Neue Details zum mutmaßlichen Giftmord
Bielefeld: Ehemann mit Methadon getötet
Bielefeld
Neue Details zum mutmaßlichen Giftmord von Bielefeld: Opfer Tufan Y. soll mit dem Drogenersatzstoff Methadon umgebracht worden sein. Das bestätigte der ermittelnde Staatsanwalt Christopher York.
Dringend tatverdächtig, den Bielefelder ermordet zu haben, sind die Ehefrau des Toten, Selma Y. (50), und ihr damaliger Geliebter Mohammad A. (45). Mohammad A. soll das Methadon beschafft haben, Selma Y. soll das Drogenersatzmittel ihrem Mann heimlich in ein Getränk gemischt haben. Tufan Y. starb am 1. Mai vergangenen Jahres in der Wohnung des Paares im Bielefelder Osten. Der Deutsch-Türke wurde 38 Jahre alt.
Lange Zeit war unklar, wie Tufan Y. ums Leben gekommen ist. Ein sogenanntes Todesermittlungsverfahren, das immer von der Staatsanwaltschaft eingeleitet wird, wenn die Todesursache unklar ist, brachte zunächst keine greifbaren Ergebnisse.
Rechtsmediziner fanden Drogenersatzstoff
Nun haben Experten der Rechtsmedizin Münster Methadon beim Todesopfer nachgewiesen und damit den Anfangsverdacht auf einen Giftmord mit dem Drogenersatzstoff erhärtet. „Die Methadondosis war potenziell toxisch“, zitierte Staatsanwalt York aus dem vorliegendem Gutachten der Rechtsmedizin. Tufan Y. soll also mit Methadon vergiftet worden sein.
Nach Erkenntnissen der Kripoermittler von der Bielefelder Mordkommission „Cocktail“ soll dem Opfer die Ersatzdroge heimtückisch ohne sein Wissen verabreicht worden sein. Von Tufan Y. sei nicht bekannt, dass er jemals auf Methadon angewiesen gewesen sei oder es aus anderen Gründen konsumiert habe, sagte der Staatsanwalt.
Das dringend tatverdächtige Paar sitzt seit Jahresanfang im Gefängnis in Untersuchungshaft. Selma Y. hatte sich am 4. Januar, acht Monate nach dem Tod ihres Mannes, bei der Polizei Bielefeld gestellt. Dabei soll sie den Giftmord an ihrem Ehemann zugegeben haben, hieß es nach Bekanntwerden des mutmaßlichen Tötungsdeliktes von den Ermittlern.
Ihr Geständnis vom Januar habe die dreifache Mutter inzwischen aber widerrufen, sagte Staatsanwalt York am Dienstag. Sie habe nichts mit dem Tod ihres Mannes zu tun, soll die Deutsch-Türkin gesagt haben. Ihr mutmaßlicher Komplize Mohammad A., der das Methadon beschafft haben soll, habe bislang gar keine Angaben zum Mordvorwurf gemacht, erklärte der Staatsanwalt.
Video mit falschen Mordgeständnissen
Der Ex-Geliebte der Bielefelderin, ein Iraner, wurde am 17. Januar in Hamburg von Polizisten gefasst und dann nach Bielefeld ins Gefängnis gebracht. Zwei Tage vor seiner Verhaftung soll der 45-Jährige noch ein gefälschtes Video mit angeblichen Mordgeständnissen der Deutsch-Türkin in einem sozialen Netzwerk hochgeladen haben.
Da saß Selma Y. längst in U-Haft. Die Mutter von zwei erwachsenen Töchtern und einem minderjährigen Sohn und ihr ehemaliger Geliebter aus Hamburg sollen sich nach dem Tod von Tufan Y. tief zerstritten haben.
Ermittlungen der Mordkommission „Cocktail“ gehen weiter
Die Ermittlungen der Bielefelder Mordkommission „Cocktail“ gehen weiter. Es stünden noch weitere Untersuchungsergebnisse der Rechtsmedizin aus, sagte der Staatsanwalt. So solle nach dem Ausschlussverfahren geklärt werden, ob neben Methadon noch weitere Giftstoffe beim mutmaßlichen Mord an Tufan Y. im Spiel waren.
Offen ist zudem die zentrale Frage, warum der Bielefelder zehn Wochen nach der standesamtlichen Trauung mit Selma Y. vergiftet wurde. Wollten ihn die Deutsch-Türkin und Mohammad A. für eine gemeinsame Zukunft aus dem Weg schaffen oder gab es andere Beweggründe? Und was hat die Mutter bewogen, ihren minderjährigen Sohn zurückzulassen und einen Tag nach ihrem 50. Geburtstag bei der Polizei über den Giftmord an ihrem Mann auszupacken?
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