Erste Aktion der „Letzten Generation“ in der OWL-Metropole
Protest in Bielefeld: „Klima-Kleber“ blockieren Straße
Bielefeld
Radikale Klima-Aktivisten der Gruppe „Letzten Generation“ haben im Feierabendverkehr auf der Kreuzstraße in Bielefeld protestiert. Um den Verkehr am Montagabend lahmzulegen, setzte und klebte sich die Gruppe mit Bannern auf die Fahrbahn, bis die Polizei die Aktion nach etwa 40 Minuten beendete.
Es ist die erste Aktion der umstrittenen Gruppierung in Bielefeld. Mit Warnwesten und Bannern blockierten die Aktivisten ab 18.10 Uhr die Kreuzstraße in Höhe des Bielefelder Naturkundemuseums in Richtung Landgericht.
Während die Fußgängerampel für Autofahrer Rotlicht zeigte, traten die vier Aktivisten auf die Straße. Schnell staute es sich, Autofahrer fuhren über den Gehweg, es folgten Wortgefechte und ein Hupkonzert.
Die Aktivisten gaben an, so lange die Straße zu blockieren, bis sie von der Polizei weggetragen werden. Und die traf bereits nach wenigen Minuten ein. Die Aktivisten klebten sich mit Sekundenkleber auf der Fahrbahn fest, bis sie gegen 18.50 Uhr mit Pinsel und Speiseöl von Polizisten losgelöst wurden.
Nach wenigen Minuten leiteten Polizisten die Autofahrer über den Gehweg an der Fußgängerampel um, die Kreuzstraße wurde ab dem Adenauerplatz gesperrt. Der Verkehr wurde über die Gadderbaumer Straße abgeleitet. Es kam zum Verkehrskollaps unweit der Richtung Brackwede gesperrten Artur-Ladebeck-Straße.
Die Aktivisten waren aus Bielefeld, Bremen, Oldenburg und Prag angereist. Ihnen geht es nicht um den Autoverkehr als solchen, sie wollen nach eigenen Angaben für weniger CO2-Emmissonen protestieren und für das 9-Euro-Ticket für Bus und Bahn werben.
Die Banner der Gruppe wurden sichergestellt. Die Polizisten, die mit sechs Streifenwagenbesatzungen im Einsatz waren, nahmen die Personalien der Beteiligten auf und erteilten Platzverweise.
Gegen die sogenannten Klima-Kleber wurden außerdem Strafanzeigen wegen des Verdachts der Nötigung im Straßenverkehr gestellt. Gegen 19.10 Uhr war die Fahrbahn von Klebe- und Speiseölresten gereinigt, die Kreuzstraße wurde wieder freigegeben.
Während des Protestes skandierten Autofahrer auf der Gegenspur in Richtung Adenauerplatz bei der Vorbeifahrt immer wieder Parolen und äußerten gegenüber den Aktivisten ihren Unmut. Das gefährliche Gaffen und Drosseln der Geschwindigkeit wurde zwei Autofahrern zum Verhängnis: es kam zum Auffahrunfall, es blieb bei Blechschäden.
Seit Anfang 2022 blockiert die „Letzte Generation“ immer wieder Autobahnausfahrten und Straßenkreuzungen in Berlin und anderen Städten, in dem sich Mitglieder auf dem Asphalt festkleben. Dazu kamen Störaktionen in Museen und zuletzt Blockadeaktionen auf dem Berliner und Münchner Flughafen.
„Maximale Störung der öffentlichen Ordnung“
In Berlin gibt es mehr als 1500 Anzeigen und mehr als 700 Ermittlungsverfahren. Die Justiz hat etwa 350 mutmaßliche Blockierer namentlich erfasst. In Berlin und München wurden inzwischen viele Geldstrafen verhängt.
Mehrfach hatte die „Letzte Generation“ eine „maximale Störung der öffentlichen Ordnung“ angekündigt. Man ziele auf die „Adern der Gesellschaft“, etwa Verkehrsverbindungen - und „dort wird es weiter an allen Ecken und Enden Unterbrechungen geben“, sagte einer der Mitgründer der Gruppe Anfang Dezember.
Eine Sprecherin betonte damals: „Der Widerstand wird stärker werden. Und er hört auch nicht an Weihnachten auf, und auch nicht im neuen Jahr.“