stadtteil Brackwede antritt.
Der Kreisverband der Grünen verteidigt die Entscheidung. Die Bielefelder Grünen erklären zur Kandidatur von Selvet Kocabey , Mitglied in der Brackweder Hicret-Moschee-Gemeinde der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG): „Unsere Haltung ist klar: Wir wollen eine offene und lebendige Demokratie, eine vielfältige Gesellschaft, in der alle gleichberechtigt sind und sich jeder Mensch frei entfalten kann, unabhängig vom Geschlecht. Wir dulden keine anti-demokratische Bestrebungen, keinen Rassismus und Antisemitismus und stehen gemeinsam mit Demokrat/innen gegen Hass und Hetze und für eine offene, tolerante Gesellschaft. Wer sich bei uns engagiert, verpflichte sich dem Grundgesetz, der Rechtsstaatlichkeit, unserer lebendigen Demokratie und unseren Werten.“
Selvet Kocabey erklärt: „Ich bin seit meinem neunten Lebensjahr in der Hicret-Gemeinde Brackwede Mitglied, um meinen Glauben zu leben. Moscheen in Deutschland waren zur Gründungszeit der Hicret-Gemeinde 1984 an Dachverbände gebunden, um einem Imam zu bekommen. Unsere Gemeinde steht für die Auslebung von Religion, aber auch ganz zentral für die Gestaltung der Gemeinschaft vor allem durch Sport- und Kulturangebote. Die Gemeinde steht nicht im Kontakt mit der politischen Linie der Milli Görü. Von der Milli-Görüs-Bewegung, die aktuell in der Türkei aktiv ist, distanziere ich mich ausdrücklich. Antisemitismus und Rassismus sind nicht akzeptabel und ich setze mich für eine Gesellschaft ein, die Diskriminierung überwindet. Aus diesen Gründen bin ich den Grünen beigetreten und engagiere mich in der Stadtteilgruppe Brackwede für eine offene Stadtteilgesellschaft und bezahlbaren Wohnraum. Mein Antrieb ist, auch den nachfolgenden Generationen ein gutes Leben zu ermöglichen, indem wir sorgsam mit Ressourcen umgehen. Von meinen Ämtern in der Hicret-Gemeinde trete ich zurück. Dies habe ich mit meiner Kandidatur für die Grünen entschieden, da ich nun meine Kapazitäten meinem parteipolitischen Engagement widmen möchte.“
Startseite