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Seit dem 1. September sind alle Ermittlungen aus Ostwestfalen-Lippe gebündelt

Kripo Bielefeld überprüft 50 neue Missbrauchsanzeigen

Bielefeld

Nordrhein-Westfalen hat die Zuständigkeit der Polizei bei Ermittlungen in Sachen Kindesmissbrauch in 16 Behörden gebündelt. So ist das Polizeipräsidium Bielefeld seit dem 1. September zentral für alle Fälle in Ostwestfalen-Lippe zuständig.

Christian Althoff

In einem Nebenraum des Vernehmungszimmers wird die Befragung von Kindern an Bildschirmen verfolgt und aufgezeichnet. Foto: Christian Althoff

Nordrhein-Westfalen hat die Zuständigkeit der Polizei bei Ermittlungen in Sachen Kindesmissbrauch in 16 Behörden gebündelt. So ist das Polizeipräsidium Bielefeld seit dem 1. September zentral für alle Fälle in Ostwestfalen-Lippe zuständig.

Eltern, Lehrer, Nachbarn – wer auch immer einen Verdacht hat, kann sich weiter an seine Polizei vor Ort wenden. Die leitet die Hinweise dann nach Bielefeld weiter, wo mutmaßliche Opfer befragt und Zeugen vernommen werden. Verfahren, bei denen es um mögliche Sexualstraftaten gegen Erwachsene geht, werden weiter in den einzelnen Kreispolizeibehörden bearbeitet.

Nach Informationen dieser Zeitung haben die sechs Kreispolizeibehörden Höxter, Paderborn, Gütersloh, Lippe, Herford und Minden-Lübbecke in den ersten drei Monaten nach Einführung der Neuorganisation fast 50 Missbrauchsanzeigen an das Polizeipräsidium Bielefeld abgegeben. Dazu kommen noch die Anzeigen, die in Bielefeld selbst erstattet wurden, zu deren Zahl das Polizeipräsidium aber Angaben verweigert.

In einem kindgerecht eingerichteten Raum werden die mutmaßlichen Opfer befragt. Foto: Christian Althoff

Für die Befragung kindlicher Opfer gibt es im Präsidium ein entsprechend eingerichtetes Zimmer, aus dem Videokameras die Vernehmung in einen Nebenraum übertragen. Dort sitzt ein Beamter oder eine Beamtin vor Bildschirmen und verfolgt die Befragung.

Kommissariat 12 heißt die Einheit, die in Bielefeld nun für die Missbrauchsverfahren zuständig ist. Im KK 12, das von Ute Teichmann geleitet wird, arbeiten 20 Frauen und Männer – überwiegend Kriminalbeamte, aber auch eine Handvoll Angestellte, die für die Auswertung sichergestellter Fotos und Videos zuständig sind. Auch diese Arbeit hat das Innenministerium neu organisiert. Stellt zum Beispiel das Polizeipräsidium Bielefeld bei Verdächtigen Handys, Festplatten, USB-Sticks und andere Speichermedien sicher, werden Kopien davon ans Landeskriminalamt (LKA) nach Düsseldorf geschickt. Wird dort bei der Auswertung sogenannte Kinder- oder Jugendpornographie entdeckt, filtert das LKA jene Bilder heraus, die oft schon seit Jahren aus anderen Fällen bekannt sind. Nur die neuen Bilder werden zurück nach Bielefeld geschickt. So wird verhindert, dass altbekanntes Material die ohnehin oft überlasteten Auswerter unnötig beschäftigt. Aktuell ist die Zentrale Auswerte- und Sammelstelle Kinderpornographie beim LKA mit etwa 4500 Verfahren aus fast allen Behörden Nordrhein-Westfalen befasst.

Ute Teichmann leitet das Kommissariat 12, das seit dem 1. September zentral für Kindesmissbrauchs-Ermittlungen in Ostwestfalen-Lippe zuständig ist. Foto: Christian Althoff

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte die Verfolgung von Kindesmissbrauch 2019 zu einem künftigen Arbeitsschwerpunkt der Kripo erklärt. Von ihm stammt das Zitat, Kindesmissbrauch sei für ihn wie Mord. Denn oft beende Missbrauch das Leben von Kindern – nicht körperlich, aber seelisch.

2019 war die Zahl der bekanntgewordenen Missbrauchsfälle in Nordrhein-Westfalen um 15,8 Prozent gestiegen, und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Im ersten Halbjahr 2020 registrierte das LKA nach Angaben seines Präsidenten Ingo Wünsch noch einmal ein Plus von fast 16 Prozent.

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