Im Internet wird Bild von 2017 als Schlange in Corona-Zeit ausgegeben
Fake-News mit Ikea-Foto
Bielefeld (WB). Krisenzeiten wie jetzt sind Zeiten für Falschmeldungen. Die sogenannten Fake-News werden schnell für bare Münze genommen, wie ein aktuelles Beispiel aus Bielefeld zeigt. Es geht um ein Bild, auf dem dicht an dicht Menschen vorm Bielefelder Ikea-Möbelhaus stehen. Das Foto wurde mit der Behauptung in sozialen Netzwerken verbreitet, die Situation dokumentiere die Warteschlange ohne jegliche Sicherheitsabstände an diesem Mittwoch bei der Wiederöffnung des großen Geschäfts nach der wochenlangen Zwangsschließung in der Corona-Krise.
Das Fake-Foto eines unbekannten Absenders, der mal eine Ikea-Mitarbeiterin, mal ein Polizist gewesen sein soll, erzielte zunächst den erwünschten Effekt. Die Welle der Empörung in den Internet-Netzwerken schlug hoch. Den Menschen vorm Möbelhaus schien der Mindestsicherheitsabstand in Virus-Zeiten egal zu sein. Wir wollen nur rein zu Ikea, suggerierte das Bild. Ein empörter Facebook-Nutzer erklärte voller Zorn, das Foto an die zuständigen Landesbehörden nach Düsseldorf geschickt zu haben.
Ikea-Foto aus dem Jahr 2017
Tatsächlich wurde das Foto aber nicht an diesem Mittwoch bei der Wiedereröffnung nach der Corona-Zwangspause gemacht. Es stammt vom 2. August 2017 von 9.29 Uhr. Die Aufnahme zeigt die in einer langen Schlange stehenden Gewinner eines Frühstücks, die nach dem Umbau des Bielefelder Ikea-Restaurants auf Einlass warten. Die Ikea Bielefeld-Facebook-Fanseite griff am Mittwochabend, als sich das Fake-Foto immer mehr verbreitete, die Falschmeldung auf und stellte sie mit Angabe des Datums und der Uhrzeit richtig. Wer genau hinschaut, der erkennt, dass das Bild nicht von diesem Mittwoch stammen kann. Die Menschen in der Schlange tragen zum Teil kurze Sommerhosen und T-Shirts, die Bäume zeigen volles Grün. Sommerbekleidung und volles Baumgrün gibt es Ende April nicht.
Bielefelds stellvertretende Ordnungsamtschefin Christiane Krumbholz hatte das Ikea-Möbelhaus am Mittwoch für das vorbildliche Hygienekonzept und deren Umsetzung gelobt. Kontrollen eines Ordnungsamts-Teams, das eigens in den Möbelhäusern der Großstadt auf Streife geht, hätten keine Beanstandungen erbracht. „Es ist bestätigt, dass das ein Fake-Foto ist“, stellt Krumbholz klar. Das hätten Mitarbeiter, die in ihrer Freizeit privat im Möbelhaus gewesen seien und keinen Massenandrang sahen, ihr versichert.
Und was sagt Ikea? „ Die Wiedereröffnung ist ganz zivilisiert gelaufen“, meint Sprecherin Chantal Gilsdorf. Maximal 500 Kunden dürften sich aktuell gleichzeitig im Möbelhaus aufhalten. Statt der behördlich angeordneten zehn würden damit rechnerisch jedem Kunden 20 Quadratmeter Verkaufsfläche gewährt.
Häufung von Fake-News
Der Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch Mimikama beobachtet derweil in der Corona-Krise eine Häufung von Fake-News verschiedener Art im Netz. Nach Kettenbriefen und in falschen Zusammenhang gestellten Fotos oder Videos – so genannte Hybridfakes wie im Fall von Ikea – machten derzeit auch abstruse Verschwörungstheorien die Runde. Statt der in normalen Zeiten üblichen 100 Nutzerhinweise pro Tag erreichten den Verein derzeit im Schnitt 450 Prüfanfragen, sagt der aus Versmold stammende Mimikama-Mitarbeiter Andre Wolf. Die Herkunft von Fotos lasse sich etwa über eine Rückwärtssuche bei Google prüfen, erklärt er.
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