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Pilotprojekt von Straßen-NRW startet in Ostwestfalen-Lippe

Laser-Fahrzeug prüft Radwege

Bielefeld (WB). Das Quad-ähnliche Fahrzeug ist ein Sonderbau – für eine besondere Aufgabe: Es soll die Radwege entlang der Bundes- und Landesstraßen in NRW scannen. Feinste Risse bis tief in den Boden sollen somit frühzeitig erkannt werden. OWL ist Modellregion. Rund 910 Kilometer Radweg werden hier in den folgenden Wochen genau unter die Lupe genommen.

Paul Edgar Fels

Der kompakte „Buggy” tastet mit Lasern die Fahrbahn ab und erstellt so ein Längsprofil des jeweiligen Radwegs. Front- und Rückkameras auf dem Dach machen zudem alle fünf Meter Übersichtsaufnahmen des Radweges sowie der Umgebungssituation.

Ab nächster Woche startet das Projekt im Kreis Gütersloh. Erstmals werde der Zustand von Radwegen in einer Region systematisch erfasst und bewertet, betonte am Dienstag Sven Johanning, Sprecher von Straßen-NRW. Ende des Jahres solle die Datenerfassung beendet sein. Die ersten Ergebnisse erhofft sich der Landesbetrieb für das erste Quartal kommenden Jahres.

Rangliste der schlimmsten Schäden

Die Ergebnisse fließen dann in eine Rangliste mit den notwendigen Sanierungen ein. Auftraggeber ist der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen – kurz Straßen-NRW. Er ist Teil der Landesverwaltung und plant, baut und betreibt Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen in NRW. Die Behörde (etwa 5.600 Beschäftigte) will mit dem Scannen der Radwege auch Geld sparen. Zunächst aber kostet die Messung für ganz NRW rund 500.000 Euro.

„Unser Ziel ist ein effizientes Erhaltungsmanagement. Dazu brauchen wir zunächst einmal einen detaillierten und objektiven Überblick“, sagt Straßen-NRW-Direktor Dr. Sascha Kaiser. „Wir wollen am richtigen Ort, mit dem richtigen Aufwand und zum richtigen Zeitpunkt tätig werden – auch auf Radwegen.“ Als Begründung führt er an, dass das Fahrrad zunehmend an Bedeutung gewinne und längst mehr als ein reines Freizeitvergnügen sei. Kaiser: „Dieser Entwicklung wollen wir mit dem Pilotprojekt Rechnung tragen.”

Auf den Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen sei so eine Zustandserfassung mit anschließender Bewertung seit vielen Jahren Standard. Sie liefere wesentliche Daten für eine systematische Straßenerhaltung. Zudem ermögliche die Datenerhebung eine Einstufung nach Dringlichkeit sowie eine bedarfsorientierte Verteilung der finanziellen Mittel.

Das Sonderfahrzeug ist schon rein optisch ein außergewöhnlicher Hingucker. Tatsächlich hat der kompakte „Buggy” auch technisch einige Besonderheiten zu bieten. Mit Lasern tastet der Wagen die Strecke durchgehend ab und erstellt so ein Längsprofil vom jeweiligen Radweg. Front- und Rückkameras auf dem Dach machen zudem alle fünf Meter Übersichtsaufnahmen des Radweges sowie der Umgebungssituation. Eine senkrecht auf die Radwegoberfläche filmende Kamera am Heck des Messfahrzeuges dokumentiert lückenlos Oberflächenschäden.

Messung im laufenden Verkehr

Gemessen und fotografiert wird im laufenden Verkehr. Sperrungen von Radwegen sind in der Regel nicht vorgesehen. Wann genau ein Radweg in den nächsten Wochen abgefahren wird, hängt unter anderem von der Witterung ab. „Es geht nur bei trockenem Wetter“, sagt Johanning. Damit ein aussagekräftiges Bild von der Oberfläche entsteht, dürfe auch nicht zu viel Laub auf dem Weg liegen. Auch Schnee oder Eis wären hinderlich.

Ist die Erfassung abgeschlossen, folgt die Auswertung durch speziell geschultes Personal einer Fachfirma. Ist ein Radweg eben oder wellig? Gibt es Risse, Flickstellen oder andere Schadensmerkmale? Liegen Erhebungen durch Baumwurzeln vor?

Erst dann folge als Schritt 2 die Sanierung. Wo die Schäden groß sind, wird zuerst repartiert. Dafür werde eine Rangliste erstellt. Dass sämtliche Reparaturen 2021 erledigt sind, ist nicht zu erwarten. In diesem Jahr hat Straßen-NRW 15 Radwege in OWL (ohne Paderborn und Höxter) saniert und dafür eine Million Euro aufgewendet. In ganz NRW gibt es rund 7.200 Kilometer Radweg allein an Bundes- und Landesstraßen. Hinzu kommen die viele Radwege, für die die Kommunen zuständig sind.

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