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Forderungen werden beim »Aschermittwochsbürgergespräch« mit dem OB laut

Der Fünfte Kanton will raus aus dem Abseits

Bielefeld  (WB). Von wegen heile Welt: Im 5. Kanton muss vieles besser werden. Das sehen Bewohner des Stadtteils zwischen Eckendorfer- und Heeper Straße, Heeper Fichten und Bahnlinie so. Klare Forderungen haben sie beim Aschermittwochsgespräch der Werbegemeinschaft im Meinolfzentrum vor Oberbürgermeister (OB) Pit Clausen erhoben.

Volker Zeiger

Zur Lage im 5. Kanton äußert sich Oberbürgermeister Pit Clausen (links) auf Wunsch von Wolfgang Lückewille (Vorsitzender der örtlichen Werbegemeinschaft) vor besorgten Bewohnern des Stadtviertels, Interessenvertretern und einigen Politikern. Foto: Volker Zeiger

Sie wollen nicht zu »einem reinen Schlafquartier werden«, sie empören sich über das »Kneipensterben«, ärgern sich über zu lange dauernde Straßenum- und Kanalausbauten, wollen ihre Geschäfte vor Ort erhalten. Die Liste mit Forderungen enthält noch mehr, wie die Werbegemeinschaft 5. Kanton mit ihrem Vorsitzenden Wolfgang Lückewille am Mittwoch hinwies: Häuser in städtischem Besitz sollten umgehend saniert und günstig vermietet werden, die ärztliche Versorgung müsse garantiert werden, ein Bürgerzentrum sei notwendig.

Und diesem Thema musste sich der OB vor den hundert Zuhörern widmen: der 65 Jahre alten Radrennbahn. Das Denkmal, das der Stadt gehört, müsse vom Eigentümer saniert werden, fordert der Förderverein. Die Kosten werden auf eine Million Euro geschätzt.

Stadt hat nur beschränkte Steuerungsmöglichkeiten

Clausen lauschte aufmerksam, holte aber zu einer langen Stellungnahme aus. Die Stadt wolle Wohnungen bauen, den Verkehr besser organisieren, Stadtteile wie Baumheide und Sieker müssten entwickelt werden. Gewiss sehe man Defizite in der Quartiersversorgung. Doch »als Stadt haben wir nur beschränkte Steuerungsmöglichkeiten«. Sein Eindruck: »Hier funktioniert das Leben noch, passen Sie auf, dass das so bleibt.« Der »fünfte Katong«, wie er im Volksmund genannt wird, war eine Hochburg der Arbeiterbewegung mit allerlei Freizeitangeboten. Geblieben ist davon im 21. Jahrhundert kaum noch etwas, stellt die Werbegemeinschaft fest. Vermisst werde die Lebhaftigkeit im Ort. Mehr Treffpunkte seien jetzt erwünscht, auf jeden Fall ein Bürgerzentrum. Clausen bremste: »Das braucht Kraft und Zeit«. Vielleicht sei die Awo mit dem Meinolfzentrum ein guter Kooperationspartner. Helga Sielemann, Siedlungssprecherin der Freien Scholle, widersprach: »Nach 17 Uhr läuft hier nichts mehr.« Vom Haus selbst gab Quartiersmanager Leif Pollex den Tipp, dass mehr Menschen hier »vorbeischauen«.

Dem Kneipensterben mochte der OB nichts entgegenzusetzen. Nach Angaben von Thomas Keitel, Ex-Geschäftsführer des Dehoga OWL, rechne es sich nicht mehr, die Umsätze seien zu gering, der Aufwand dagegen sehr hoch.

Diskutiert wird auch ein medizinisches Versorgungszentrum

Mit der ärztlichen Versorgung befasse sich zurzeit die Politik, sagte Clausen. Mehrere Modelle würden diskutiert, unter anderem medizinische Versorgungszentren mit festangestellten Ärzten.

Die »Initiative Petri­straße 2« kritisiert den Zerfall der städtischen Immobilie an dem Standort. Sie will ein Wohnprojekt und 15 Menschen ein Dach überm Kopf bieten. Clausen findet das »toll« und ermuntert die Gruppe zum »Weitermachen«. Das aber möge woanders im Kanton geschehen, zur Petristraße 2 gebe es andere Investitionsvorstellungen.

Der Radrennbahn-Sanierung mit städtischem Geld, wie der Förderverein es wünscht, widersetzt sich Clausen vehement: »Jetzt ein paar Millionen zu geben, das geht nicht, da steig ich auf die Bremse«, sagte er knapp. Erhaltenswert sei die Bahn, aber nicht zu ertüchtigen.

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