Elternvertreter in Bielefeld sehen Kita-Fahrplan in NRW mit gemischten Gefühlen
„Lichtblick, aber keine Lösung“
Bielefeld (WB). Ein Fortschritt, aber noch keine Lösung – so beurteilen die Bielefelder Eltern von Kita-Kindern den am Freitag von NRW-Familienminister Joachim Stamp vorgestellten Fahrplan für die Öffnung der Kindertagesstätten im Land.
„Es ist zunächst einmal positiv, dass es einen solchen Fahrplan gibt und wir als Eltern von Kita-Kindern endlich wahrgenommen werden“, erklärt Susann Purucker, Vorsitzende des Jugendamtselternbeirates (JAEB) Bielefeld. Mit der Aufnahme von Kindern mit einem sonderpädagogischen Förderungsbedarf oder mit Behinderungen in einer ersten Stufe ab Donnerstag wäre eine zentrale Forderung der Landeselternschaft erfüllt worden, so Purucker. Auch die Möglichkeit der Treffen oder der privaten Betreuung von mehreren Kitakindern sei positiv zu bewerten. Sie geht davon aus, dass sich die Eltern verantwortlich verhalten werden und sich an die Regelungen halten.
Auch wenn von Juni an die Kitas für alle Kinder wieder geöffnet werden – allerdings nur für zwei Tage in der Woche pro Kind – laste die Betreuung des Nachwuchses weiterhin auf den Schultern der Eltern. Dies sei gerade in Familien, in denen beide Elternteile im Home Office arbeiten würden, ein großes Problem. „Sie haben dann zwar immerhin zwei Tage in der Woche, um einmal durchzuatmen, aber die grundsätzliche Belastung bleibt“, ist sich Susann Purucker sicher. In der Vergangenheit habe den Jugendamtselternbeirat viele Klagen von überlasteten Eltern erreicht. Purucker: „Viele Eltern sind am Rande der Belastbarkeit angekommen. Dieser Fahrplan zur Kita-Öffnung ist zwar ein Lichtblick, aber viele Eltern fühlen sich weiterhin zurückgelassen.“
Die Vorsitzende des JAEB fordert daher eine finanzielle Entschädigung für Familien mit kleineren Kindern, etwa ein doppeltes Kindergeld oder ein „Corona-Elterngeld“. „Schließlich haben nicht wenige erhebliche finanzielle Mehrbelastungen, sind zudem Köchin, Lehrerin, Erzieherin und mehr“, so Susann Purucker. Besonders schwer hätten es studierende Eltern mit kleinen Kindern, die nicht als systemrelevant eingestuft werden und daher ihr Studium kaum fortsetzen könnten. „Dieses Problem hätte man angehen müssen.“
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