Tüftler Eduard Wiebe und Andreas Neitzel erfinden Anhängerkupplung für Rollstühle
»Rollikup«: Weltneuheit aus Bielefeld
Bielefeld (WB). Mit einem Anhänger oder einem Koffer am Rollstuhl durch die Gegend fahren: Gibt’s doch gar nicht? Gibt’s doch! Dank des Ideenreichtums der beiden Bielefelder Eduard Wiebe und Andreas Neitzel, die das weltweit erste Kupplungssystem für Rollstühle erfunden haben.
Die beiden kreativen Köpfe des zur Stiftung Lebenshilfe gehörenden Inklusionsunternehmens »Teuto InServ« aus Ummeln haben eine Kupplung entwickelt, dank der es Rollstuhlfahrern möglich ist, kinderleicht und ohne fremde Hilfe einen Anhänger an ihren Rolli zu befestigen. Am kommenden Dienstag, 19. März, wird die Weltneuheit während der Pro7-Sendung »Das Ding des Jahres« einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
Ob Koffer, Fahrrad- oder Kinderanhänger, Laubkorb, Stehbrett oder der ebenfalls selbst entworfene »Rollikup+«-Lastenanhänger: Mit wenigen Handgriffen lässt sich das entsprechende Anhängsel an den Rollstuhl ankuppeln. »Für uns war es wichtig, etwas zu entwickeln, das Rollstuhlfahrern das Leben erleichtert und ihnen neue Möglichkeiten gibt – zum Beispiel beim Einkaufen oder Transport«, erklärt Eduard Wiebe. Den Möglichkeiten seien dabei keine Grenzen gesetzt, denn: Alles, was Rollen hat, kann mitgenommen werden. »Dabei haben wir darauf geachtet, dass die Entriegelung mit einer Hand, im Sitzen und auch blind hinter dem Rücken möglich ist«, berichtet Tüftler Eduard Wiebe.
Die Idee wurde im Jahr 2017 geboren, als ein Rollstuhl-Fahrer beklagte, er wolle seinen Sohn abholen, habe aber keine Möglichkeit dazu, weil es keine Anhänger-Kupplung für Rollis gebe. »Dann habe ich angefangen zu tüfteln«, schmunzelt Wiebe. Das Schwierige sei gewesen, ein Kupplungssystem zu entwickeln, das für möglichst viele Rollstühle anwendbar ist. »Es gibt zig Hersteller und zig Formen von Rollstühlen.« Dank sogenannter Reduzierungsstücke gelang es dem 45-Jährigen und seinem Partner Andreas Neitzel (»Eduard ist der Motor des Ganzen«), ein System zu entwickeln, mit dem man etwa 90 Prozent aller Rollis bestücken kann.
Anfang 2018 war der erste Prototyp fertig. Die Herstellung findet in Kooperation mit der Werkhaus GmbH der Stiftung Lebenshilfe statt. Werkhaus-Betriebsleiter Jens Nierenkerken: »Wir sind der Zulieferer. Entwicklung und Montage finden bei Teuto InServ statt.«
Das erste Eigenprodukt
Das Angebot richtet sich in erster Linie an Aktiv-Rollstuhlfahrer ohne Elektro-Antrieb. Das seien etwa 400.000 von insgesamt 1,6 Millionen Rollstuhlfahrern in Deutschland, erklärt Andreas Neitzel, Geschäftsführer von »Teuto InServ«, und verweist auf das Firmen-Motto: »Für Menschen mit Handicap von Menschen mit Handicap!«
Das Inklusionsunternehmen aus Ummeln mit 35 Mitarbeitern, das in erster Linie als Dienstleiter für die Automobilbranche tätig ist, beschreitet mit dem »Rollikup« (Rollstuhl plus Kupplung) neue Wege. Eduard Wiebe »Es ist unser erstes Eigenprodukt. Wir sind sehr gespannt, was sich daraus entwickelt.«
Bislang gibt es den »Rollikup«, der aus einem Kupplungsteil plus Aufnahmestück besteht, unter dem Verkaufsmotto »Mobil, unabhängig, sicher« nur im Internet zu bestellen. Kostenpunkt: 450 Euro. Mit Blick auf den Auftritt bei der Pro7-Sendung »Das Ding des Jahres« wurden 1000 Stück produziert. »Und auf denen wollen wir natürlich nicht sitzen bleiben«, hoffen die Macher auf rege Abnahme.
Am 19. März bei Pro7
Um ihre Erfindung zu sichern, haben die Bielefelder Gebrauchsmusterschutz, eine Art Vorstufe zum Patent, angemeldet. Auf Fachmessen wurde der »Rollikup« bereits den Verbrauchern vorgestellt, und fand großen Anklang. Nun fiebern Andreas Neitzel (53) und Eduard Wiebe ihrem großen Fernsehauftritt bei der Erfinder- und Gründershow »Das Ding des Jahres« entgegen.
Bei der in Köln aufgezeichneten Pro7-Sendung, die am 19. März (20.15 Uhr) ausgestrahlt wird, müssen sie sich gegen neun Konkurrenten durchsetzen, um sich für das Live-Finale am 26. März zu qualifizieren. Dabei entscheidet neben der Jury (u.a. mit Moderator Joko Winterscheidt und Top-Model Lena Gercke) das Publikum und der TV-Zuschauer über das Weiterkommen. »Wir haben eigentlich schon alles gewonnen, weil wir teilnehmen dürfen«, freut sich Eduard Wiebe, schließlich schafften es aus etwa 1000 Bewerbern nur 56 in die Sendung. Nun hoffen die Macher, dass ihr »Rollikup« so richtig durchstartet!
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