Bielefelder Unternehmen Ceres Vision entwickelt Kontrollgerät, das für mehr Sicherheit sorgen soll
„Rot“ bei fehlendem Mund-Nase-Schutz
Bielefeld
Die Messung dauert nur wenige Sekunden. Wer sein Gesicht vor den „KI-Portier“ hält, erfährt sofort, ob er möglicherweise Fieber hat. Ist die Körpertemperatur höher als normal, leuchtet ein rot unterlegter Warnhinweis auf dem Display auf – ebenso, wenn die derzeit an vielen Orten obligatorische Mund-Nasen-Maske fehlt. Mit neu entwickelten Geräten will die Bielefelder Firma Ceres Vision in Zeiten der Corona-Pandemie für mehr Sicherheit sorgen.
„Eingesetzt werden können die Geräte zum Beispiel an den Eingängen von Apotheken, Arztpraxen, Büroräumen und in Unternehmen“, erklärt Geschäftsführer Thomas Middelmann.
Denn die Temperaturmessung könne dabei helfen, die Verbreitung von Krankheiten einzudämmen, so Middelmann. „Bei den meisten Infektionskrankheiten ist Fieber ein typisches Symptom. Die Rückmeldung des Gerätes erlaubt es dem Nutzer besser einzuschätzen, ob von ihm möglicherweise eine Ansteckungsgefahr ausgeht und er ein Gebäude oder einen Raum lieber nicht betreten sollte.“
Eigentlich entwickelt und produziert das Unternehmen, das 2002 von Absolventen des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Mathematik der Fachhochschule Bielefeld gegründet wurde, Geräte zur Bildverarbeitung und Automatisierung her. Zum Einsatz kommen diese in vielen regionalen und auch intentional tätigen Konzernen, zum Beispiel in der Automobilbranche und in der Lebensmittelherstellung zur Qualitätskontrolle. Zu den Kunden zählen unter anderem Siemens und Volkswagen.
Ein Kunde ist die Hettich-Gruppe mit Hauptsitz in Kirchlengern (Kreis Herford), die auch Gesellschafter der Ceres Vision GmbH ist. „Bei einem Gespräch im Herbst kam dann die Frage auf, ob wir nicht auch Geräte entwickeln könnten, die für mehr Sicherheit beim Einlass der Mitarbeiter sorgen können“, erzählt Thomas Middelmann.
Aus den Komponenten, mit denen das Unternehmen ohnehin arbeitet, stellten die Techniker dann die notwendigen Bauteile zusammen und entwickelten die nötige Software. Das Ergebnis: der „KI Portier“.
Er ist gut 30 Zentimeter hoch und etwa 20 Zentimeter breit. Auf der Vorderseite des Kunststoffgehäuses befindet sich ein Display. Es zeigt das Bild dessen, der in 30 bis 40 Zentimetern Abstand von einer eingebauten Kamera erfasst wurde. Ein Sensor misst zudem die Körpertemperatur mit einer Genauigkeit von 0,2 Grad. Und eine Software ermittelt, ob die Person eine Alltagsmaske trägt.
Darüber hinaus gibt es auch eine kleinere Version des KI Portiers, bei der anstatt des Kamerabildes ein Infrarotbild zu sehen ist. Es stellt verschieden warme Bereiche farbig dar. Der Datenschutz sei bei beiden Geräten gewährleistet, betont Middelmann. „Es werden keine Bilder oder Daten gespeichert oder übertragen.“
Der Betrieb sei einfach, so Middelmann: „Benötigt werden nur ein Stromanschluss und eine Halterung, wenn das Gerät nicht an die Wand montiert werden soll. Es ist keine Vernetzung mit einem Computer notwendig.“
Bei den Standorten der Hettich-Gruppe sollen bis Mitte Januar zunächst 20 „KI Portier“-Geräte dort angebracht werden, wo sich die Mitarbeiter ohnehin mit ihrer Zugangskarte beim Betreten anmelden. Zum Einsatz kommen können sie nach Vorstellungen der Ceres Vision auch in Schulen oder Ämtern, in Einzelhandelsgeschäften und in Arztpraxen, aber auch an der Sicherheitskontrolle an Flughäfen oder beim Einlass in Hotels.
Eine Entlastung könnten die „KI-Portiers“ für die Menschen sein, die an solchen Ort derzeit zum Beispiel kontrollierten, ob die erforderliche Maske getragen werde, sagt Jan M. Böske, bei Ceres Vision für den Bereich Technik und Vertrieb zuständig.
Und auch andere Anwendungsbereiche seien denkbar, etwa in Altenheimen. Middelmann: „Der Infrarotsensor kann zum Beispiel erkennen, ob ein Mensch im Bett oder Sessel sitzt oder auf dem Boden liegt.“ Da lediglich Infrarotbilder eingesetzt würden, könne dies auch völlig anonym geschehen.
Hergestellt werden die „Portier“-Geräte am Firmensitz an der Westerfeldstraße in Schildesche. Bereits jetzt arbeitet Ceres Vision an der Weiterentwicklung. So könnten diese zum Beispiel mit einem Sensor ausgestattet werden, der die CO2-Konzentration in der Luft misst. Jan M. Böske: „Dadurch kann angezeigt werden, wann ein Raum gelüftet werden muss. Das hilft, ein Zuviel von möglicherweise infektiösen Aerosolen zu vermeiden.“
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