Bundesumweltministerin Schulze beim Nachhaltigkeits-Talk der SPD
Die Frauen sollen’s richten
Bielefeld (WB). Kämpfen Frauen anders für ein nachhaltiges Europa? Sind sie die »wahren Heldinnen der Umwelt«, wie Bielefelds SPD-Europakandidatin Sally Lisa Starken am Samstag ihre hochkarätig besetzte Veranstaltung betitelt hat?
Sie arbeiten mit konstruktiven Ansätzen zur Umweltpolitik und wollen nicht unterschätzt werden, wie Bundesumweltministerin Svenja Schulze erklärt. Sie werde oft als klein, blond und nett eingeschätzt, sagt sie am Samstag auf dem Podium im Saal der Stadtbibliothek. »Aber am Ende gucken sich die Jungs ganz schön um.«
Gerade hat die Ministerin den Entwurf eines neues Klimaschutzgesetzes vorgelegt, der es in sich hat. Schon jetzt ist klar: Das Klima in der großen Koalition wird er eher belasten. Im Gesetzentwurf sind sechs Bereiche genannt, für die Einsparziele festgelegt werden sollen – dazu gehören etwa Energie, Verkehr, Landwirtschaft und Bauen, und hinter denen stehen die entsprechenden Ministerien, allesamt in der Hand von CDU und CSU. Zündstoff.
Noch eine wird nach eigenem Bekunden gern unterschätzt. Maria Noichl ist Europaabgeordnete und Bundesvorsitzende der SPD-Frauen. Die Politikerin aus Oberbayern beweist Humor. »Feminismus und Misthaufen sind meine Fachgebiete«, sagt die Sozialdemokratin. Sie sei Mitglied im Gleichstellungs- und im Landwirtschaftsausschuss des EU-Parlaments. Wie lang ihre Dachrinne denn sei, sei sie dort gefragt worden. Dachrinnen-Länge? Das ist bei gestandenen Landwirten das Maß für Stallgrößen. Musste sie erst lernen. Sie habe keinen Stall zu Hause, sei dennoch engagiert bei der Sache, wenn es um das Verbot von Glyphosat oder das Eindämmen von Tiertransporten gehe. Nachhaltig ist für sie, wenn Fleisch oder Milch nicht durch die ganze Welt transportiert, sondern regional produziert und verbraucht wird. Das werde in einer männerdominierten Agrarindustrie aber noch immer nicht gern gehört.
»Wir müssen umdenken«
Laura Mitualla ist Bloggerin und Aktivistin. Man könnte sie auch Influencerin nennen. Ihr so genanntes Blogazine »The OGNC« beschäftigt sich mit Fashion, Beauty, Food und anderen Themen. Der Unterschied sei, dass auf »The OGNC« nur Artikel über Produkte erschienen, die fair produziert worden seien und unserer Umwelt zu Gute kämen, sagt sie über ihre Arbeit. Ihr Credo: »Wir dürfen künftigen Genartionen nicht unseren ganzen Müll hinterlassen.«
So sieht es auch die Kandidatin und Gastgeberin Sally Lisa Starken. »13 Millionen Tonnen Plastik landen jedes Jahr im Meer. Das ist nicht länger hinnehmbar.« Weltweit, vor allem in Afrika, trügen Frauen die Hauptlast der landwirtschaftlichen Produktion, müssten ausbaden, was Männer ihnen vorsetzten. »Wir müssen umdenken«, sagt Starken und blickt auf einen Hoffnungsschimmer: Eine 16-jährige Schülerin aus Schweden, Greta Thunberg, rüttele die Menschen derzeit wach, streike für ein besseres Klima. Eine junge Frau eben.
Startseite