Bielefelder Informatiker Lukas Twardon hat „Digikindi“ entwickelt
Corona: Neue App für Kinder
Bielefeld (WB)
Stolz den anderen aus der Kita-Gruppe das neue Bild präsentieren, dem Cousin zum Geburtstag gratulieren oder gemeinsam mit Freunden die Karten für das Sammelalbum tauschen – vieles von dem, was Kindern Spaß macht, geht in Zeiten von Corona und Lockdown nicht oder nur eingeschränkt.
Um Eltern und Kindern einiges davon zu ermöglichen und auf digitalem Weg Anregungen für neue Spiele und Aktivitäten zu geben, hat Lukas Twardon eine neue App für Smartphones entwickelt.
Seit Jahresbeginn ist die App „Digikindi“ für Android-Handys kostenlos erhältlich. Auf die Idee, sie zu entwickeln und auch selbst zu programmieren und zu gestalten, ist der Informatiker durch seine beiden Söhne Niklas (5) und Lenny (2) gekommen. „Als die Corona-Pandemie über die Welt hereinbrach, hatte ich gerade meine Promotion in Informatik an der Universität Bielefeld abgeschlossen. Da meine Frau einem Vollzeitjob nachgeht, war schnell klar, dass meine Hauptaufgabe nun erstmal wieder die Kinderbetreuung sein würde. In dieser Zeit kam mir die Idee mit dem digitalen Kindergarten“, erzählt der 35-Jährige.
Während Erwachsene über verschiedene Online-Plattformen Kontakt gehalten hätten, habe er schnell gemerkt, dass das für Kinder meist schnell langweilig werde. „Damit die Jungs ihre Cousins und Cousinen, die in Süddeutschland leben, sehen können, haben wir kleine Videokonferenzen gemacht. Zwar freuen sich die Kinder darauf, aber nach ein paar Minuten springen und toben sie lieber auf dem Sofa, während sich die Eltern weiter unterhalten“, hat er erfahren.
Also setzte er sich vor allem nachts an den Computer, um die App „Digikindi“ zu programmieren. Wichtig sei dabei, betont Twardon, dass die jungen Nutzer mit dieser nicht viel Zeit am Bildschirm verbringen sollen. „Die App gibt eher Anregungen, um Dinge im echten Leben zu machen und selbst kreativ zu werden“, erläutert er.
So können die Kinder zum Beispiel ein Bild malen oder etwas basteln, das sie den Freuden in ihrer Gruppe dann zeigen, damit diese es nachmachen können. Oder sie können jeder ein Teil eines Bildes malen, das sie dann in der App zusammensetzten und neu kombinieren können.
Und das Prinzip eines Sammelalbums, von dem vor allem sein jüngster Sohn Lenny begeistert ist, hat Lukas Twardon auf die App übertragen. Dort lassen sich Teile sammeln und auch tauschen, aus denen dann schließlich ein Puzzle zusammengefügt wird. „Jeden Monat gibt es ein neues Puzzle“, so Twardon. Und weitere Spiele und Funktionen sollen folgen.
Darüber hinaus können die jungen Nutzer auch Kontakt zu ihren Freunden halten durch maximal zehnsekündige Sprachnachrichten. Für alle Funktionen gebe es erklärende Texte, in leicht verständlicher Sprache zum Anhören. Und auch die Anzeigen und Grafiken seien kindgerecht und ohne langes Scrollen zu bedienen.
Wichtig sei auch, dass die Eltern immer die Kontrolle über alle Spiele und Nachrichten behielten, betont der Informatiker. Bevor etwas abgeschickt wird, muss ein Elternteil dies bestätigen und alle Gruppen seien geschlossen. Twardon: „Nur Freunde mit privatem Einladungscode können die Kinderprofile sehen.“ Darüber hinaus seien alle Nachrichten verschlüsselt.
Für Eltern gibt es zusätzlich in der App einen separaten Bereich, in dem diese sich austauschen können.
Getestet hat Lukas Twardon die App zunächst im Familien- und Freundeskreis, inzwischen gibt es jedoch schon mehr als 50 Nutzer. Das Potenzial sei jedoch deutlich größer. „So können zum Beispiel auch Erzieher mit ihrer Kindergartengruppe Kontakt halten und Ideen und Anregungen für Spiele austauschen, auch wenn die Kita geschlossen ist.“ Auch für Sportgruppen wie etwa beim Kinderturnen sei die App eine Möglichkeit, in Kontakt und gemeinsam aktiv zu bleiben.
Die App ist kostenlos und im Bereich für die Kinder auch ohne Werbung, in dem Eltern-Bereich gibt es bei kostenloser Nutzung einige Werbeeinblendungen. „Für einen geringen Betrag kann man aber auch die komplett werbunglose Version abonnieren“, sagt Lukas Twardon.
Heruntergeladen werden kann die App für das Android-Betriebssystem bislang bei Google Play, eine Version für Apples iPhone soll folgen. Weitere Informationen gibt es unter www.digikindi.com .