Insolvenz: Zwei Häuser in OWL von Schließung betroffen
Aus für Galeria-Kaufhof in Paderborn und Karstadt in Bielefeld
Paderborn/Bielefeld
Im Zuge der Insolvenz des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof werden das Karstadt-Haus in Bielefeld und Galeria-Kaufhof in Paderborn geschlossen. Die Zeitpunkte stehen schon fest.
Einst sind sie Konsumtempel und Kundenmagnete in den Einkaufszonen gewesen. Doch dieser Glanz ist längst verblasst, die neue Realität mit der mächtigen Online-Konkurrenz hat den Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof mehr als einmal eingeholt. Dieses Mal ist die Schieflage mit der Schließung von 52 der noch 129 Filialen und dem Komplett-Rückzug aus OWL verbunden.
Die Namen Karstadt und Kaufhof sind in Ostwestfalen-Lippe damit endgültig Geschichte. Das Bielefelder Karstadt-Haus soll zum 31. Januar 2024 den Betrieb einstellen. Das Aus für die Paderborner Kaufhof-Filiale soll bereits zum 30. Juni dieses Jahres erfolgen. Bielefeld und Paderborn sind die letzten bislang verbliebenen Standorte, nachdem das Karstadt-Haus in Gütersloh Ende Januar 2021 die Türen geschlossen hatte.
Schon damals befand sich der Warenhauskonzern – inmitten der Corona-Pandemie – in Existenznot. Und wie heute sollte ein Schutzschirmverfahren das Unternehmen retten. 40 Filialen wurden geschlossen, 4000 Arbeitsplätze gestrichen.
Das Bielefelder Karstadt-Haus rutschte in letzter Minute von der Schließungsliste – dank eines Entgegenkommens des Vermieters. Keine drei Jahre später scheint das Aus für das Traditionshaus nach fast 60 Jahren nun endgültig besiegelt zu sein. Die rund 100 Mitarbeiter wurden am frühen Nachmittag in einer Betriebsversammlung informiert. Währenddessen blieben die Türen geschlossen und die Kunden draußen. Ein Vorgeschmack auf die Zeit ohne Karstadt.
Ein ähnliches Bild in der Galeria-Filiale in Paderborn, die rund 50 Mitarbeiter zählt. Sie sollen die Kündigung zum 30. Juni erhalten. Das laufende Insolvenzverfahren sieht Dreimonatsfristen für Arbeits-, aber auch Mietverträge vor.
Zwischenzeitlich hatte der Detmolder Unternehmer Markus Schön Interesse an einer Übernahme von 47 Standorten signalisiert, war aber vor Weihnachten abgesprungen.
52 von 129 Warenhäusern werden geschlossen
Am Montag (13. März) gab es dann endlich Klarheit: Der Gesamtbetriebsrat des insolventen Unternehmens gab bekannt, dass insgesamt 52 der zuletzt noch verbliebenen 129 Warenhäuser geschlossen werden sollen. „Insgesamt werden somit weit über 5000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verlieren“, berichteten die Arbeitnehmervertreter des Unternehmens am Montag. „Dies ist ein rabenschwarzer Tag“, betonte der Betriebsrat.
Angesichts der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der lokalen Gegebenheiten könnten diese Häuser nicht fortgeführt werden, teilte der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz mit. Das Unternehmen habe intensiv um jeden einzelnen Standort gerungen.
Handelsverband OWL spricht von „schwerem Schlag“
Als „schweren Schlag für die Handelsstandorte Bielefeld und Paderborn“ wertet der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands OWL, Thomas Kunz, die Entscheidung zur Schließung der Galeria-Filialen in OWL. „Beide sind in ihren Städten Frequenzbringer. Unter deren Verlust könnten auch andere Händler leiden.“ Kunz fürchtet, dass die Entscheidung den Städten weh tut“. In Bielefeld sei die Verbundenheit wegen der langen Historie noch größer als in Paderborn.
Galeria Karstadt Kaufhof hat Ende Oktober zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren gesucht. Als Grund für die bedrohliche Lage des Unternehmens nannte Konzernchef Miguel Müllenbach damals in einem Mitarbeiterbrief die explodierenden Energiepreise und die Konsumflaute in Deutschland.
Details zur Kaufhäuser-Schließung im Video - zum Abspielen den Play-Button drücken!
Der Manager ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, dass die erneute Sanierung mit erheblichen Einschnitten in das Filialnetz und einem deutlichen Stellenabbau verbunden sein würde.
Bereits Anfang 2021 und erneut Anfang 2022 musste der Handelsriese angesichts der Pandemie um staatliche Unterstützung bitten. Insgesamt griff der Wirtschaftsstabilisierungsfonds dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit 680 Millionen Euro unter die Arme – ohne Erfolg.
Diese 21 Kaufhäuser schließen zum 30. Juni 2023:
- Celle
- Coburg
- Cottbus
- Duisburg Düsseldorfer Straße
- Erlangen
- Gelsenkirchen
- Hagen
- Hamburg-Harburg
- Hamburg-Wandsbek
- Leipzig Neumarkt
- Leverkusen
- München-Bahnhof
- Neuss
- Nürnberg Königstraße
- Nürnberg-Langwasser
- Offenbach
- Paderborn
- Regensburg Neupfarrplatz
- Saarbrücken am Bahnhof
- Siegen
- Wiesbaden Kirchgasse
Zum 31. Januar 2024 ist die Schließung dieser 31 Filialen geplant:
- Bayreuth
- Berlin-Charlottenburg
- Berlin-Müllerstraße
- Bielefeld
- Braunschweig
- Bremen
- Darmstadt am weißen Turm
- Dortmund
- Düsseldorf Schadowstraße
- Essen
- Esslingen
- Frankfurt Zeil
- Hanau
- Heidelberg Bismarckplatz
- Hildesheim
- Kempten
- Krefeld
- Leonberg
- Limburg
- Lübeck
- Mönchengladbach
- Oldenburg
- Pforzheim
- Reutlingen
- Rosenheim
- Rostock
- Schweinfurt
- Siegburg
- Stuttgart-Eberhard-Straße
- Viernheim-RNZ
- Wuppertal.
Den Plänen zufolge sollen die fortgeführten 77 Filialen binnen drei Jahren umfassend modernisiert werden. Der Konzern will sich vor allem auf Bekleidung, Schönheitspflege und Wohn-Accessoires konzentrieren. „Das Warenhaus in Deutschland hat damit eine Zukunft“, sagte Galeria-Chef Miguel Müllenbach. Zuvor muss aber die Gläubigerversammlung am 27. März grünes Licht geben. Lehnt sie den Insolvenzplan ab, droht Galeria das sofortige Aus.