Bezirksvertretung will Erhaltungssatzung für Ortskern und Bebauungspläne anpassen
Mehr Schutz für Schildesches Mitte
Schildesche (WB). Der Schildescher Ortskern ist reich an historischer Bausubstanz. Wie diese am besten geschützt und der Charakter des Stadtteilzentrum erhalten werden kann, ist aktuell allerdings nur unklar geregelt.
Denn es gibt Widersprüche zwischen einer Erhaltungssatzung, die für den Schildescher Ortskern in den 1990er Jahren beschlossen wurde, und den gültigen Bebauungsplänen, die noch aus den 70er Jahren stammen. Wie schwierig darüber hinaus Fragen des Denkmalschutzes sind, zeigt sich gerade an dem Haus Johannisstraße 23, an dem derzeit der Umbau läuft.
Bereits seit Jahren gibt es, wie berichtet, Bemühungen, den Schutz des Ortskerns rund um die Stiftkirche besser festzuschreiben. Doch bislang stocken alle Verfahren – auch, weil es im städtischen Bauamt nicht genügend Kapazitäten gibt, um neue Bebauungspläne für den Bereich aufzustellen. Das hat nun Ascan von Neumann-Cosel, Abteilungsleiter für den Denkmalschutz im Bauamt, erneut den Schildescher Bezirksvertretern erklärt.
B-Pläne aus den 70er Jahren
Hintergrund ist, dass die beiden Bebauungspläne für das Schildescher Zentrum noch aus den 70er Jahren stammen, als die autogerechte Stadt das Ziel der Stadtplanung war. In den 90er Jahren war dann eine Erhaltungssatzung für den Ortskern beschlossen worden. Um festzustellen, wie viele der Gebäude erhaltens- und schützenswert sind, wurde der gesamte Gebäude-, Baum und Straßenbestand dokumentiert. Dabei seien mehr als 700 Gebäude identifiziert worden, die potenziell denkmalwürdig sein könnten, so von Neumann-Cosel.
Bereits seit 2010 läuft auch das Verfahren für einen neuen Bebauungsplan für den Ortskern Schildesche. In diesem soll „eine behutsame und maßvolle Nachverdichtung im zentralen Bereich von Schildesche“ untersucht werden. Darüber hinaus soll aber auch die „bestehende Gestaltungsqualität“ gewahrt werden.
Prüfauftrag ans Bauamt
Bis heute allerdings sind diese neuen Bebauungspläne nicht entwickelt worden, so dass es nach wie vor „eine erhebliche Diskrepanz“ zwischen den Bebauungsplänen und der Erhaltungssatzung gebe, so Bezirksbürgermeister Martin Sauer (Grüne).
Im Bauamt gebe es aber so viel Arbeit dass die Neuaufstellung der B-Pläne für Schildesche auf einer Prioritätenlisten weiter hinten stehe, erläuterte Ascan von Neumann-Cosel. Deshalb hat die Schildescher Bezirksvertretung nun nach einem Antrag der Grünen und Linken einstimmig beschlossen, dass die Verwaltung prüft, ob die Bearbeitung der Bebauungspläne für den Schildescher Ortskern vorgezogen werden kann.
Streit um Johannisstraße 23
Unterdessen gibt es eine konkrete Auseinandersetzung um das Haus an der Johannisstraße 23. Dieses war 1817 errichtet worden, 1908 wurde ein Ladenlokal auf der Vorderseite eingerichtet.
In dem markanten Gebäude, in dem später das Geschäft Fisch-Adam als eine Schildescher »Institution« bekannt wurde, betrieb die jüdische Familie Grünewald eine Schlachterei mit Verkauf. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurden die Schaufensterscheiben eingeschlagen – und für den Schaden mussten die Grünewalds selbst aufkommen.
Pauline Grünewald wurde zusammen mit weiteren Schildescher Juden, die in dem Haus zwangsweise untergebracht waren, deportiert und ermordet. Im März 2019 waren deshalb „Stolpersteine“ vor dem Haus verlegt worden, um an die ermordeten Bewohner zu erinnern.
Bereits 2013 sei das Gebäude jedoch als nicht denkmalwürdig eingestuft worden, erklärt Ascan von Neumann-Cosel, trotz der „ortsgeschichtlichen Bedeutung“. „Denn die Geschichte des Haues und der Bewohner ist an dem Gebäude nicht ablesbar.“
Heinz Hilker, der sich intensiv mit der jüdischen Geschichte befasst hat, sieht dies jedoch anders. „Es hat keine ausreichende Prüfung stattgefunden“, lautet sein Vorwurf. Deshalb hat er eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Denkmalschutzbehörden beim NRW-Innenministerium gestellt. Dazu, so von Neumann-Cosel, werde jetzt eine Stellungnahme aus Düsseldorf erwartet.
Das Haus wird aktuell allerdings umgebaut, zu sehen ist der neue Dachstuhl, das Innere wurde bereist komplett entkernt. Dass die Arbeiten derzeit ruhen, liege jedoch nicht an der Frage des Denkmalschutzes, betont Ascan von Neumann-Cosel.
Pläne für Info-Stelen
Um auf die historisch bedeutsamen Gebäude hinzuweisen, hat die SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung vorgeschlagen, Informations-Stelen vor den jeweiligen Häusern aufzustellen. Dies sei grundsätzlich möglich, heißt es dazu vom Bauamt. Außerdem könnte in der Schildescher Stadtteilbibliothek eine Ausstellung an die Geschichte des Ortes erinnern.
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