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Unterwegs in Bielefeld: Wie viele tragen sie, wie viele nicht?

Maskenpflicht: der Zehn-Minuten Schnelltest

Bielefeld (WB). Es ist Tag 1 der Maskenpflicht in weiten Teilen der Innenstadt. Benjamin Meyer vom Ordnungsamt ist in der Niedernstraße unterwegs, als sein Telefon klingelt. Er wird zum Einsatz gerufen: „Gleich kommt eine Hochzeitsgesellschaft auf den Rathausvorplatz.“ Gemeinsam mit Jörg Zemsen (Polizei Bielefeld) und Maximilian Depenbrock, Anwärter für den Mittleren Dienst, geht’s also Richtung Rathaus.

André Best

Maskenkontrolle: Mitarbeiter des Ordnungsamtes und der Polizei erinnern die Bielefelder an das Tragen des Mund-Nase-Schutzes. Bußgelder werden nicht erhoben. Überwiegend verhalten sich die Bielefelder vorbildlich. Foto: Bernhard Pierel

Keine große Hochzeitsgesellschaft. In Bielefeld dürfen es aktuell ohnehin nur maximal 25 Gäste sein, die sich draußen bei einem solchen Anlass gemeinsam aufhalten dürfen. Es scheint, als würde etwa diese Zahl an Gästen anwesend sein. Das Gute ist: Alle tragen eine Maske. Für die Fotos ist das zwar nicht der Hit, aber das Verhalten der Hochzeitsgäste an diesem Tag ist vorbildlich. Benjamin Meyer und Jörg Zemsen können auf Abstand bleiben. „Kein Problem – wir ziehen weiter“, zeigen sich die beiden zufrieden.

Gibt es Ignoranten?

Es ist zum Glück trocken. So macht der Einsatz für das „Corona-Team“ durchaus Spaß – auch, weil es quasi keine Ignoranten gibt. Regen wäre auch ungemütlich geworden – zudem wären die Menschen dann möglicherweise grimmiger. Der Regen folgte dann am Nachmittag. Dennoch sind die Menschen offenbar nicht schlecht gelaunt. Manch einer lobt auch die Arbeit des Ordnungsamts und der Polizei. Vier Gruppen mit je zwei Mitarbeitern sind an diesem Dienstagmorgen in der Stadt unterwegs. Darüber hinaus fährt Polizeikommissarin Daniela Holt-apel (30) einige Stellen mit dem Fahrrad ab.

Gibt es Unwissende?

Wer sich in den Fußgängerzonen aufhält, stellt sofort fest: Die Bielefelder verhalten sich überwiegend korrekt. „Ja, es ist sehr entspannt“, sagt Jörg Zemsen. Der Polizist ist ein „alter Hase“. Als ihn eine Frau mit Mund-Nase-Schutz anspricht, dass die Menschen ja durch ihr Immunsystem geschützt und viele angesichts der verschärften Regeln sehr kritisch seien, informiert er die Dame über Zahlen und auch die Ansteckungsgefahr. Der Polizist ist hervorragend informiert. Er bleibt freundlich, ruhig, verbindlich. Ohne große Worte ist jedem klipp und klar: Ohne Maske – das lässt der Polizeibeamte nicht zu. Die Frau diskutiert munter mit ihm. So muss es sein. Eine Eskalation braucht niemand. Restlos einsichtig ist die Passantin zwar nicht. Zumindest erwähnt sie, dass sie den Job der Ordnungskräfte nicht machen wolle und geht weiter, mit Maske auf der Nase. Knapp 200 Passanten, die keine Maske tragen, werden von den Teams angesprochen. Bis auf eine Ausnahme sind die Menschen einsichtig. Insbesondere Auswärtige wussten bislang offenbar noch nicht, dass Bielefeld Risikogebiet ist.

Wie viele sind „oben ohne” unterwegs?

Wir machen zwei Mal den Zehn-Minuten-Schnelltest: Gegen 11.30 Uhr zählen wir in der Bahnhofstraße die Menschen, die an uns vorbeigehen. Das Ordnungsamt und die Polizei sind längst wieder weg. Der Test soll echt sein, die Ignoranten sollen nicht gewarnt werden. Ergebnis: An diesem Vormittag sind es innerhalb von zehn Minuten 146 Passanten, die an uns vorbeigehen. Und wie viele haben davon einen Mund-Nase-Schutz getragen? Exakt 131. Knapp 90 Prozent.

Am Nachmittag machen wir den Test noch einmal. Uhrzeit 15.20 Uhr, wieder zehn Minuten, erneut in der Bahnhofstraße nähe Karstadt. Von 340 Menschen tragen 276 eine Maske – 64 sind „oben ohne“. Immerhin 81 Prozent.

Gibt es Ausnahmen?

Unser Ergebnis deckt sich mit den Beobachtungen des Ordnungsamtes und der Polizei: Der erste Tag ist gut gelaufen. Manche Brillen einiger Menschen sind zwar beschlagen, nicht jede Maske sitzt einwandfrei, aber das ändert nichts an der guten Bilanz. Sogar viele Kinder haben sich spitze verhalten. Die Pflicht zum Tragen der Mund-Nase-Bedeckung gilt für sie bis zum Schuleintritt bekanntlich nicht. Menschen, die aus medizinischen Gründen keine Mund-Nase-Bedeckung tragen können, sind ebenso davon befreit. Das ist durch ein ärztliches Zeugnis nachzuweisen, das auf Verlangen vorzuzeigen ist.

In den nächsten Tagen werden in der Innenstadt und auf Wochenmärkten Schilder aufgestellt, die an die neue Maskenpflicht erinnern sollen. Die Stadt hat dafür eine Agentur beauftragt. „So etwas gibt es ja nicht zu kaufen“, sagt Stadtsprecher Daniel Steinmeier. Wie groß sie werden? „In Wahlplakatgröße – und in Bielefeld-Rot. “

Mit dem Virus zurück aus dem Urlaub

Der Anteil der positiv getesteten Reiserückkehrer steigt deutlich. Mehr als die Hälfte der 33 Neuinfizierten sind Menschen, die von Reisen zurückgekehrt sind.

Aktuell befinden sich in den Bielefelder Krankenhäusern 15 Covid-19-Patienten, vier davon liegen auf der Intensivstation und drei werden auch beatmet.

Die Stadt wird ab sofort zwei mal wöchentlich über die aktuellen Krankenhaus-Coronazahlen informieren, jeweils dienstags und freitags.

Die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Bielefelder ist auf 1292 gestiegen. Aktuell infektiös sind 255 Menschen und damit 24 mehr als am Vortag.

1028 Menschen sind mittlerweile genesen – das sind neun mehr als am Montag.

In Quarantäne befinden sich 1379 Menschen, das sind 31 mehr als am Vortag.

Die Neuinfektionsrate in den vergangenen sieben Tagen ist auf 61,6 pro 100.000 Einwohner gestiegen, das entspricht 206 Neuinfizierten.

Ein Kommentar zum Thema.

Warum Solidarität jetzt wichtig ist.

Keine Strafen: Polizeikommissarin Daniela Holtapel (30) ist in der Stadt mit dem Fahrrad unterwegs. Foto: André Best
Gute Gespräche: (von links) Maximilian Depenbrock, Benjamin Meyer (Ordnungsamt) und Jörg Zemsen (Polizei). Foto: André Best
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