Weltweit schnellste Dampflok macht Sonntag in Bielefeld Station
Ein seltener Pensionsgast
Bielefeld (WB). Sie gilt als schnellste Dampflok der Welt. Dabei ist die 18 201 nicht nur ein Relikt aus alter Zeit, sondern glänzt bis heute vor Schnellzügen. Am 17. Juni übernachtet die Rarität bei den Eisenbahnfreunden in Bielefeld. »Ein ganz normaler Service«, sagt Marco Riffelmann.
Die mehr als 2,30 Meter hohen Treibräder machen die grüne Schönheit mit ihrer aerodynamischen Vollverkleidung der Kesselfront so schnell, aber auch der leistungsstarke Kessel selbst, der seit 1967 mittels einer Ölhauptfeuerung unter Druck gesetzt wird. Die Lokomotive ist heute offiziell ein Denkmal, gehört seit wenigen Jahren dem ehemaligen Profi-Radsportler Christian Goldschagg und ist in Wittenberg stationiert.
Auf dem Rückweg nach Wittenberg ist die Lokomotive auch, wenn sie am Abend des 17. Juni gegen 22 Uhr in Bielefeld erwartet wird. Der Schuppen der Eisenbahnfreunde liegt an der Strecke, weiß Vorsitzender Marco Riffelmann. Allerdings hat die Maschine mit der außergewöhnlichen Leistung auch sonst eine Beziehung zu Bielefeld. Die Nummer 201 der Baureihe 18, wie die Lok in der modernen Registrierungslogik genannt wird, ist eigentlich ein Mix aus drei verschiedenen Maschinen, von denen zumindest eine Bezug zum Betriebswerk Bielefeld hat. Olaf Teubert, Ehrenvorsitzender der Eisenbahnfreunde, kennt diese Schwesterlok 61001.
Eisenbahnfreunde sind stolz
Teubert hat auch engen Kontakt zu Jazz-Pianist Axel Zwingenberger, dem unter anderen Bahnfans zu verdanken ist, dass die Rarität 18 201 die Zeit der Schweißbrenner und des Dampfverbots überlebt hat.
Sonntagabend können aus Sicherheitsgründen nur wenige Fotografen auf das Gelände dicht an die Lok, die samt Doppeltender und Begleitwagen erwartet wird und bis in den Lokschuppen vorfahren wird. Dafür sind die Eisenbahnfreunde an der Stadtheider Straße am Ringlokschuppen am Montag ab acht Uhr auf Gäste eingerichtet. Bis zur Abfahrt gegen 11 Uhr kann die mächtige Maschine aus nächster Nähe bestaunt werden. Die Eisenbahnfreunde macht der Boxenstopp der Bahn-Rarität an ihrem Schuppen stolz. Sie haben die Anlage an der Hauptstrecke samt Drehscheibe aufgearbeitet, präsentieren an einer für die Szene wichtigen Adresse bestens restaurierte Fahrzeuge und verfügen über viel Knowhow bei der technischen Betreuung. So eine Rarität wie die Schnellfahrlok aus Wittenberg haben die Bielefelder allerdings nicht allzu oft zu Gast.
Die Lokomotive war übrigens 1961 im Dampflokwerk Meiningen in Thüringen aus zwei Spenderloks 61002 und H45024 gebaut worden. Man benötigte damals eine Zugmaschine für die Schnell-Testfahrten mit Personenzugwagen der Waggonfabrik. Dabei erreichte die dunkelgrün lackierte Lok Höchstgeschwindigkeiten um 180 Stundenkilometer. Seit 1980 wurde die Lokomotive hauptsächlich vor Traditionszügen eingesetzt. In Bielefeld erwartet wird sie mit zwei Tendern, womit man längere Strecken ohne Wasserfassen schaffen kann. Riffelmann: »In Bielefeld wird Sonntag aber alles kontrolliert und befüllt.«
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