Mit der Stadtbibliothekskarte Bielefeld digital in die Oper
„Onleihe“ erlebt einen Schub
Bielefeld
Die Stadtbibliothek ist im Lockdown, versucht dennoch, den Lesehunger ihrer Kundschaft zu stillen. Und verzeichnet enorme Zuwachsraten. Bibliotheksleiterin Dr. Katja Bartlakowski sagt, dass die „Onleihe“, die Möglichkeit, sich Bücher digital auszuleihen, steigende Zahlen verbuche: „Einen Zuwachs zwischen 35 und 40 Prozent schon im ersten und jetzt erneut im zweiten Lockdown.“
Die elekronische Ausleihe hat einen Bestand von rund 100.000 Titeln – die Lizenzen dafür haben 36 Bibliotheken in OWL gemeinsam erworben – vor drei Jahren waren es erst 71.000 Titel.
„Ja, es hat einen Schub gegeben“, sagt Katja Bartakowski. Romane seien natürlich gefragt, einen großen Zuwachs verzeichne die Stadtbibliothek aber auch bei der Kinder- und Jugendliteratur. Da helfe die Kinderbuch-App „Tigerbooks“. Aber nicht nur digital, sondern auch analog sei stark gefragt. Die Bibliotheks-Chefin betont, es gebe einen Trend hin zum „echten Buch“, das die jungen Leser in Händen halten wollten – sie spricht von einer „digitalen Müdigkeit“. Kinder- und Jugendbücher können auch per Abholservice ins Haus geholt werden, sagt Klaus-Georg Loest, stellvertretender Leiter der Stadtbibliothek. Den Abholservice – die Bücher werden vorher bestellt – nutzten durchschnittlich 100 Kunden pro Tag, sogar am Montag, dem ersten Tag des Schneechaos, seien noch mehr als 20 gekommen, so Loest.
Zugriff auf 3500 Werke klassischer Musik
Die Stadtbibliothek ist seit Mitte Dezember komplett geschlossen, genutzt werde die Zeit unter anderem, um eben die digitalen Angebote zu erweitern. Katja Bartlakowski weist zum Beispiel auf den Streamingdienst Medici.tv hin: „Mit der Bibliothekkarte erhalten Nutzer Zugriff auf mehr als 3500 Werke klassischer Musik und 2000 Videos von Konzerten, Opern, Tanz, Künstlerporträts.“ Dank des städtischen Doppelhaushaltes, ergänzt Loest, sei es in diesem Jahr erstmals möglich, aktuellen Büchernachschub bereits seit Januar zu ordern. Bei einem städtischen Etat, der nur für ein Haushaltsjahr gelte, seien die Mittel frühestens im März frei. Loest: „Da blieb immer eine Zwei-Monats-Lücke.“
Nachdem die Bielefelder Literaturtage mit ihren Autoren-Lesungen im Oktober vor dem „Lockdown light“ noch komplett live, wenn auch mit coronoabedingt kleinem Publikum, durchgeführt wurden, bereitet die Stadtbibliothek zur Zeit den „Lesefrühling“ für Kinder und Jugendliche vor. Der musste 2020 ausfallen. Erarbeitet werde, so Katja Bartlakowski, für alle Fälle ein Digital-Konzept – auch, wenn die Lesereihe mit Kinder- und Jugendbuchautoren erst im Mai stattfinden soll. Weil das Live-Streaming der Lesungen während der Literaturtage im Herbst ein großer Erfolg gewesen sei, denke man daran, ein ähnliches Angebot im „Lesefrühling“ zu machen. Ziel der Veranstaltungsreihe sei es nicht allein, junge Leser mit den Autorinnen und Autoren ihrer Lieblingsbücher bekannt zu machen, sondern auch „unsere Schriftsteller zu unterstützen“. Ob die Autoren zu ihren Lesungen (und für das Streaming) in die Stadtbibliothek kommen oder von zu Hause aus zugeschaltet werden, das, so Katja Bartlakowski, werde „noch austariert“.
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