In Bielefeld hat die Räumung ein „politisches Nachspiel“ – mit Kommentar
Der Schnee wird jetzt abgefahren
Bielefeld
Die Lage auf Bielefelds verschneiten Straßen wird nach und nach besser. Die Hauptstraßen hat der Umweltbetrieb (UWB) mit seinen Räumfahrzeugen gut im Griff. „Jetzt arbeiten wir die Nebenstraßen weiter ab“, sagt Andrea Marten, Sprecherin des UWB.
Wo auf der einen Seite Schnee verschwindet, türmt er sich an anderen Stellen auf. Denn inzwischen lässt der UWB die weißen Massen abtransportieren. „Das übernehmen Subunternehmen“, sagt Marten. Mit Radladern holen sie den Schnee aus den Nebenstraßen oder baggern kleine Berge ab, die von den Räumfahrzeugen zuvor zusammengeschoben wurden, wie etwa auf dem Siegfriedplatz im Westen.
In großen Mulden fahren die Unternehmen den Schnee per Lkw zu Sammelplätzen, wo er liegen bleibt, bis er schmilzt. Das sind zumeist große Parkplätze im Stadtgebiet, wie Andrea Marten sagt.
Andrea Marten,Umweltbetrieb
Und so dürften die weißen Berge hier in den nächsten Tagen auch ohne neuen Schneefall weiter wachsen: Auf dem Parkplatz am Obersee und dem Jöllenbecker Dorfplatz, auf dem Parkplatz der Carl-Severing-Schule an der Bleichstraße und auf dem Johannisberg, im Süden auf dem Festplatz am Waldbad und am Gleisdreieck. Hinzu kommen kleinere Parkplätze und die Fläche an der Radrennbahn, auf der auch die Stadtwerke Schnee von ihren Gleisanlagen abladen.
„Wir müssen den Schnee abfahren, um Herr der Lage zu werden“, betont Andrea Marten. Für solche Situationen gebe es Pläne mit möglichen Ablageplätzen, die in diesem Winter mal aus der Schublade geholt worden seien. Es gibt aber auch Kritik, weil es in Bielefeld länger dauere, die Verkehrslage in den Griff zu bekommen, als in Nachbarkreisen. Aus Sicht der FDP etwa arbeitet der Umweltbetrieb nicht effektiv genug. Die Liberalen verlangen einen Bericht im Betriebsausschuss zu Einsatzplänen und Priorisierungen. „Pendler sind erstaunt, wie die Bielefelder Straßen noch immer aussehen. Dass die Räumung von Nebenstraßen erst bis zum Wochenende stattfinden soll, stellt uns nicht zufrieden“, so der verkehrspolitischer Sprecher Rainer Seifert. Auch der Ausfall der Stadtbahn bis Sonntag werfe Fragen auf.
Yvonne Liebold, Mobiel-Sprecherin
Dem hält Mobiel entgegen, dass die Linie 2 und einige Busse seit Donnerstag auf Teilstrecken wieder unterwegs sind. Nachdem weitere Straßen geräumt wurden, nimmt die Linie 1 jetzt wieder Fahrgäste zwischen Brackwede-Bahnhof und Beckhausstraße mit. Die Linie 4 fährt zwischen Oetkerhalle und Dürkopp Tor 6, die Linie 2 zwischen Sieker und Beckhausstraße. Ein Schienenersatzverkehr verkehrt zwischen Beckhausstraße und Milse.
„Die Stadtbahnen fahren die ganze Nacht, damit die Gleise frei bleiben – nach Betriebsende als Leerfahrten“, sagt Mobiel-Sprecherin Yvonne Liebold. Für Freitagabend kündigte sie eine mehrstündige Sperrung der Detmolder Straße zwischen Otto-Brenner-Straße und Niederwall an. Der UWB sollte so die Möglichkeit bekommen, den Schnee abzuräumen, damit der Verkehr jetzt staufrei fließen kann.
Voraussichtlich ab Samstag, 18 Uhr, wird in einer größeren Aktion die Jöllenbecker Straße von der Kreuzung Apfelstraße bis zur Voltmannstraße von den Schneemassen befreit, es kann zu Behinderungen kommen. Ziel ist es, so die Stadtverwaltung, alle Arbeiten im Laufe des Wochenendes zu erledigen.
UWB-Mitarbeiter sind Andrea Marten zufolge in vielen Nebenstraßen unterwegs, um zu sehen, ob da nachgearbeitet werden muss. Dass der Schnee nicht immer bis auf den Asphalt geräumt wird, sei gewollt. Denn unter der Schneelage liege oft blankes Eis. Eine platte Schneeschicht biete Autos mehr Halt.
Nicht viel Hoffnung dürfen sich Bewohner von Anliegerstraßen der Reinigungskategorie 07 machen – die den größten Teil der Wohnstraßen ausmachen. Anwohner zahlen dort keine Reinigungsgebühren, sind dafür aber selbst für die Reinigung und eben auch fürs Schneeräumen auch auf der Fahrbahn zuständig.
Kommentar
Die Frage ist längst Gesprächsthema in der Stadt: Hat der Umweltbetrieb schnell und effektiv genug gearbeitet, um die Straßen von den Schneemassen zu befreien? In anderen Städten soll das angeblich besser geklappt haben, meint zumindest die FDP.
Viele Bielefelder sind auch sauer darüber, dass Busse und Bahnen immer noch nicht vollständig fahren. Anderswo sei das längst schon wieder der Fall. Jetzt kommt das Thema auf die politische Tagesordnung. Man darf gespannt sein, welches Ergebnis am Ende dabei herauskommen wird. Bis dahin ist der Schnee wahrscheinlich längst weggeräumt oder geschmolzen. Und spätestens dann sollten sich die Gemüter hoffentlich etwas beruhigt haben. André Best
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