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Opfer wurde nach Hannover gelockt – Leiche auf Friedhof verscharrt

Bielefelder mit mehr als 100 Messerstichen ermordet

Bielefeld/Hannover (WB/hz). Sie sollen den Bielefelder Kadir A. nach Hannover gelockt, den 28-Jährigen mit mehr als 100 Messerstichen getötet und danach halb verscharrt in einem frischen Grab abgelegt haben: Drei Wochen nach einem Leichenfund auf einem Friedhof in Hannover-Kirchrode haben zwei Tatverdächtige ein Teilgeständnis abgelegt. Dabei behaupten sie allerdings, in Notwehr gehandelt zu haben.

Polizeieinsatz auf dem Friedhof an der Straße Kleiner Hillen in Hannover-Kirch­rode: Hier wurde am 15. April die Leiche des erstochenen Bielefelders Kadir A. (28) gefunden. Das Opfer war zehn Tage zuvor spurlos verschwunden. Foto: dpa

Ein 23-jähriger Mann und seine zwei Jahre ältere Freundin hätten zugegeben, den 28-jährigen Bekannten der Frau vor einem Monat unter einem Vorwand nach Hannover gelockt und getötet zu haben, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Klinge, Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover. Nun säßen sie wegen des Verdachts des heimtückischen Mordes in Untersuchungshaft. Der Sprecher korrigierte zudem erste Angaben vom Mittwoch, wonach es sich bei den beiden Tatverdächtigen um Männer gehandelt habe.

Oberstaatsanwalt Klinge zufolge lernte die Frau das spätere Opfer auf der Seite einer Dating-Plattform im Internet kennen. Anfang 2019 kam es zu einem ersten Treffen. „Das lief dann wohl nicht so, wie die Beschuldigte sich das vorgestellt hatte.“ Zur Frage, ob die Frau gegenüber ihrem neuen Freund behauptet haben soll, dass der Bielefelder sich an ihr sexuell vergangen habe, wollte der Sprecher keine Stellung nehmen.

Nach einer längeren Zeit ohne Kontakt habe die Frau das Opfer dann am 5. April mit dem Zug zu einem neuen Treffen nach Hannover gelockt, an einer Haltestelle abgeholt und zu ihrem neuen Freund in den Hannoveraner Stadtteil Kirchrode geführt. „Zuvor hatte sich das Paar verabredet, den Bielefelder umzubringen“, sagte der Oberstaatsanwalt.

In der Wohnung des Freundes hätten die Beschuldigten Kadir A. mit zahlreichen Messerstichen getötet und auf dem nahe gelegenen Friedhof halb verscharrt in einem Grab abgelegt. Klinge spricht von einem wahren Gewaltexzess der Verdächtigen mit mehr als 100 Stich- und Schnittverletzungen.

Das Paar habe angegeben, aus Notwehr gehandelt und die Tat nicht geplant zu haben. „Das ist aus unserer Sicht nicht haltbar“, sagte der Sprecher. Die Staatsanwaltschaft gehe von Mord aus, da die Tatbestände der Heimtücke und der niedrigen Beweggründe erfüllt seien. Es sei ein entsprechender Antrag auf Haftbefehl gestellt worden.

Die Verdächtigen waren, wie exklusiv berichtet, am Mittwoch von der Polizei in der Wohnung des Mannes in Hannover festgenommen worden. Vorangegangen waren Ermittlungen einer Mordkommission. Auch mit einem Bild des Opfers hatte die Polizei gefahndet. Die Leiche des Mannes war am 15. April von Mitarbeitern des Friedhofs gefunden worden.

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