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Bielefelder Jan Böske organisiert von seinem Party-Raum aus Online-Sing-Abende mit Teilnehmern aus ganz Deutschland

Karaoke-Spaß im Lockdown

Bielefeld

Das Discolicht reflektiert von den Wänden, aus den Boxen klingt Musical-Musik, die gute Laune macht. Auf den Punkt genau singen Jan Böske und Anja Wakat den Titel „Love is an open door“ aus Disneys „Die Eisprinzessin“.

Hendrik Uffmann

Mit drei Monitoren, die er im Partyraum seines Hauses aufgebaut hat, moderiert und steuert Jan Böske den Karaoke-Abend. Seine Freundin Anja Wakat singt. Foto: Thomas F. Starke

Als der letzte Ton verklungen ist, schauen sich die beiden lachend an, donnernden Applaus gibt es aber keinen. Begeisterte Zuschauer- und Hörer haben die beiden trotzdem - auf dem Monitor an der Wand gibt es strahlende Gesichter und in die Luft gehobene Arme als optischen Beifall. So startet der Online-Karaoke-Abend, den Jan Böske seit April alle zwei Wochen samstags anbietet - seit Corona den „richtigen“ Karaoke-Partys einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.

Und inzwischen hat der 43-Jährige eine feste Gruppe von Sängerinnen und Sängern längst nicht nur aus Bielefeld, die regelmäßig dabei sind, wenn er von seinem Party-Raum in seinem Haus in Schildesche aus die Abende organisiert. „Soweit ich weiß, bin ich der einzige in Deutschland, der so etwas anbietet“, erklärt Böske.

Angefangen mit dem Singen hat er selbst mit sechs Jahren in einem Kinderchor in Schildesche, wo er bis zum Stimmbruch aktiv war. Wiederentdeckt hat er seine Leidenschaft durch den nebenberuflichen Karaoke-Veranstalter und DJ Vincenzo Baudo, bei dem er vor fünf Jahren anfing zu singen. Kurz darauf moderierte er dann Karaoke-Abende in der „Three-Sixty“-Bar im Neuen Bahnhofsviertel.

Als die Pandemie dann im Frühjahr für den ersten Lockdown sorgte, kam Böske die Idee, es einer Karaoke -Moderatorin aus den USA gleichzutun, die ein Online-Angebot auf die Beine gestellt hatte. Und so rüstete er den Party-Raum mit der notwendigen Technik aus - drei Bildschirme, Mikrofone und Lautsprecher und einen Fundus von 35.000 Titeln. Sein Angebot ist dennoch kostenlos, „für mich ist das einfach ein Hobby“, betont Jan Böske.

Schnell fanden sich ein Liebhaber-Kreis und ein fester Rhythmus für die Online-Angebote, die natürlich ganz anders seien als sie „echten“ Partys, sagt Jan Böske. „Während dabei meist die größte Hemmschwelle ist, sich auf die Bühne zu trauen, ist beim Online-Karaoke manchmal eher die Technik die Herausforderung.“

Denn Plattformen für Online-Konferenzen eigneten sich für das Singen kaum, erläutert der Ingenieur. So organisiert er die Abende „zweigleisig“. Über eine Plattform, die eigentlich für Online-Computerspiele gedacht und damit schneller und leistungsfähiger ist, spielt er Musik und die Texte ein, über ein Konferenz-Programm, das parallel läuft, können sich die Teilnehmer sehen und miteinander unterhalten.

Die Herausforderung sei dann, mit den Zeitverzögerungen durch die Internet-Übertragung zurecht zu kommen. „Manchmal klappt das sehr gut, manchmal ist die Verbindung auch nicht so optimal“, erklärt der 43-Jährige, der zwischendurch immer mal wieder Technik-Tipps gibt. Vor allem aber führt er durch den Abend: Er sortiert die Lied-Wünsche, die die Teilnehmer auswählen und die ihm dann direkt auf einem der Monitore angezeigt werden, und führt durch den Abend, so dass jeder Sänger und jede Sängerin möglichst gleich häufig an der Reihe ist. Und das sei ein großer Vorteil der Online-Karaoke-Abende, so Böske: „In einer Kneipe kommt man vielleicht nur einmal am Abend dran. Hier kann man vier oder fünf Lieder singen.“

Bis nachts um 2 Uhr dauern die Abende meist, manchmal auch noch länger. Und auch die Bandbreite an Musik ist groß: Jens singt die rockige Nummer „Fairytail gone bad“ von Sunrise Avenue, Andrea „Gib mir Sonne“ von Rosenstolz, Manuela „Je t‘aime, mon Amour“ von Claudia Jung. Manche haben sich eigens ein Mikrofon gekauft, bei anderen ist die Technik eher einfach.

Eines aber haben alle gemeinsam: Spaß daran, füreinander zu singen. Wer Lust hat, mitzumachen, kann sich per Mail wenden an [email protected]

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