Das Bündnis gegen Rechts setzt ein deutliches Zeichen – Biegida kann kaum Anhänger mobilisieren
Maxi-Aufmarsch gegen Mini-Demo
Bielefeld (WB). 3500 Demonstranten des »Bündnisses gegen Rechts« haben Montag-Abend für ein buntes und weltoffenes Bielefeld demonstriert. Dagegen kamen nur 19 Menschen zur ersten Demo der Biegida-Islamkritiker.
Dank eines massiven Polizeiaufgebotes – im Einsatz waren Polizei-Hundertschaften aus Bielefeld, Bochum, Dortmund, Mönchengladbach, Münster, Köln, ein Polizeihubschrauber sowie die Landesreiterstaffel Bochum – kam es nur zu kleineren Zwischenfällen.
Auf einer Entfernung von weniger als 75 Metern standen sich kurz nach 19 Uhr beide Gruppen gegenüber: die Demonstranten des Bündnisses gegen Rechts, unter ihnen auch Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD) an der Einmündung der Ziegelstraße in die Heeper Straße. Die Biegida-Rechtspopulisten (»Bielefelder gegen die Islamisierung des Abendlandes«) bezogen kurz dahinter auf der Heeper Straße in Höhe einer Tankstelle Aufstellung.
Versuch Polizeiabsperrung zu durchbrechen
Eigentlich hätten sich die Bündnis-Demonstranten auf der Rasenfläche am Zugang zum Festplatz an der Radrennbahn versammeln sollen. Doch nach ihrem Demonstrationszug vom Ostbahnhof zum Kundgebungsplatz drängten einige gleich zur Polizeiabsperrung und versuchten diese zu durchbrechen, was von den Einsatzkräften verhindert wurde.
Zwei weitere Durchbruchversuche gab es am 1,9 Kilometer langen Marschweg der Biegida an der Heeper Straße. Mit Samba-Trommeln, Triller-Pfeifen und »Nazis raus!«-Rufen störten Bündnis-Demonstranten die Auftakt-Kundgebung der Biegida-Leute. Vier Biegida-Anhänger schwenkten derweil Deutschland-Fahnen in Richtung ihrer Gegner.
»Wir brauchen eine Willkommenskultur«
»Ich fände es gut, wenn auch auf unserer Seite Deutschland-Fahnen geschwenkt würden«, sagte bei der Kundgebung des Bündnisses die Schauspielerin Carmen Priego vom Theater Bielefeld. »Wir wollen doch die Deutungshoheit, was Deutschland ausmacht, nicht den Rechten überlassen.«
Zu den Rednerinnen der Bündnis-Kundgebung gehörte auch die 80-jährige Helga Sielemann, Vorsitzende des Siedlungsbeirates der Wohnungsgenossenschaft Freie Scholle, deren Siedlung »Auf dem langen Kampe« am Demonstrationsort liegt. »Wir brauchen eine Willkommenskultur und keine Ablehnung«, sagte sie angesichts der vielen Flüchtlinge, die jetzt auch nach Bielefeld kommen.
Spenden für Flüchtlinge
»Ich verstehe nicht, dass Faschisten in Deutschland auf die Straße gehen dürfen«, rief die Künstlerin Raphaela Kula unter dem Beifall der Kundgebungsteilnehmer. Auch Kathrin Dallwitz vom Arbeitskreis Asyl ergriff das Wort, bat um Spenden für die Flüchtlinge.
Borgartz kündigt weitere Demos an
Melanie Dittmer, Hauptrednerin und führender Kopf der Biegida-Demo, erstattete Anzeige wegen Beleidigung, nachdem eine Anwohnerin der Heeper Straße aus einem Fenster heraus den Rechtspopulisten den gestreckten Mittelfinger gezeigt hatte. Außerdem drohte Dittmer Stadt und Polizei mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht, als etwa 120 Linksautonome kurz vor der Ecke Heeper-/Brückenstraße lauthals Parolen gegen die Rechtspopulisten skandierten und deren Redebeiträge übertönten.
Thomas Borgartz, Anmelder der als »Spaziergang« deklarierten Biegida-Demo, kündigte weitere derartige Veranstaltungen hier und in Nachbarstädten an. Er verwahrte sich dagegen, dass Biegida in die rechtsextreme Ecke gerückt werde: »Mit Nazis möchten wir nichts zu tun haben.«
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